PSV Eindhoven in Zukunft ohne Philips

Bei der Meisterfeier war der Philips-Schriftzug noch auf den Trikots zu sehen. Für die nächste Saison muss sich Eindhoven aber nach einem neuen Trikotsponsor umsehen.
Philips zieht sich als Hauptsponsor von PSV zurück und wird nach 32 Jahren von den Trikots verschwinden.

Am Mittwoch verkündete die PSV Eindhoven etwas Historisches: Erstmals nach 34 Jahren wird der Name des Elektronikkonzerns Philips nicht mehr auf den rot-weißen Trikots des Vereins zu finden sein. Philips wird ab der Saison 2015/2016 nicht mehr als Hauptsponsor der Philips Sport Vereinigung auftreten. Der Elektronikkonzern wird seinen Werksklub aber weiterhin finanziell unterstützen, zudem sollen der Name des Vereins und auch der Stadionname – Philips-Stadion – gleich bleiben.

Philips ändert Unternehmensstrategie

Wie viel Philips künftig dem Verein zur Verfügung stellen wird, ist noch nicht bekannt. Bereits 2001 hatte der Konzern seinen Hauptsitz aus dem südniederländischen Eindhoven nach Amsterdam verlegt. Die Philips Sport Vereinigung wurde 1913 für Mitarbeiter des Konzerns gegründet. Für den Elektronikkonzern ist die Entscheidung eine logische Folge durch den radikalen Konzernumbau. Der einstige Glühbirnenhersteller hatte angekündigt, seine Lichtsparte bis 2016 abzustoßen und sich vor allem auf den Bereich Gesundheit zu konzentrieren. „Philips richtet sich viel weniger an Verbraucher und verkauft bereits etwa 70 Prozent seiner Produkte an Unternehmen“, sagte ein Philips-Sprecher.

Die Geschichte des Fußballklubs hängt von Beginn an sehr stark mit jener des Elektronikkonzerns zusammen. Philips wurde Ende des 19. Jahrhunderts als kleiner Familienbetrieb zur Herstellung von Glühbirnen in Eindhoven gegründet. Durch das unternehmerische Geschick der Familienmitglieder wuchs der Betrieb aber sehr rasant an und beschäftigte immer mehr Mitarbeiter. Durch Philips wuchs auch die Einwohnerzahl der Stadt stark an, während Eindhoven 1815 noch ein kleines Dorf mit 2500 Einwohnern war, hatte der Ort 100 Jahre später bereits über 40.000 Einwohner. Ein Großteil davon arbeitete in den Fabriken des Elektronikkonzerns, der sich in der Stadt auch sehr engagierte. So wurde 1910 der erste Fußballklub des Konzerns gegründet, die Philips Elftal. Drei Jahre später, 1913, entstand schließlich die Philips Sport Vereinigung.

Anfangs durften nur Philips Mitarbeiter für den Fußballklub spielen, doch ab 1928 öffnete sich die PSV auch für andere Sportbegeisterte und wurde schließlich mittels der finanziellen Unterstützung des immer weiter wachsenden Elektronikkonzerns zu einem der erfolgreichsten Fußballvereine des Landes.

22 Meistertitel und internationale Erfolge

Nur Ajax Amsterdam konnte noch mehr Meisterschaften gewinnen als die Mannschaft aus Eindhoven, die erst am Wochenende vorzeitig ihren 22. Titel in der Eredivisie fixieren konnte. Nachdem zuletzt Ajax Amsterdam drei Meisterschaften in Folge feierte, beendete PSV Eindhoven nun seine siebenjährige Durststrecke.

Ohne die Unterstützung Philips‘ wären die sportlichen Erfolge des Vereins, der etwa auch 1978 den Uefa-Pokal oder zehn Jahre später den Europapokal der Landesmeister gewinnen konnte, wohl nicht in der Form möglich gewesen. Philips ist aus dem Klub daher eigentlich gar nicht wegzudenken, schon im ersten Vereinslogo waren der Philips Schriftzug und eine Glühbirne zu präsent. Seit 1982 in den Niederlanden Trikotwerbungen erlaubt wurden, war Philips steht als Sponsor auf den Dressen zu sehen.

Werksklubs in ganz Europa

PSV Eindhoven ist einer der bekanntesten Werksklubs in Europa, aber bei weitem nicht der einzige. Große Bekanntheit hat vor allem noch der FC Bayer Leverkusen. Andere Beispiele sind etwa Carl-Zeiss Jena oder Wacker Burghausen, bekannter ist etwa noch der FC Sochaux, der als Betriebsmannschaft von Peugeot gegründet wurde und auch heute noch das Logo des französichen Autoherstellers im Wappen trägt. Vor allem in Osteuropa sind Werksklubs häufig, wobei diese zumeist nur eine sehr geringe Bindung zu den ursprünglichen Betrieben haben. Auch der Arsenal FC wurde einst als Werksteam von Arbeitern der Rüstungsfirma „Royal Arsenal“ gegründet.

Solche Werksklubs sind bei den Fans nicht immer beliebt, da die dazugehörigen Unternehmen stets einen recht großen Anteil am Erfolg haben. So wird etwa in Diskussion über das Thema Red Bull Leipzig gerne darauf hingewiesen, dass Leverkusen oder Wolfsburg (ursprünglich nicht als Werksklub gegründet, aber mittlerweile 100-prozentige Tochter des VW-Konzerns) ja auch keine Traditionsklubs seien. Auch Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke warnte bereits von einer zu hohen Anzahl an Werksklubs im deutschen Profifußball, da diese oft nur geringes Zuschauerinteresse mit sich bringen. Bayer Leverkusen bemüht sich deswegen sehr stark um ein besseres Vereinsimage und hat zum Beispiel auch die eigentliche Beleidigung „Werkself“ aufgegriffen und verwendet es als positiven Begriff, der das Image des Klubs definiert.

Ohne Philips könnten die Einnahmen steigen

Mit Bayern Uerdingen gab es lange Zeit sogar eine zweite Betriebssportmannschaft der Bayer AG. Uerdingen war in den 80er und 90er-Jahren regelmäßig in der 1. Bundesliga vertreten, stürzte nach dem Rückzug des Pharmakonzerns aber aus dem Profigeschäft ab und versank schließlich im Amateurfußball.

Ein ähnliches Schicksal ist in Eindhoven aber nicht zu erwarten. PSV ist an der Spitze des niederländischen Fußballs etabliert und hat nun sogar die Möglichkeit, die Einnahmen mit einem neuen Sponsorvertrag zu erhöhen.

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