Neymar-Wechsel sprengt alle Rekorde

Neymar verlässt den FC Barcelona nach vier Jahren für eine Rekordsumme.
Der Transfer des Brasilianers vom FC Barcelona zu PSG könnte die Franzosen bis zu 800 Millionen Euro kosten.

Der teuerste Transfer der Fußballgeschichte ist so gut wie besiegelt: Neymar wechselt um eine Summe von 222 Millionen Euro vom FC Barcelona zu Paris Saint-Germain. Nachdem der Brasilianer mit der Erlaubnis seines Coaches vom Training freigestellt wurde, verabschiedete er sich am Mittwochmorgen von seinen Kollegen. Nun soll der 25-jährige in die französische Hauptstadt fliegen, am Freitag soll die offizielle Präsentation des neuen PSG-Spielers stattfinden.

Mit seinem Wechsel nach Paris setzt sich Neymar in der Liste der teuersten Transfers aller Zeiten noch vor Paul Pogba an die erste Stelle - dieser hatte Manchester United im vorigen Jahr 105 Millionen Euro gekostet. Somit fanden die drei kostspieligsten Wechsel der Fußballgeschichte allesamt innerhalb der letzten vier Jahre statt. Den dritten Platz belegt der Waliser Gareth Bale, den sich Real Madrid im Jahr 2013 an die 100 Millionen Euro kosten ließ.

Nicht weit bis zur Milliarde

So hoch die Ablösesumme von 222 Millionen Euro erscheinen mag: Insgesamt könnte Neymar seinen neuen Verein bis zu 800 Millionen Euro kosten, wie 11freunde.de vorrechnet. Zusammen mit der Mehrwertsteuer, den Zahlungen an Neymars Vater, der auch als sein Berater tätig ist, den kolportierten fünf Jahresgehältern von jeweils 30 Millionen sowie den dem Spitzensteuersatz von 69 Prozent entsprechenden Zahlungen von 60 Millionen pro Jahr ergibt sich eine Summe von 718 Millionen Euro.

Dieser Zahl muss auch der Wert des Spielers, den der FC Barcelona als Ausgleich für den Wechsel erhält, addiert werden. Für diese Rolle könnten Marco Verratti, Angel di Maria, Adrien Rabiot oder Julian Draxler infrage kommen. Somit könnte sich eine Summe von bis zu 800 Millionen Euro ergeben. Der FC Barcelona indes weigerte sich, die Neymar für die Verlängerung seines Vertrages bis 2021 versprochene Summe von 26 Millionen Euro zu zahlen.

Der Transfer des brasilianischen Nationalspielers, der 2013 vom brasilianischen FC Santos zum FC Barcelona gewechselt war, hatte sich bereits abgezeichnet: Neymar soll mit seiner Rolle nicht zufrieden gewesen sein, wollte nicht länger im Schatten des viermaligen Weltfußballers Lionel Messi stehen. Nachdem Messi seinen Vertrag unlängst bis 2021 verlängert hatte, schien Neymars Schicksal als Spieler der zweiten Geige besiegelt. Bei Paris Saint-Germain wäre der Brasilianer der große Star der Mannschaft - beim FC Barcelona würde ihm diese Ehre in den nächsten Jahren wohl nicht zuteil werden.

Ebenjener Messi zollte Neymar auf Instagram bereits in einem Video Tribut. "Es war ein großes Vergnügen, diese Jahre mit dir gemeinsam verbracht zu haben, mein Freund. Ich wünsche dir viel Glück auf dieser neuen Etappe in deinem Leben. Wir sehen uns."

Agent ist schon in Paris

Nach vielen Spekulationen um einen möglichen Transfer folgte nun am Mittwochmorgen die Bestätigung: Neymar wurde vom Training freigestellt und verkündete den Wechsel vor seinen Teamkollegen. Der Agent des PSG-Neuzugangs, Wagner Ribeiro, hielt sich am Mittwochmorgen bereits in Paris auf - ersichtlich an einem von ihm auf der Social-Media-Plattform Instagram veröffentlichten Foto.

Um die Regeln des Financial Fairplay nicht zu verletzen, soll Neymar die Ablösesumme selbst bezahlen. Für diesen Zweck erhielt er bei seinem Besuch in der katarischen Hauptstadt Doha am Montag 300 Millionen Euro von dem Besitzer Paris Saint-Germains, dem staatsfinanzierten Fonds Qatar Sports Investments.

Die Anhänger zürnen Neymar

Der Präsident der spanischen Liga, Javier Tebas, zeigte sich angesichts der Maßnahmen des katarischen Fonds empört: Der Spanier nannte die Eigentümer Paris Saint-Germains "finanzielle Doper" und warf ihnen vor, die Regeln der UEFA zu brechen. Des Weiteren drohte Tebas Beschwerden bei UEFA und EU an. Tebas und der spanische Liga steht jedoch noch eine weitere, drastischere Möglichkeit offen: Aufgrund möglicher Verstöße gegen das Financial Fairplay könnte man sich weigern, den Wechsel Neymars anzuerkennen.

In Barcelona will man dem Stürmer, der mit Messi und Luis Suarez den gefährlichsten Sturm der Welt gebildet hat, indes keine Träne nachweinen. Er werde nicht mal als einer der besten Brasilianer des Clubs in Erinnerung bleiben, da er unter anderem von Rivaldo, Ronaldo und Romario übertroffen werde, schrieb Sport-Kolumnist Xavier Munoz. Der künftige Paris-Spieler werde aber wohl als erster Brasilianer gelten, für den "der Fußball erst nach dem Marketing kommt". Andere katalanische Medien beschimpften den Olympiasieger von 2016 als "Söldner" und "Egoisten", der "alle getäuscht" habe.

Auch die Fans schäumen ob der schier ewigen Wechsel-Seifenoper vor Wut. In einer Umfrage von Sport stellte sich schon vor Tagen heraus, dass nur eine kleine Minderheit (rund neun Prozent) Neymar im Team der Blaugrana behalten wollte. In Barcelona tauchten diese Woche außerdem Protest-Plakate auf. Über einem Bild des Brasilianers war "Verräter gesucht" zu lesen. Darunter: "Söldner raus aus Barcelona". Auch viele Barca-Profis sollen wegen des Hickhacks zuletzt böse geworden sein.

Noch bevor der Rekordwechsel von Neymar für 222 Millionen Euro vom FC Barcelona zu Paris Saint-Germain ( PSG) offiziell bestätigt worden ist, hat sich am Mittwoch bereits die Europäische Fußball-Union (UEFA) dazu geäußert. "Die UEFA wird die Details dieses Transfers zu gegebener Zeit prüfen, um sicherzustellen, dass PSG die Anforderungen des Financial Fairplay erfüllt", hieß es in einer Mitteilung.

"Der Transfer von Neymar zu PSG wird sich über mehrere Jahre auf die Club-Finanzen auswirken, doch die Auswirkungen eines solchen Geschäfts können nicht im Voraus beurteilt werden, weil PSG ja mehrere Spieler für einen erheblichen Erlös verkaufen könnte", erklärte die UEFA weiters. "Wir werden daher erst am Ende Berechnungen anstellen und dafür Sorge tragen, dass sie die Regeln einhalten."

Schon am Montag hatte Andrea Traverso, bei der UEFA Projektleiter für Financial Fairplay, betont, dass sich PSG an die finanziellen Spielregeln halten müsse. "Sie müssen beweisen, dass sie innerhalb von drei Jahren keinen größeren Verlust als 30 Millionen gemacht haben", präzisierte der Finanzdirektor der UEFA. Gleichzeitig prophezeite Traverso: "Ein Transfer von Neymar würde die Club-Finanzen wohl über Jahre hinweg beeinflussen."

Die Finanzregeln der UEFA besagen, dass Europacup-Teilnehmer grundsätzlich nicht mehr ausgeben dürfen, als sie einnehmen. Von 2015 bis 2018 ist nur noch ein Verlust von 30 Millionen Euro erlaubt. Wegen Verstößen gegen das Financial Fairplay sind bereits einige Vereine von europäischen Bewerben ausgeschlossen worden, etwa Galatasaray Istanbul oder Dynamo Moskau. Andere kamen dagegen mit finanziellen Vergleichen davon. So wurde neben Paris Saint-Germain u.a. auch bereits Manchester City mit einer Geldstrafe in zweistelliger Millionenhöhe und Einschränkungen auf dem Transfermarkt bestraft.

Kommentare