Neues Sicherheitskonzept beschlossen
Der Einfluss der Politik war also doch größer als jener der Hardcore-Fans. Die 36 Profiklubs haben das umstrittene Sicherheitskonzept für den deutschen Fußball am Mittwoch bei einer Versammlung der Deutschen Fußball-Liga (DFL) in Frankfurt/Main mehrheitlich verabschiedet.
Die Vertreter der Vereine einigten sich in der nicht öffentlichen Sitzung auf das besonders bei Fan-Vertretern umstrittene Maßnahmenpaket. Zur Abstimmung standen insgesamt 16 Anträge, alle wurden laut Ligapräsident Reinhard Rauball abgesegnet, allerdings mit kleineren Abänderungen. Die Anträge, die die Richtlinien des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) betreffen, müssen vom DFB-Präsidium allerdings noch bei seiner Sitzung am 25. Jänner noch abgesegnet werden.
Die deutsche Politik hatte DFL und DFB aufgefordert, nach vermehrten Ausschreitungen in den Fußball-Stadien Maßnahmen gegen das Gewaltproblem zu ergreifen. Das nun beschlossene Konzept war nach einem Sicherheitsgipfel im vergangenen Juli in Berlin, an dem auch der deutsche Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) teilgenommen hatte, ausgearbeitet worden.
Fan-Proteste
Darauf kam es in ganz
Deutschland zu Protesten der Fans, auch weil diese in den Entscheidungsprozess nicht eingebunden worden waren. Auch vor dem Frankfurter Hotel, in dem am Mittwoch die DFL-Sitzung stattfand, hatten sich Hunderte Fans eingefunden, um ihren Unmut gegen das Konzept, das unter anderen schärfere Eingangskontrollen vorsieht, kundzutun.
"Es ist kein Beschluss gegen die Fans, sondern für den Fußball", meinte Rauball, der auch hofft, dass die Drohungen der Politiker "ein für alle Mal vom Tisch" seien. Diese hatten unter anderem gedroht, die Stehplätze in den Stadien zu verbieten, sollte das Konzept nicht angenommen werden.
Der DFB zeigte sich zufrieden über die Verabschiedung des Sicherheitskonzeptes. "Dass die deutliche Mehrheit der Lizenzvereine Geschlossenheit demonstriert und für das Sicherheitskonzept gestimmt hat, ist ein wichtiges Zeichen für den gesamten Fußball und die überwältigende Mehrheit der friedlichen Fans in Deutschland", sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach. "Wir brauchen den Dialog zwischen allen Beteiligten, aber auch einheitliche Leitplanken, an denen sich alle orientieren können."
DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock, der an der DFL-Versammlung in Frankfurt/Main teilgenommen hatte, lobte das klare Votum. "Nach den vielen Diskussionen der vergangenen Wochen und Monate ist diese Entscheidung ein wichtiger Schritt, der hoffentlich weiter zur Versachlichung dieser Thematik beiträgt. Wichtig ist nun, dass alle Vereine die beschlossenen Maßnahmen konsequent und im Dialog mit ihren Fans umsetzen", erklärte der Ex-Geschäftsführer von Red Bull Salzburg.
Politik zufrieden
Auch die Politik zeigte sich zufrieden. "Dass DFL und Vereine mehrheitlich das Sicherheitskonzept beschlossen haben, ist ein Schritt in die richtige Richtung", sagte Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger. "Jetzt geht es darum, die Maßnahmen auch umzusetzen. Vereine und Verbände müssen sich weiter daran machen, die Sicherheit rund um die Fußballspiele zu verbessern." Die Ausschreitungen hätten deutlich gezeigt, dass es so nicht weitergehen könne. "Es kann auf Dauer nicht an der Polizei hängenbleiben, jedes Wochenende Mängel in den Sicherheitskonzepten der Vereine auszugleichen", sagte Jäger. Die Bereitschaftspolizei müsse 30 Prozent ihrer Einsatzzeiten für die Sicherung von Fußballspielen aufwenden. "Das ist nicht mehr vermittelbar."
Von Fanseite gab es hingegen erwartungsgemäß negative Reaktionen. "Wir machen uns nicht zum Büttel von Herrn Rauball. Der Stil ist unter jeder Kanone", meinte Philipp Markhardt, der Sprecher der Organisation „ProFans“ und Mit-Initiator der landesweiten Protestaktionen. Und auch die Ablehnung des Konzeptes durch den FC St. Pauli und Union Berlin - beide Klubs stehen ihren Fans extrem nahe - beweist, dass es einen Bruch innerhalb der deutschen Fußball-Familie gibt.
"Es gibt keinerlei Veranlassung, sich einem wodurch auch immer motivierten politischen Druck zu beugen und zum jetzigen Zeitpunkt symbolisch eine Handlungsfähigkeit unter Beweis zu stellen, die überhaupt nie in Frage stand. Für ein solches Handeln steht der 1. FC Union Berlin nicht zur Verfügung", meinte Union-Boss Dirk Zingler kurz nach Bekanntwerden des Beschlusses.
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