Neue Waffen im Kampf gegen Wett-Mafia

Mittwoch werden bei Rapid die ersten Spieler vom neuen Verein gegen Wettbetrug geschult.

Der Schrecken ist groß im internationalen Fußball, nachdem die Europol-Ermittlungen unter dem Codenamen „Veto“ in Den Haag präsentiert wurden. Europol-Chef Wainwright sprach von 700 manipulierten Profi-Spielen seit 2008 und der nun sichtbaren „Spitze des Eisbergs“.

FIFA und UEFA, die nationalen Verbände und Ligen sowie Sportminister Darabos beteuern seither, dass natürlich alles Mögliche gegen Wettbetrug unternommen werde. Strengere und international abgestimmte Gesetze sollen ebenfalls diskutiert werden. Wird „Veto“ demnach mehr sein als ein öffentlichkeitswirksamer Einspruch? Oder geht das schmutzige Geschäft der zumeist asiatischen Wett-Syndikate munter weiter?

In Österreich gab es etwa trotz vieler Auffälligkeiten (noch) nicht einmal Anklagen, während in Deutschland bereits Spieler und der Wettpate Ante Sapina verurteilt wurden. Verantwortlich war dafür die Aktion „Flankengott“ der Ermittler aus Bochum. Optimistisch klingt der zuständige Kriminal-Hauptkommissar Friedhelm Althans in einem ZDF-Interview aber dennoch nicht: „Wir mussten feststellen, dass die kriminellen Netzwerke auch nach Verhaftungen weitermachen. Weil die Gewinnspanne so hoch ist.“ Die auf dem unregulierten asiatischen Markt platzierten Wetten auf manipulierte Spiele bringen höhere Renditen als der Drogenhandel und gelten als sicherer. Dabei ist der Aufwand beträchtlich: 50 Personen in zehn Ländern sollen an einer einzigen verschobenen Partie mitwirken.

Was tun also im Kampf um einen sauberen Sport?

Die EU setzt in Zusammenarbeit mit Interpol auf verstärkte Prävention bei den Aktiven. Die FIFA schießt für zehn Jahre 20 Millionen Euro zu. Die jeweiligen Sportminister wurden angewiesen, in jedem Land einen Stützpunkt zum Thema zu gründen. In Österreich startete deshalb 2012 der „Verein zur Wahrung der Integrität im Sport“ (VWIS). Präsident Günter Kaltenbrunner und Geschäftsführer Severin Moritzer sind in ihrer Mission zwar personell noch auf sich alleine gestellt, bewiesen aber perfektes Timing.

Österreich-Tour

Mittwoch stellt sich der Verein beim Spitzenduo Austria und Salzburg vor, Donnerstag gibt es bei Rapid die erste Schulung, um die Kicker vor den Methoden der Wett-Mafia zu warnen. Kaltenbrunner und Moritzer werden heuer auch noch bei den anderen 19 Bundesliga-Klubs vortragen und im Nachwuchs aktiv werden. „Es ist eine Sensibilisierung zum Thema nötig“, sagt Kaltenbrunner. „Für uns sind drei Punkte zentral: Die Prävention mithilfe der Schulungen, das Monitoring mit der Überwachung des Wettmarktes und eine Hotline als diskrete Anlaufstelle für Betroffene“, erklärt Moritzer.

Neue Waffen im Kampf gegen Wett-Mafia
Verein zur Wahrung der Integrität im Sport Play Fair Code honorarfrei
70 Prozent der Manipulationen betreffen derzeit den Fußball, auf Rang zwei folgt Tennis. „Vor Wettbetrug ist aber keine Sportart sicher“, weiß Kaltenbrunner. „Dieses international aufgebaute Netzwerk ist unglaublich.“

Damalige Spieler von Kapfenberg, Vienna und Hartberg stehen im Fokus der Ermittlungen. Zu den verdächtigen Spielen zählen drei Kapfenberg-Partien 2009: Gegen Salzburg (0:4), gegen Rapid (0:1) und das „ungeplante“ 1:0 gegen die Austria.

Drei Vienna-Partien 2011: Gegen Austria Lustenau (2:3), FC Lustenau (1:4) und Hartberg (0:2). Den höchsten Gewinn brachte das 0:7 der Hartberger 2009 bei den Red Bull Juniors.

Im Europacup sollen die Albaner von Shkodër 2009 gegen Rapid absichtlich hoch (0:5, 0:3) verloren haben.

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