Nationalteam: Viele Fragen, wenige Antworten

Marcel Koller muss sich einigen Fragen stellen
In zwölf Spielen gab es 2016 nur drei Siege, dafür aber sechs Niederlagen. Teamchef Koller will dennoch weitermachen wie bisher.

Lange war der Weg von Marcel Koller mit Österreichs Team von Erfolg gekrönt. Umso härter wirkt die Bilanz des Länderspieljahres 2016, das am Dienstag mit einem trostlosen 0:0 gegen die Slowakei zu Ende gegangen ist.

Umso genauer gilt es hinzusehen und zu hinterfragen, wenn es um die Ursachenforschung für nur drei Siege, drei Remis und gleich sechs Niederlagen im Jahr 2016 geht.

Schade, dass sich Marcel Koller am Mittwoch nur 25 Minuten lang Zeit nahm, um Fragen zu beantworten, nachdem er zuvor 25 Minuten lang das Geschehene in einem Monolog zusammengefasst hatte. Zufriedenstellende Antworten gab es, wie schon Ende Juli bei der Nachbetrachtung der verpatzten EM, nur wenige.

Was hat funktioniert?

Was denn im Jahr 2016 so funktioniert habe, wie er es sich vorgestellt hatte, wollte der KURIER wissen und erfuhr wenig Konkretes. Das Betreuerteam habe gut funktioniert, meinte Koller. Alle hätten gut gearbeitet und alles getan, um etwa angeschlagene Spieler rechtzeitig fit zu bekommen. Und wie auch bei der Siegesserie zuvor nicht alles eitel Wonne gewesen sei, so habe es auch bei Niederlagen durchaus positive Dinge gegeben.

Nicht positiv war das Torverhältnis von 12:16. Ebenso wenig, dass man nur ein Tor aus Standardsituationen erzielen konnte (Hinteregger in Georgien, Anm.). Erst am Samstag gegen Irland und am Dienstag gegen die Slowaken vermittelte man bei Freistößen von der Seite einen planlosen Eindruck.

Woran liegt’s, Herr Koller? "Das ist auch ein Zeitproblem, es gibt nur ein paar Einheiten, und da stell’ ich mir die Frage: Opfere ich die, wenn es Statistiken gibt, die besagen, dass man rund 40 Ecken braucht, um ein Tor zu erzielen?" Braucht man die wirklich? Die Deutschen etwa erzielten auf dem Weg zum WM-Titel 2014 sechs von 18 Toren aus Standards. Und haben andere Teamchefs mehr Zeit? Etwa jene von Wales und Island, die 2016 gar aus einstudierten Einwürfen gegen Österreich erfolgreich waren?

Dass Standardsituationen ein probates Mittel sind, gerade dann, wenn es spielerisch nicht läuft, sollten sich aber auch die ausführenden Spieler vor Augen führen, wenn sie – wie David Alaba – Freistöße so patschert abspielen, dass daraus fast Konterchancen für den Gegner entstehen oder der Ball im Seitenout landet.

Wie die Verunsicherung und die fehlende Leichtigkeit bei den Spielern, die Koller ins Treffen führt, wieder gewonnen werden kann, ist jene Frage, die sich der Teamchef nun stellen muss.

Ob der Trainerstab den Spielern ausreichend Lösungen präsentiert, um sich die Leichtfertigkeit wieder zurückzuholen, ist für Außenstehende nicht zu beurteilen. Der Eindruck, wonach sich die Gegner immer besser auf das Spiel der Österreicher einstellen und Alaba und Co. auf gut Wienerisch der spielerische Schmäh ausgeht, nimmt jedoch zu. Die Resultate sprechen dagegen.

Die Alaba-Rolle

Auch der Frage nach Alabas Position wird sich Koller weiterhin stellen müssen, nachdem der Bayern-Star im Mittelfeld-Zentrum erneut nicht zu überzeugen wusste. "Es stimmt, dass ihm drei Wechselpässe auf Lazaro nicht gelungen sind. Da brauchen wir mehr Präzision."

Wie 2017 das alles besser klappen soll? "Ich glaube, dass wir so weitermachen, den eingeschlagenen Weg konsequent weitergehen sollten", sagt Koller.

Innovation und neue Wege sind also 2017 nicht unbedingt zu erwarten.

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