Barisic hauchte Rapid neues Leben ein

21.04.2013 Fussball , Wien , Bundesliga , Generali Arena Austria - Rapid Zoran Barisic. Copyright Agentur DIENER / Philipp Schalber Marktgasse 3-7/4/5/21 A-1090 Wien Telefax +43 1 955 32 35 Mobil +43 676 629 98 51 BA-CA Bank Nr. 12000 Account Nr. 00712 223 783 e-mail: agentur@diener.at Datenbank: www.diener.at
Dennoch weiß der neue Coach, dass vor ihm und seinem Team viel Arbeit liegt.

Zoran Barisic hat Rapid neues Leben eingehaucht. Die Hütteldorfer präsentierten sich bei der Premiere des Neo-Coaches im 305. Wiener Derby bei der Austria am Sonntag vor allem nach der Pause von einer deutlich besseren Seite als zuletzt und durften sich deshalb auch über einen Punktgewinn freuen. Im Kampf um die Europacup-Plätze vergrößerten die drittplatzierten Hütteldorfer (47 Punkte) mit dem 2:2 genauso wie Verfolger Sturm Graz (45/2:2 gegen Mattersburg) den Vorsprung auf die lauernden Verfolger WAC (42) und Ried (41) zumindest geringfügig.

Vor der Pause war vom erhofften Trainer-Effekt bei den Rapidlern wenig zu sehen. Die Barisic-Truppe stemmte sich nach dem blamablen Cup-Viertelfinal-Aus gegen den Regionalligisten Pasching am Dienstag zwar mit viel Einsatz und Kampfkraft gegen den Rückstand, hatte sonst aber wenig Ansehnliches zu bieten.

Die dominierende Austria verabsäumte es allerdings, höher als nur mit 1:0 in Führung zu gehen. "Wir haben uns zu wenig zugetraut im Spiel mit dem Ball, es waren keine Kombinationen dabei, die Aktionen waren nicht flüssig. Es war einfach zu wenig", fasste Rapids Trainer die Geschehnisse der ersten Hälfte zusammen.

"Zufrieden mit dem Punkt"

Nach dem Seitenwechsel entwickelte sich aber eine völlig offene Partie, in der Rapid zweimal einen Rückstand aufholte und in der Schlussphase für beide Teams sogar noch der Sieg drinnen gewesen wäre. "In der zweiten Hälfte ist es Schritt für Schritt besser für uns gelaufen. Man hat gesehen, dass meine Mannschaft Fußball spielen kann, der eine oder andere Spielzug war sehr, sehr gut", freute sich Barisic. Sein Einstand kann damit genauso wie sein erster als Rapid-Interimstrainer im April 2011 (3:0 bei Wacker Innsbruck) als gelungen bezeichnet werden.

"Ich bin sehr zufrieden mit dem Punkt", betonte Barisic. In allzu große Euphorie verfiel der neue Rapid-Trainer aber deshalb nicht. "Wir wissen, dass viel Arbeit vor uns liegt. Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut worden. Wir müssen auf uns schauen und unser Spiel weiter verbessern", meinte Barisic. „Es war für uns wichtig, nach den Turbulenzen der letzten Wochen, einen Schritt aus der Krise zu machen. Und das ist uns, glaube ich, gelungen. Es müssen natürlich noch mehrere folgen", wollte auch Sportdirektor Helmut Schulte den Prestige-Teilerfolg nicht überbewerten.

Megadruck

Mann des Spiels im Rapid-Dress war Deni Alar mit einem Tor und Assist, er bildete mit dem ebenfalls an vorderster Front aufgebotenen Marcel Sabitzer ein gutes und vor allem hocheffizientes Duo. "Wir haben vorne viel rochiert. Wir harmonieren sehr gut, das hat man auf dem Platz gesehen", sagte Alar. Das Remis sei ein besonderes gewesen. "Wir waren zweimal in Rückstand und sind zurückgekommen. Es wäre katastrophal gewesen, alle vier Derbys gegen Rapid zu verlieren", erklärte der 23-Jährige.

Der Trainerwechsel brachte jedenfalls neuen Schwung nach Hütteldorf. "Bei einem neuen Trainer fängt jeder wieder bei Null an, jeder muss sich beweisen, das wirkt sich positiv aus", meinte Alar. Positive Wirkung hat anscheinend auch eine Mannschafts-Aussprache am Tag der Entlassung von Ex-Trainer Peter Schöttel am Mittwoch gehabt.

"Wir haben uns gesagt, dass das zu wenig war, was wir gezeigt haben. Die zweite Hälfte hat sich schon sehen lassen. Dass ist der Fußball, den man spielen sollte", ergänzte Markus Katzer. Positiv bilanzierte auch ein "erleichterter" Christopher Trimmel. "Wir hatten einen Megadruck, deshalb kann man zufrieden sein. Der Punkt tut sehr gut."

Saison-Aus für Schimpelsberger

Die nächste Möglichkeit, um aufzuzeigen, haben die Hütteldorfer am Samstag gegen Titelverteidiger Red Bull Salzburg, sie haben also die Möglichkeit, für die Austria im wieder spannenden Titelkampf Schützenhilfe zu leisten. "Wir wollen gegen Salzburg dort weitermachen, wo wir in der zweiten Hälfte aufgehört haben", gab Alar die Marschroute vor.

Fix verzichten muss der Tabellendritte dabei auf Michael Schimpelsberger. Für den Außenverteidiger, der bei beiden Gegentoren von Tomas Jun schlecht aussah, ist die Saison aufgrund eines Achillessehnenrisses vorbei.

In drei Wochen ist Austrias Guthaben von 13 auf 6 Punkte zusammengeschrumpft. Der Tabellenführer war aber nach dem Heimremis im Derby bemüht, keine Panik aufkommen zu lassen. "Ich gehe davon aus, dass wir in den nächsten Wochen unsere Siege einfahren werden und es sich ausgehen wird", meinte Austria-Trainer Peter Stöger.

"Ich sehe keinen Grund, alles zu hinterfragen. Ich sehe die Tendenz sehr positiv, für mich ist das Glas halbvoll", stellte Stöger klar. "Ich war als Spieler zum Glück des öfteren Meister. Sechs Runden vor Schluss war ich aber noch nie sechs Punkte vorne", betonte der 47-Jährige, dass die Lage nach wie vor durchaus komfortabel ist. Unentschieden gegen Salzburg (1:1), Sturm Graz (1:1) und Rapid (2:2) dürften keinesfalls als Krise tituliert werden.

"Wir können uns schon einschätzen. Wir hatten einen unglaublichen Lauf, und jetzt arbeiten wir weiter solide und konsequent", so Stöger, der über den nun von Sieg zu Sieg eilenden Verfolger Salzburg meinte: "Ich habe immer gesagt, dass Salzburg die Qualität hat, alle Spiele zu gewinnen. So wie die Salzburger derzeit spielen, entspricht es ihrem Anspruch." Am kommenden Samstag könnte ausgerechnet Rapid im Heimmatch gegen die Salzburger Schützenhilfe leisten, in der 36. und letzten Runde könnte es dann im direkten Duell in Salzburg zum großen Finale um den Titel kommen.

Dass es gegen Rapid nicht zum vierten Sieg im vierten Saisonderby reichte, schmerzte Stöger natürlich. "Wir hatten die Möglichkeiten, das Spiel klar und frühzeitig zu entscheiden. Aber die haben wir nicht genutzt. Wenn man solche Stellungsfehler wie beim 2:2 macht, darf man sich nicht wundern, wenn man nicht gewinnt", bilanzierte der ehemalige Rapid-Kicker, der die Schnitzer aber nicht als Folge eines angeschlagenen Nervenkostüms sieht. "Ich denke nicht, dass das eine nervliche Geschichte ist. Fehler passieren immer, wir wurden halt in den letzten Wochen für jeden einzelnen gnadenlos bestraft."

Spielglück ging verloren

Auch Kapitän Manuel Ortlechner ortet den Verlust des berühmten Spielglücks, das die Austria beim Erfolgsrun in dieser Saison des öfteren auf ihrer Seite hatte. "Aber so etwas kann man sich erarbeiten. Wenn wir konzentriert und ruhig bleiben, dann kommt dieses Spielglück sicher wieder rasch zurück. Wir werden uns aufrappeln und wieder gewinnen", meinte der Innenverteidiger.

Mit seinem Doppelpack wäre Tomas Jun Austrias Matchwinner gewesen, der Tscheche konnte nach Schlusspfiff sich und seinen Kollegen keinen großen Vorwurf machen: "Die Chancen waren da, die Leistung war auch da. Solche Sachen passieren eben im Fußball. Der Vorsprung ist weniger als vorher, aber sechs Punkte sind noch immer super."

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