Moniz: "Meisterjahr war für mich die Hölle"
Fast eine Woche hat es gedauert. Nun hat Ricardo Moniz doch sein Schweigen gebrochen. Der Ex-Salzburg-Trainer, der vergangenen Dienstag völlig überraschend seinen Rücktritt beim Doublegewinner erklärt hatte, nahm im niederländischen Fußball-Magazin Voetbal International zu den Gründen für seinen ungewöhnlichen Schritt Stellung. Der 48-Jährige bestätigte dabei KURIER-Informationen, dass er zurückgetreten sei, weil es massive Meinungsverschiedenheiten mit der neuen medizinischen Abteilung des Klubs gegeben hat.
"Ich hätte einen Teil meiner Autonomie aufgeben müssen", erklärte der Salzburger Ex-Trainer. Der neue Klubarzt und die Verantwortlichen des Red-Bull-Leistungszentrums Thalgau wollten offensichtlich massiv Einfluss in die Trainingsplanung und -steuerung nehmen und dürften dafür die Erlaubnis von Red-Bull-Boss Didi Mateschitz bekommen haben. Unter diesen Umständen konnte und wollte Moniz, der parallel zu seiner Spielerlaufbahn in den Niederlanden eine universitäre Ausbildung zum Physiotherapeuten und Fitnesscoach absolviert hatte, in Salzburg nicht weiterarbeiten: "Die Auffassungsunterschiede in Fragen der Sportphysiologie waren einfach zu groß."
Trapattoni verweigerte die Zusammenarbeit
Moniz ist nicht der erste Salzburger Trainer, der massive Probleme mit dem Leiter des Leistungszentrums Thalgau, Bernd Pansold, hatte. Schon Giovanni Trapattoni, der von 2006 bis 2008 in Salzburg Trainer war, wollte mit dem umstrittenen deutschen Leistungsdiagnostiker nicht zusammenarbeiten. Die italienische Trainerlegende soll die schriftlichen Ergebnisse der Leistungstests einfach ungelesen abgelegt haben.
Dass Trapattoni solche Tests für eine komplexe Sportart wie Fußball prinzipiell als völlig irrelevant hielt, erklärte er während seiner Zeit in Salzburg auch mehrmals gegenüber dem KURIER. Der irische Teamchef vertraut in Fitnessfragen nur der Arbeit und Meinung von Konditionstrainer Fausto Rossi, mit dem er nicht nur in Salzburg, sondern schon seit 1997 und bis heute zusammenarbeitet.
Auch Moniz soll intern Kritik an den Leistungstests in Thalgau geübt haben. Doch im Gegensatz zu Trapattoni, der es sich leisten konnte, die Zusammenarbeit mit Pansold einfach einzustellen, dürfte der Niederländer bei Mateschitz ein nicht so hohes Standing wie der Italiener gehabt haben.
Umstrittene Trainingsmethoden
Allerdings waren auch die Trainingsmethoden von Moniz umstritten. Für einige Spieler wurde zu wenig im konditionellen Bereich gearbeitet, besonders nach dem Trainingslager Ende Jänner in der Türkei, das einige Salzburg-Stars wegen der nicht gerade intensiven Trainingseinheiten als Urlaub empfunden hatten, war mannschaftsintern die Angst vor konditionellen Problemen im Frühjahr groß.
Die Leistungen gaben allerdings den eigenwilligen Trainingsmethoden von Moniz Recht. Von einem körperlichen Einbruch war nichts zu merken. Ganz im Gegenteil: Je länger die Saison dauerte, desto fitter wirkte die Mannschaft. Dies schlug sich auch in den Ergebnissen nieder. Salzburg ist seit 19 Pflichtspielen ungeschlagen und gewann erstmals in der Vereinsgeschichte das Double.
"Nur Streit"
An seine Zeit in Salzburg verbindet Moniz trotzdem wenige positive Erinnerungen. "Es hat immer nur Streit gegeben. Schon im November, als wir sieben Spiele verloren haben, wollte man mich hinauswerfen", sagt der Niederländer. An dieser Situation hat sich allerdings auch nichts verändert, als sich nach und nach die Erfolge einstellten. "Das Meisterjahr bei Salzburg war für mich die Hölle. Es war aber für mich auch ein hervorragender Test. Du musst immer deiner Philosophie treu bleiben. Wenn du das nicht machst, hast du ein Schild vor deinem Kopf. Das kann man nicht lernen. Das musst du haben", meint Moniz.
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