Mesut Özil: Sensibler Vorlagenkaiser

Schalke, Bremen, Real, Arsenal, DFB: Die Stationen des Weltmeisters von 2014 im Detail.
Von volsport

Mesut Özil kam am 15. Oktober 1988 als Kind türkischer Einwanderer in Gelsenkirchen zur Welt. Seine ersten Erfahrungen in der deutschen Bundesliga machte er bei Schalke 04. Obwohl er als großes Talent gehandelt wurde, kam er bei den Königsblauen nicht wirklich über die Rolle eines Reservisten hinaus und wechselte im Jänner 2008 zu Werder Bremen.

In der Spielzeit 2008/09, seiner ersten vollen Saison an der Weser, war Özil mit 14 Assists der beste Vorbereiter im Team von Trainer Thomas Schaaf. In der Meisterschaft reichte es nur zu einem Mittelfeldplatz, dafür gewann er mit Werder den DFB-Pokal. Beim 1:0-Sieg im Finale gegen Bayer Leverkusen erzielte Özil das entscheidende Tor. Im Februar 2009 spielte er in einem Freundschaftsspiel gegen Norwegen erstmals für Deutschland.

Deutschland statt Türkei

Wenige Monate darauf absolvierte er gegen Aserbaidschan sein erstes Pflichtspiel für die deutsche A-Mannschaft. Bis dahin hätte sich Özil, der bereits für das deutsche Unter-19 und Unter-21-Team gespielt hatte, auch für die Türkei entscheiden können. Der damalige Trainer der Türkei, Faith Terim, wollte ihn vor seinem Debut für Deutschland für das türkische Team nominieren. Özil sagte ihm allerdings ab.

Nach einer weiteren starken Saison mit Bremen, in der er neun Tore erzielte und erneut der wichtigste Vorlagengeber in seinem Team war, machte er Real Madrid auf sich aufmerksam. Im Sommer 2010 unterschrieb Özil bei den Königlichen einen Sechs-Jahres-Vertrag, die Ablösesumme betrug rund 20 Millionen Euro.

Umstellungsschwierigkeiten vom kleinen Bremen auf das große Madrid gab es keine: Schon in seiner ersten Saison reifte Özil zum Stammspieler, erzielte sechs Tore und war mit 19 Vorlagen erneut bester Vorbereiter seines Teams. Real gewann in der Saison 2010/11 den spanischen Pokal, in der Saison darauf konnte man auch die Dominanz des FC Barcelona brechen und gewann die erste Meisterschaft nach vier Jahren.

Özil, das Sensibelchen

Im Sommer 2013 übernahm Carlo Ancelotti das Trainer-Amt von Jose Mourinho bei Real Madrid. Özil fühlte sich unter dem italienischen Coach nicht mehr wertgeschätzt und wechselte für 50 Millionen Euro zu Arsenal in die Premier League.

Auch weil Arséne Wenger dort Trainer war: "Real zu verlassen, war die schwierigste Entscheidung in meiner Karriere. Aber bei Arsenal gab es so einen Mann mit einer leisen Stimme und weisen Worten, der mir gezeigt hat, dass er mich wirklich haben will", so Özil in einem Interview mit dem britischen Independent im Jahr 2017.

Dass er den Rückhalt des Trainers braucht, um Top-Leistungen abzurufen, wusste auch Joachim Löw. 2013 sagte er: "Mesut ist schon ein bisschen ein sensibler Spieler, der in einem Verein viel Vertrauen von einem Trainer braucht." Vertrauen hat der deutsche Bundestrainer immer in ihn gesetzt. Schon beim Dritten Platz der Deutschen bei der WM 2010 war der damals 21-Jährige eine fixe Größe im Team. Auch auf dem Weg zum Weltmeistertitel vier Jahre war er von der Gruppenphase bis zum Finale bei jedem Spiel von Beginn an mit dabei. Bis zu seinem Rücktritt erzielte er für die DFB-Elf in 92 Länderspielen 23 Tore.

"Nicht genug Einsatz"

Bei Arsenal gewann er in fünf Saisonen drei Mal den FA Cup, den Premier-League-Titel konnte Özil allerdings nie in den Norden Londons holen. Auch bei den Gunners konnte er viele Fans mit seiner unglaubliche Übersicht und seinem tollen Passspiel für sich gewinnen. Kritiker halten ihm allerdings vor, oft nicht alles zu geben und in großen Spielen unterzutauchen.

Nach dem Ausscheiden im Europa-League-Halbfinale in der abgelaufenen Saison gegen Atleitco Madrid meinte Arsenal-Legende Martin Keown: "Heute hat er es sich nicht verdient, das Arsenal-Trikot zu tragen. Er zeigt nicht genug Einsatz und das nicht erst zum ersten Mal in dieser Saison."

Dass er nicht alles gebe, wurde ihm auch oft bei seinen Einsätzen für Deutschland vorgeworfen, besonders nach dem frühen Aus bei der WM in Russland. Uli Hoeneß meinte gar: "Der spielt doch sowieso seit Jahren Dreck. Den letzten Zweikampf hat er 2014 gewonnen." Die Fans der Nationalelf können mit diesen Vorwürfen offenbar nicht viel anfangen: Sie wählten Özil bereits fünf Mal zum Nationalspieler des Jahres, zuletzt 2017.

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