Messis Krönung, Ronaldos Abgang: Die Tops und Flops der Fußball-WM

Nach 64 Spielen in 29 Tagen ist Schluss. Das epische Finale wird in die Fußballgeschichte eingehen. Von Gewinnern und Verlierern der WM in Katar:
Plus: Der Fußball
Die ganzen Querelen um Politik, Macht, Moral und Scheinheiligkeit wurden vom Spiel an sich von der Bühne gefegt. Die WM mit dem höchsten Torschnitt (2,69) seit 1994 bot hohe Qualität, gute Unterhaltung und das wohl beste Endspiel. Viele Stars – wie David Alaba – posteten nach dem Finale ihre Wahrnehmung von der besten Fußballpartie überhaupt.
Plus: Lionel Messi
Mit 35 Jahren auf dem Olymp: Der „Spieler des Turniers“ hat seine einzigartige Karriere gekrönt. Immer wenn die Nr. 10 gebraucht wurde, war sie da. Der letzte noch fehlende Titel wurde Messi weltweit gegönnt, die Umsetzung war hollywoodreif.

Plus: Kylian Mbappé
Noch vor dem 24. Geburtstag am Dienstag wurde der entthronte Weltmeister Torschützenkönig (acht Treffer), hat so wie Hurst 1966 in einem Finale drei Tore erzielt und als erster überhaupt vier Treffer in WM-Endspielen geschafft. Die 16 WM-Tore von Rekordstürmer Klose sind bereits bei der WM 2026 in Reichweite: Mbappé hat schon zwölf.

Minus: Cristiano Ronaldo
Auch der Superstar aus Portugal stellte wieder Rekorde auf, etwa als Torschütze bei fünf Endrunden. Doch ab dem Verlust seines Stammplatzes tat sich der 37-Jährige vor allem selbst leid. Der ewige Zweikampf mit Messi ist gegen ihn entschieden.
Plus: Lionel Scaloni
Der Jüngste in der Riege der 32 WM-Teamchefs ließ Weltmeister Deschamps alt aussehen: Auch für die FIFA-Grafik wurde Di Maria noch als rechter Mittelfeldspieler aufgestellt, tatsächlich überrumpelte Argentiniens Routinier die Franzosen in Hälfte eins als linker Flügel.

Unter Tränen widmete der 44-jährige Scaloni, mit dem Sohn auf dem Arm, den Titel seinen zu Hause mitfiebernden Eltern.
Plus: Emiliano Martinez
Niveaulos empfanden manche die Jubelgeste des 30-Jährigen mit der Trophäe für den besten Tormann. Tatsächlich war sie eine Wiederholung: Bereits nach dem Triumph bei der Copa America 2021 zeigte sie die damals neue Nr. 1 Argentiniens.

Ohne Zweifel hat der Tormann von Aston Villa mit seiner Parade in der 123. Minute gegen Kolo Muani und dem gehaltenen Elfmeter von Coman großen Anteil am Titel.
Plus: Szymon Marciniak
Lob aus aller Welt bekam Schiedsrichter Marciniak. Der Pole erkannte im Finale drei Strafstöße sowie Thurams üble Schwalbe korrekt und benötigte auch bei den vielen anderen heiklen Entscheidungen keine Hilfe vom Videoreferee VAR.

Minus: DFB-Team
Auf das historische Tief (erstes Aus in einer Vorrunde; 2018) folgte in Katar für Deutschland gleich noch eines. Der Zeitpunkt ist extrem unangenehm: Das ganze Land erwartet bei der Heim-EM 2024 Erfolge. Eine Task Force der mächtigen Männer um Oliver Kahn soll die richtigen Schlüsse ziehen. Fehler in der Ausbildung (zu wenig Mittelstürmer und Außenverteidiger) wirken aber viel länger nach.
Plus: Marokko
Das Überraschungsteam bestach mit Leidenschaft und defensiver Ordnung. Erstmals schaffte es ein Vertreter aus Afrika ins Halbfinale. Teamchef Regragui ist erst seit September im Amt, ihm ist noch viel zuzutrauen.
Plus: Fairness
Das „Reinschnalzen“ ist außer Mode gekommen: Nur eine Rote Karte (für Wales-Goalie Hennessey) und drei Gelb-rote Karten von den mehrheitlich guten Referees in 64 Spielen sind ein unerwarteter Top-Wert.
Minus: „Geheimfavoriten“
Von Turnier zu Turnier wurde die „Goldene Generation“ der Belgier blasser, der zweite „Geheimfavorit“ – Dänemark – schien am Höhepunkt und enttäuschte ebenso. Die beiden Promi-Teams reisten nach der Vorrunde völlig verdient wieder ab.
Plus: Saudi-Arabien
Seit Juli 2019 hat Argentinien in 43 Partien nur noch einmal verloren. Ausgerechnet das in der Vorrunde ausgeschiedene arabische Team darf sich als Weltmeisterbesieger (2:1) feiern lassen.
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