Mert Müldür: Rapid-Aufsteiger mit stürmischer Vergangenheit
Ein 15-Jähriger, der sich als Mert vorgestellt hatte, absolvierte ein Schul-Praktikum beim KURIER und saß – zufällig – neben dem Autor dieser Zeilen. Die Jugendlichen sollen ein paar Tage im „echten Leben“ schnuppern und dann in der Klasse von ihrem Arbeitsplatz berichten.
Weil der aufgeweckte Wiener auffällig viel über Fußball wusste, bot ich ihm am letzten Tag den gemeinsamen Besuch einer Rapid-Pressekonferenz an. „Ich kann mich noch erinnern, als wir im Stadion gesessen sind, und alle haben mich gegrüßt“, erzählt der nun 19-Jährige beim Trainingslager in Belek und schmunzelt.
Erst als der Teenager meine Verblüffung bemerkte, verriet er damals: „Ich spiele bei Rapid, seit ich sieben Jahre bin.“ Zweieinhalb Jahre später ist Mert Müldür Stammspieler bei Rapid und aktueller Teamspieler der Türkei.
Über den entscheidenden Moment der jungen Karriere wusste der Kurier unter den Verteidigern hingegen nicht alles. Vor dem Rückspiel gegen Steaua verletzte sich beim Abschlusstraining Bolingoli und wurde durch Potzmann ersetzt. Weil Trainer Djuricin erkannte, dass Auer nicht gut drauf war, wollte er im Millionenspiel Innenverteidiger Müldür – erstmals in dessen Leben – rechts hinten aufbieten. Der Rest des Trainerteams meinte, das wäre viel zu riskant, bis Sportdirektor Bickel sagte: „Wenn Gogo überzeugt ist, soll er es so machen.“
Müldür lächelt und sagt: „Djuricin hat mir in einem ganz kritischen Spiel Vertrauen geschenkt. Aber die Geschichte kenne ich gar nicht.“
Gelernter Stürmer
Er antwortet mit einer anderen Episode: Nach der Beförderung zu den Profis war Djuricin bei einem Schusstraining von Müldürs Abschlüssen begeistert. „Auf seine Frage, ob ich mal Stürmer war, hab’ ich gesagt: „’Ja, bis ich 14 Jahre war immer’.“ Heute erklärt der Ex-Trainer: „Weil er diesen Offensivgeist hat und auch schnell ist, hab’ ich in ihm den Außenverteidiger gesehen.“ Nachfolger Didi Kühbauer ist einer Meinung: „Derzeit sehe ich Mert eher rechts hinten. Er lernt da extrem schnell. Auf jeden Fall ist er ein toller Junge mit der richtigen Einstellung.“
Müldür sieht’s pragmatisch: „Mittlerweile habe ich verstanden, was alles nötig ist als Außenverteidiger. Es ist gut, dass ich beide Positionen spielen kann. Den Rest entscheidet der Trainer.“
Obwohl in Wien geboren, spielt er seit der U-17 für die Türkei. Mit dem Debüt im A-Team waren alle Chancen für den passiven ÖFB dahin. „Der türkische Verband wollte mich unbedingt zum Teamspieler machen und hat mich davon wirklich überzeugt“, erklärt Müldür, der die Sprache der Eltern „mit ein paar Grammatik-Fehlern“ spricht. „Hier in Belek habe ich aber schon auch ein Heimatgefühl. Teile meiner Familie leben in der Türkei“, erzählt der Doppel-Staatsbürger.
Eindeutig ist für Müdür – zumindest bis zu einem Millionen-Transfer in eine große Liga – das Vereinsleben: „Ich habe mehr als mein halbes Leben bei Rapid verbracht und bin glücklich darüber.“
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