Meisterschaft im Mädchen-Fußball
Cristiano Ronaldo wird alt. So das beinharte Urteil von Miriam Grgic. Da kann der 27-jährige Portugiese in der EM-Gruppenphase gegen die Niederlande Tore schießen wie er will, die elfjährige Nachwuchs-Fußballerin bleibt dabei: "Früher war er gut, aber jetzt kennt jeder seine Tricks schon." Auch Teamkollegin Robine Schunerits stimmt zu: "Das ist nichts Neues mehr."
Gut, dass Ronaldo gerade in Polen und der Ukraine weilt und nicht in Lutzmannsburg. Sonst liefe der selbstbewusste End-Zwanziger glatt Gefahr, sich dem Urteil der Wiener Nachwuchskickerinnen stellen zu müssen. Die sind nämlich gerade im Südburgenland einquartiert, wo zum vierten Mal der Bundesmeister der UNIQA Mädchenfußball-Liga (5. bis 8. Schulstufe) ermittelt wird.
"Ich hoffe, wir gewinnen. Das ist mir urwichtig, weil ich zum letzten Mal dabei bin", sagt Robine Schunerits, die 14-jährige Kapitänin des Wiener Teams aus der Polgarstraße. Die Titelverteidigerinnen haben es wieder ins Finale geschafft, wo am Donnerstag (10 Uhr) nicht nur der steirische Meister Weiz wartet, sondern auch ein berühmter Zaungast: Bayern-Star David Alaba hat seinen Besuch angekündigt.
Ferienlager
Die Stimmung rund um die zwei Kleinfelder am Fußballplatz in Lutzmannsburg ist gut. Besonders bei den Fans aus Laa an der Thaya, die mit drei Reisebussen angereist sind; Kriegsbemalung, Stoffbanner, Trommeln, Proviant und Lesestoff inklusive. Die Rucksacktouristen, die es sich im Schatten auf Bierbänken oder im Gras bequem gemacht haben, verbreiten Ferienlager-Stimmung. Da passen auch die sommerlichen 36 Grad gut dazu.
Seit 2008 gibt es auch für Österreichs Mädchen eine Schülerliga. Im Rahmen der Heim-EM wurde das Projekt gestartet, das nicht nur quantitativ (von 104 auf 180 Schulen) gewachsen ist. "Das Niveau hat sich extrem verbessert", sagt Karlheinz Piringer, Trainer der Wiener Mädchen und Mitorganisator. "Ich sehe das Turnier als Möglichkeit, um eine breitere Basis im Nachwuchs zu schaffen."
Fußball ist für die meisten der 110 Schülerinnen, die heuer im Burgenland mit dabei sind, nicht nur irgendein Hobby. Viele träumen von einer Fußballkarriere. Wie zum Beispiel die zwei Kärntner Teamspielerinnen Jasmin Ortner und Katharina Naschenweng (Spittal/ Drau), die ab dem kommenden Schuljahr an die Frauenfußball-Akademie nach St. Pölten übersiedeln.
Alternativprogramm
Seit Montag ist der Fußballnachwuchs aber erstmal im Sporthotel Kurz untergebracht, direkt gegenüber der Therme Lutzmannsburg. Perfekte Lage bei Sonnenschein und Sommerhitze, möchte man meinen.
Wäre da nicht der verräterische Erdhaufen in Nachbars Garten, der nichts Gutes ankündigt: Die Therme wird gerade umgebaut und ist geschlossen. Zu allem Überfluss wurde am Dienstag auch noch vor den Augen der Schülerinnen die neue Wasserrutsche geliefert. Das ist bitter, aber kein Grund für schlechte Laune. Schließlich gibt es genug andere Dinge, die man tun kann, wenn gerade nicht Fußball gespielt wird:
Ausflüge zum Klettergarten machen zum Beispiel; Oder zu zwölft in einem Zwei-Mann-Zimmer das Lieder-Summ-Spiel perfektionieren (eine summt, die anderen raten); Oder mit einem Deospray (unabsichtlich) den Feueralarm auslösen; Oder die EM-Spiele gemeinsam anschauen und hoffen, dass sich Spanien den Titel holt: "Die spielen einfach den schönsten Fußball", sagt die Wiener Torfrau Jacqueline Prager, die am liebsten Xavi, Iniesta oder Torres auf die Beine schaut. Wer braucht da noch Ronaldo?
Mädchenliga: Wien gegen Steiermark
Die Liga Im Rahmen der EM 2008 wurde die Postliga (heute UNIQA MädchenfußballLiga)
gegründet. Teilnehmen dürfen Teams der 5. bis 8. Schulstufe.
Die Landesmeister 2012 MHS II Laa (NÖ), Gymnasium Neusiedl (Bgld.), SHS Weiz (Stmk.), HS Saalfelden Bahnhof (Sbg.), FSSZ Spittal/Drau (Knt.), SMS Schwaz 2 (Tir.), VSMS Rankweil-West (Vbg.) , SHS Linz/Kleinmünchen (OÖ), BRG 22 Polgarstraße (Wien/Titelverteidiger)
Das Finale Wien – Steiermark (10.15 Uhr, Oberpullendorf).
Spiel um Platz 3 Burgenland – Kärnten (9 Uhr)
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