Mega-Prozess gegen Rapid-Fans startet
Ab Montag sitzen am Wiener Straflandesgericht insgesamt 85 Fans des SK Rapid auf der Anklagebank.
Am Montag startet im GroĂen Schwurgerichtssaal des Wiener
Straflandesgerichts der Prozess-Reigen gegen 85 Rapid-Fans, denen im Zusammenhang mit gewalttĂ€tigen Ausschreitungen am Wiener Westbahnhof vom 21. Mai 2009 Landfriedensbruch, Körperverletzungen und SachbeschĂ€digungen vorgeworfen werden. In einer ersten Tranche wird zunĂ€chst gegen 32 Angeklagte verhandelt, darunter auch gegen den Chef der HĂŒtteldorfer "Ultras", einer gleichermaĂen populĂ€ren wie besonders eingefleischten Fan-Gruppe.
Der 29-JĂ€hrige soll laut Anklageschrift in fĂŒhrender Funktion "wissentlich an einer Zusammenrottung einer Menschenmenge" teilgenommen haben, "die darauf abzielte, dass unter ihrem Einfluss Körperverletzungen oder schwere SachbeschĂ€digungen begangen werden". Insgesamt 165 Rapid-AnhĂ€nger waren damals nach einem Heimspiel gegen Mattersburg zum Westbahnhof marschiert, um von einer AuswĂ€rtspartie in Linz heimkehrende Austria-Fans in Empfang zu nehmen.
"NaturgemÀà entsprang dieses Vorhaben keineswegs freundschaftlicher Gesinnung gegenĂŒber den AnhĂ€ngern des FK Austria, sondern war vielmehr die jahrelange Feindschaft und die den Angeklagten gemeinsame Bereitschaft zu gewalttĂ€tigem Verhalten wahrer Hintergrund", fĂŒhrt Staatsanwalt Thomas Vecsey in seiner Anklage aus. Seiner Darstellung zufolge konnten gröbere Attacken auf die Austrianer nur deshalb verhindert werden, weil die Polizei von dem Vorhaben Wind bekommen hatte und die gegnerischen Fans am Bahnhof abgeschirmt wurden.
Aussage gegen Aussage
"Bei dem von Aggression und kollektiver Gewaltbereitschaft getriebenen Versuch der Angeklagten, an den Exekutivbeamten vorbei und zu den FK Austria-AnhĂ€ngern zu gelangen, kam es zu zahlreichen, in Summe schweren SachbeschĂ€digungen zum Nachteil der ĂBB und zu teils vollendeten, teils versuchten Körperverletzungen an einschreitenden Exekutivbeamten", heiĂt es in der Anklage. Von den letztlich insgesamt 85 zur Anklage gebrachten Personen soll sich besonders der "Ultra"-Chef hervorgetan haben: Ihm wirft der Staatsanwalt wörtlich vor, seine Bekanntheit "missbraucht" zu haben, "um die Ausschreitungen am Westbahnhof anzuheizen und zum Teil zu steuern". Der 29-JĂ€hrige soll demnach mit Armzeichen und Zurufen Anweisungen gegeben und so andere Teilnehmer regelrecht "dirigiert" haben.
Sein Verteidiger, der Wiener Rechtsanwalt
Marcus Januschke, weist diese Behauptungen als "abstrus" zurĂŒck. Weder sein Mandant noch ein anderer der Angeklagten hĂ€tte in gewaltbereiter Absicht den Westbahnhof aufgesucht. "Man wollte PrĂ€senz zeigen, singen, grölen, aber auf keinen Fall irgendwelche GewalttĂ€tigkeiten setzen", erklĂ€rte Januschke am Freitag.
Zu solchen wĂ€re es dann seitens einiger Austria-AnhĂ€nger gekommen, die plötzlich pyrotechnische Artikel gezĂŒndet und sich gegen die Polizei gerichtet hĂ€tten. Als der "Ultra"-Chef erkannte, dass es zu tumultartigen Szenen kam, sei dieser "vom Westbahnhof abgezischt", so Januschke.
37 Verhandlungstage
Im Grauen Haus grassiert die BefĂŒrchtung, dass die Angeklagten zum Prozessauftakt - insgesamt soll es nach derzeitigem Stand 37 Verhandlungstage geben - von zahlreichen Gleichgesinnten begleitet werden könnten, zumal im Internet SolidaritĂ€ts-Aufrufe kursiert haben sollen. Am Freitag, hat daher eine "Begehung" des
Schwurgerichtssaals mit SicherheitskrÀften stattgefunden, die einen geordneten und ungestörten Verfahrensablauf garantieren sollen.
Der Rechtsbeistand des "Ultra"-Chefs ist ĂŒberzeugt, dass am Montag keine "Störenfriede" im Publikum Platz nehmen werden. Entsprechende Ersuchen wĂ€ren an die verschiedensten Fan-Gruppen ergangen, da allfĂ€llige ZwischenfĂ€lle nicht im Interesse der Angeklagten wĂ€ren, sagte Januschke.
Sollte es zu SchuldsprĂŒchen kommen - die Urteile sollen erst 2012 fallen -, drohen den RĂ€delsfĂŒhrern bis zu drei Jahre Haft.
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