ManUnited-Star Rashford: Der wichtigste Fußballer Englands

Manchester United vs West Ham United
Weil die Politik nicht hilft, setzt sich der 22-jährige Torjäger für Kinder in Not ein. Immer wieder engagiert er sich sozial.

Er ist 22 Jahre alt, hat diese Saison in fünf Ligaspielen für Manchester United zwei Tore geschossen und zum Auftakt der Champions League bei Paris SG den Siegestreffer zum 2:1 erzielt. Gegen Leipzig hat er am Mittwoch gar drei Tore in nur 18 Minuten geschossen. Aber rechtfertigt diese sportliche Zwischenbilanz die Schlagzeile „Marcus Rashford – der wichtigste Fußballer Englands“?

Am Tag nach seinen drei Toren überschritt seine Petition an die britische Regierung die Millionengrenze. „End child food poverty – no child should be going hungry“ – beendet die Nahrungsmittelnot für Kinder, kein Kind soll hungrig sein.

Vergleich mit Owens, Ali

Es ist sein soziales Engagement, das dem jungen Fußballer positiven Zuspruch bringt. Und es ist das Nicht-Engagement der britischen Regierung, das ihm so viele Schlagzeilen bringt. „Solo gegen Johnson“, lautete eine Überschrift. Der junge Kicker hat es aus dem Sportteil auf die Titelseiten gebracht. Die Daily Mail vergleicht den Stürmer mit Jesse Owens oder Muhammed Ali, die ebenfalls über den Sport hinaus gewirkt haben.

Manchester United vs RB Leipzig

Der Guardian schreibt, dass Rashford die englische Nationalmannschaft ins WM-Finale schießen könnte – das würde immer noch zurückstehen hinter seinem Einsatz für die schwächsten Mitglieder der Gesellschaft: „Die Leben von Menschen zu verbessern, übertrumpft Medaillen.“

Rashford kämpft dafür, dass Schüler aus armen Elternhäusern in den Ferien nicht hungern müssen. In England bekommen benachteiligte Kinder in der Schule kostenlose Mahlzeiten. Im Corona-Lockdown gab es Gutscheine, um die betroffenen Schüler weiterhin mit Essen zu versorgen. Für die Sommerferien war keine derartige Aktion geplant. Rashford warb in einem offenen Brief an das Parlament dafür, die Gutscheine weiterhin auszugeben.

Dafür erhielt er so viel Zuspruch, dass die Regierung das Programm verlängerte. Was in britischen Medien als demütigende Kehrtwende von Premierminister Boris Johnson dargestellt wurde, deutete Rashford als gemeinsamen Erfolg: „Schaut, was wir schaffen können, wenn wir zusammenarbeiten. DAS ist England 2020“, schrieb er damals bei Twitter.

Marcus Rashford wuchs in einfachen Verhältnissen in Wythenshawe auf, einem Stadtteil am südlichen Rand von Manchester, und war selbst auf die kostenlosen Mahlzeiten angewiesen. „Ich habe immer gesagt: Wenn ich irgendwann in der Position sein sollte, einen Unterschied zu machen, dann würde ich es tun“, sagte er im Mai im Interview mit der New York Times.

Im Moment ist seine Kampagne in der zweiten Runde. Das Parlament hat beschlossen, die Gutscheine in den Herbstferien und darüber hinaus nicht mehr auszugeben. Wieder geht Rashford dagegen vor, mit seiner Petition im Internet. Labours Parteichef Keir Starmer brachte einen Antrag zur Weiterführung von speziellen Coupons für Kindermahlzeiten in den Ferien vor das Parlament. Doch die konservative parlamentarische Mehrheit lehnte diesen Antrag ab.

ManUnited-Star Rashford: Der wichtigste Fußballer Englands

Unterstützung kommt aus der Gesellschaft. Hunderte von Restaurants, Cafés, Lebensmittelherstellern und Supermarktketten sowie Imbissstuben und Pubs aus jeder Ecke Englands erklärten sich dazu bereit, für die abgelehnte Hilfe der Regierung einzuspringen. Einmal ist Boris Johnson schon vor Rashford eingeknickt. Es könnte gut sein, dass in Kürze bei der Ortstafel von Wythenshawe das Transparent „Rashford 2, Boris 0“ aufgehängt wird.

Ehrung durch die Queen

Der Stürmer überwindet auch fußballerische Rivalitäten. Liverpool-Trainer Jürgen Klopp lobte Rashford für sein „absolut unglaubliches“ Engagement. Leeds United spendete 50.000 Pfund. Die Anhänger dieser beiden Klubs eint normalerweise eine tiefe Abneigung gegenüber Manchester United.

Seit knapp zwei Wochen ist Rashford Member of the Order of the British Empire (MBE), ernannt von der Queen für seinen Einsatz. Und die Universität von Manchester hat ihm den Titel des Ehrendoktors verliehen.

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