Kurz nach Kasachstan und zurück: Ein Legionär über sein Abenteuer
31 Legionäre in der deutschen Bundesliga stellte der ÖFB in der vergangenen Saison. Klingt nach dem Traumland der österreichischen Fußballer. Als solches nicht unbedingt vermuten würde man wahrscheinlich Kasachstan. Der Oberösterreicher Nils Zatl hat vergangenen Winter dennoch den Sprung nach Zentralasien zum FK Taras gewagt.
Zwei Jahre hatte er davor auf Zypern bei Doxa Katokopias gespielt. „Das war wunderschön, weil der Fußball im Ausland intensiver gelebt wird, als in Österreich. Deshalb wollte ich wieder ins Ausland“, sagt der 28-Jährige, der davor in Österreich bei Zweitligist Horn engagiert gewesen war.
Taras liegt im Süden Kasachstans an der Grenze zu Kirgisistan. Von da ist man schneller in China, als in der 1.600 Autokilometer entfernten Hauptstadt Nur Sultan, ehemals Astana.
Wie man als Fußballer dorthin kommt? „Über einen russischen Agenten“, erzählt Zatl. Im Winter wurde er gefragt, ob ein Transfer nach Kasachstan für ihn infrage kommt. Der Abenteurer zeigte Interesse und flog zum Trainingslager des Klubs nach Antalya. „Zwei Tage später habe ich unterschrieben.“
Weil ein paar Prozent der Landesfläche in Europa liegen, zählt der Verband zu den 55 Mitgliedsverbänden der UEFA. Serienmeister FC Astana kennt man aus dem Europacup, spielte im Herbst 2016 sogar in der Champions League. Der Rest der Liga ist schon eher was für Experten. Einen solchen hat Zatl auch vor seiner Unterschrift um Rat gefragt.
Tomas Simkovic, einst bei der Wiener Austria und von 2014 bis 2018 Legionär in Kasachstan, erzählte Positives. Zatl selbst machte zunächst ähnlich gute Erfahrungen. Fünf Wochen war er in Taras, gewohnt hat er im Spielerhotel am Trainingsgelände. In Zwei Ligaspielen erzielte er ein Tor und bereitete eines vor. Zu den meisten Auswärtsspielen wird in Kasachstan – dem neuntgrößten Land der Welt – geflogen.
Und die großen Distanzen bringen auch unterschiedliche Witterungen mit sich. In Almaty setzte es bei minus sieben Grad eine Niederlage, eine Woche später gewann man zu Hause bei 20 Grad plus gegen Schymkent mit 3:2.
Doch wegen der Corona-Pandemie war das Gastspiel ein kurzes. „Kasachstan hat sofort alles zugemacht. Ich selbst bin am 16. März mit der allerletzten Maschine von Moskau in Wien gelandet.“ Seine Rückkehr nach Kasachstan war für Anfang Juni geplant gewesen. Bis nach Almaty hat es Zatl geschafft. „Dort haben sie mich wegen einer erneuten Corona-Zelle trotz Visum und Arbeitsgenehmigung nicht einreisen lassen und wieder zurückgeschickt.“
Die Wiederaufnahme der Saison wurde noch zwei weitere Male verschoben. Zunächst auf Anfang Juli, dann in den August. Jetzt ist Zatl dabei, seinen Vertrag aufzulösen. Auch, weil nur zwei Monatsgehälter erhalten hat. Seit seiner Ausreise im März gab es kein Geld mehr für den Österreicher. „Ich würde gern zurückfliegen, aber es geht leider nicht.“ Ob ihn die Zukunft wieder in ein abenteuerliches Land führt? „Das wird man sehen, ein paar lose Anfragen gibt es bereits.“
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