Einmal noch schlüpfen sie ins Austria-Trikot und wollen mit den Veilchen gegen Sturm Graz Platz 3 und die Europacup-Teilnahme absichern. Danach erfolgt für Markus Suttner und Alexander Grünwald der Schlusspfiff nach gelungenen Karrieren in Violett. Ein Gespräch vor dem Finale.
KURIER: Kein Trainingszwang mehr, keine harte Vorbereitung im Sommer wie im Winter. Wie klingt das ?
Alexander Grünwald: Das klingt sehr gut und ist auch ein Grund, warum ich mich so entschieden habe.
KURIER Sport Talk mit Markus Suttner und Alexander Grünwald
Urlaub planen ohne Blick auf den Spielplan – wie sehr freut sich die Familie?
Markus Suttner: Sehr sogar, es sind bei uns schon paar Urlaube in Folge geplant.
Ihr Karriere-Ende passt zeitlich zu Ihren Vaterfreuden.
Grünwald: Das passt wirklich gut, wir sind überglücklich. Es ist für mich ein Traum, wenn ich den Kleinen sehe, auch wenn es sicher eine große Umstellung im Leben ist. Jetzt habe ich sehr viel Zeit für die Familie, ich möchte meinen Sohn aufwachsen sehen.
Wird man Sie beide demnächst auf Fußballplätzen bei Hobbykickerln sehen?
Suttner: Ich werde auf keinen Fall in den nächsten Monaten auf Fußballplätzen herumkrebsen. Leistungssport ist Raubbau am Körper, ich möchte einmal die Wehwechen auskurieren. Danach werde ich wieder Sport machen
Grünwald: Für ein Legenden-Kickerl wäre ich schon bereit, Anfragen sind schon gekommen. In erster Linie will ich aber auch den Körper zunächst einmal runterfahren.
Wie klingt es für Sie, als Austria-Legende bezeichnet zu werden?
Suttner: Natürlich macht mich das stolz. Wir beide haben viel dafür getan, um diesen Status zu erreichen. Die Fans honorieren das.
Grünwald: Es ist ein überragendes Gefühl. Wenn Leute sagen, dass man eine Legende ist, dann klingt das irgendwie surreal.
Wie sieht Ihr Karriere-Fazit aus?
Suttner: Highlights sind die Titel, mein Auslands-Aufenthalt. Ich bin realistisch, habe das Maximum aus der Karriere herausgeholt. Beim Nationalteam habe ich vielleicht nicht so Fuß gefasst wie gewünscht. Im Endeffekt war es eine coole Zeit.
Grünwald: Auch ich habe einiges herausgeholt. Ich hatte schon früh schwere Verletzungen, habe mich immer zurückgekämpft. Natürlich hätte ich gerne im Ausland oder im Nationalteam gespielt wie der Sutti. Aber umgekehrt würden viele mit meiner Karriere tauschen. Meinen Namen verbindet man mit Austria Wien. Ich bin mit mir im Reinen.
Warum hat es nie mit einem Ausland-Transfer geklappt?
Grünwald: Es war nie ein Angebot dabei, das ich unbedingt annehmen hätte müssen. Dann war ich verletzt, dann vielleicht zu einem wichtigen Zeitpunkt nicht in Topform. Das spielt einiges mit.
Wäre Grünwald nicht ein Teamspieler gewesen?
Suttner: Natürlich. Aber es war damals eine Zeit, wo Spieler aus der österreichischen Bundesliga nicht so forciert worden sind. Unter Foda ist das wieder umgekehrt worden. Für den Grüni leider zu spät.
Ist der Job des Profi-Fußballers ein Privileg?
Grünwald: Aus meiner Sicht auf jeden Fall. Du kannst das machen, was deine Leidenschaft ist. Zusätzlich ist der finanzielle Aspekt nicht unwichtig, weil man sich etwas aufbauen kann. Natürlich gibt es auch Schattenseiten. Die Spieler sind oft austauschbar.
Suttner: In England war ich nicht der Sutti mit diesen oder jenen Charakterzügen, sondern der linke Verteidiger mit der Nummer 29. Das war anfangs ein komisches Gefühl. Es geht nur um Statistik, wenn du nicht performst, wirst du abgeschoben. Das ist das Business. Dennoch ist der Job ein Privileg. Ich sage daher jedem jungen Spieler, dass er die Zeit genießen soll.
2013 holten Sie mit der Austria den Titel. Einer von Ihnen spielte Champions League, der andere sah zu. Schmerzt das heute noch?
Grünwald: Ich muss gestehen: Ja. Als Bub träumst du von der Champions League. Dann schaffst du es mit einem österreichischen Verein. Und zwei Tage vor dem ersten Gruppenspiel reißt das Kreuzband. Es war der schwierigste Moment in meiner Karriere, aber er ist eben Teil meiner Geschichte.
Wie hat sich der Fußball in den letzten 15 Jahren verändert?
Suttner: Die Ausbildung ist viel professioneller, junge Spieler sind viel früher entwickelt. Es geht um Statistiken und Laufwerte, alles analysiert auf Chips. Es hat sich extrem verändert, das Spiel ist viel schneller geworden.
Grünwald: Ich bin in meiner Karriere mehr übers Fußballerische gekommen. Das hatte früher mehr Gewicht. Wenn du heute körperlich top bist, hast du eben bessere Chancen, dich in dem Business durchzusetzen.
In Zukunft werdet ihr der Austria erhalten bleiben. In welcher Form genau?
Suttner: Wir werden ab Oktober in die Marketingabteilung wechseln. Über das Ausbildungsprogramm von Vize-Präsident Raimund Harreither machen wir den MBA.
Grünwald: Es ist eine schöne Aufgabe. Wir kriegen gleich die Chance Fuß zu fassen, erhalten eine Perspektive.
Sie haben beide einen Sohn. Was sagen Sie, wenn er Fußballer werden will?
Suttner: Ich würde ihm nicht aktiv dazu raten. Aber Unterstützung gäbe es von mir.
Grünwald: Bei mir kann er machen, was er will. Und den einen oder anderen Tipp könnte ich ihm schon geben.
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