"Kanaken" und "Kartoffeln": Spaltung im DFB-Team

Bunt gemischt: Im DFB-Team soll es nicht einheitlich zugehen.
Der "Spiegel" berichtet über Grüppchenbildungen im deutschen Nationalteam.

Die Deutschen haben das schmerzhafte WM-Aus längst nicht verdaut, nach den Ursachen wird weiterhin gesucht. Nun bringt ein Bericht des deutschen Magazins Spiegel tiefere Einblicke in das deutsche Nationalteam. Gruppenbildungen soll es im DFB-Team in der jüngeren Vergangenheit gegeben haben, und zwar nicht etwa im Bezug auf die Frage, wer Playstation oder Nintendo bevorzugt. Nein, die Spaltung soll aufgrund ethnischer Wurzeln von Mitgliedern der so oft gepriesenen Multi-Kulti-Nationalmannschaft entstanden sein. 

Auf der einen Seite sollen dem Spiegel-Bericht zufolge die " Kanaken", auf der anderen die " Kartoffeln" stehen. Spieler wie Jerome Boateng, Mesut Özil und Ilkay Gündogan, die allesamt einen Migrationshintergrund haben, vertreten demnach die Ersteren. "Kanake“ ist bekanntlich ein deutsches Schimpfwort für Ausländer. Als "Kartoffeln" bezeichnen in Deutschland viele Bürger ausländischer Herkunft, vorwiegend türkischer, die Deutschen. In dieser Clique stünden demnach die beiden Bayern-Profis Thomas Müller und Mats Hummels

Eine Frage des Lebensstils?

Laut Spiegel soll sich Thomas Müller im WM-Camp des DFB-Teams über die selbsternannten "Kanaken" lustig gemacht haben, ahmte die Rap-Fans Boateng & Co. nach, imitierte ihre Gestik und gab Sprüche wie "Yo, man!" von sich. 

Von Rassismus selbst soll niemals die Rede gewesen sein, eher über die verschiedenden Ansichten und Lebensstile. Während die einen auf afro-amerikanische Musik wie Hip-Hop oder R'n'B stehen und sich gerne mit Goldketten und teuren Sportautos auf Instagram präsentieren und damit in dieselbe Kerbe schlagen wie etwa Formel-1-Star Lewis Hamilton, führen die anderen ein ruhigeres Leben abseits der sozialen Netzwerke. So kümmert sich Thomas Müller in seiner Freizeit um die Pferde seiner Ehefrau und Dressurreiterin Lisa. 

Abbild der Gesellschaft

Die Teamleitung sieht in der berichteten Gruppenspaltung innerhalb der Weltmeister-Truppe ein allgemeines gesellschaftliches Problem. In den Nachwuchsteams der Vereine spielen rund 30 Prozent Jugendliche mit Migrationshintergrund. 

"Wir wissen, dass wir uns in Zukunft dem Thema intensiv widmen müssen. Auf jeden Fall werden wir alles dafür tun, dass wir wieder ein echtes Team werden", wird DFB-Teammanager Oliver Bierhoff in der Bild-Zeitung zitiert. Demselben Blatt sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel, er wisse nichts von "Kanaken" und " Kartoffeln", wolle aber vor den Länderspielen gegen Frankreich (6. September) und Peru (9. September) mit dem Mannschaftsrat sprechen.

Während des WM-Turniers wurde vielmehr über Konflikte zwischen den Fraktionen der 2014-Weltmeister und der Confed-Cup-Sieger 2017 - also zwischen Jung und Alt - debattiert. "Es gibt keine Gruppen, hier die Weltmeister, hier Confed-Cup-Sieger", versicherte Kapitän Manuel Neuer während des Turniers.

Es ist zu vermuten, dass es um den Teamgeist schlicht aus verschiedensten Gründen nicht gut bestellt war. Alter, Lebensstil, persönliche Eitelkeiten und konkurrierende sportliche Ambitionen sind nur einige Aspekte, die bei einer Mannschaftssport wie Fußball Einfluss aufs Teamklima haben. 

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