Jürgen Klopp: The Show must go on
Im Frühling 2005 setzte Jürgen Klopp sein Autogramm unter den wichtigsten Vertrag seines Lebens. Neben dem Namen des damals 37-Jährigen stand aber nicht der Name eines Fußballklubs, sondern ZDF. Klopp war von nun an nicht mehr nur Trainer, sondern TV-Experte. Er machte seine Sache bei der WM 2006 und der EM 2008 so gut, dass ihn die Fans der deutschen Nationalmannschaft ganz fest ins Herz schlossen. Leger gekleidet, immer für einen flapsigen Spruch gut und mit der Aura des tollen Kumpels von nebenan – so wurde Jürgen Klopp zum TV-Bundestrainer.
Spiel mit Stil
Dabei war er damals ja "nur" Trainer in Mainz. Und zwar seit 2001, nachdem er seine Karriere als Fußballer beendet hatte. 2008 verpasste Mainz knapp den Aufstieg in die erste Bundesliga. Klopp stieg aus, um knapp später in Dortmund zu unterschreiben. Der ehemalige Champions-League-Sieger war zu dieser Zeit wirtschaftlich und sportlich höchstens Mittelmaß. Klopp hat aus Dortmund aber wieder einen Spitzenmannschaft geformt, deren Fußballspiel stilbildendwar. Er wurde das Gesicht des Erfolgs. "Ich muss doch irgendwo hingehen können, wo ich keinen Applaus kriege", sagte Klopp einmal.
Meister 2011, Meister und Cupsieger 2012, Champions-League-Finalist 2013. Und 2014? Vorletzter nach 17 Spieltagen.
Das mit dem Applaus hat sich nach dieser schlechten Herbstsaison etwas geändert. Klopp wird noch immer erkannt, mittlerweile fordern die Fans aber Erklärungen dafür, warum der Erfolg ausgeblieben ist. Klopp muss nicht mehr erklären, warum es so gut läuft. Klopp muss analysieren, weshalb es so schlecht gelaufen ist.
SMS von Alex Ferguson
Seine Schulter tut nicht mehr so weh von dem viele Geklopfe. Aufmunterung kommt oft von außerhalb des Vereins, zum Beispiel in Form einer SMS – geschickt von Manchester-United-Übervater Sir Alex Ferguson. Der bescheinigt ihm, dass er den Fußball in Europa taktisch geprägt hat, egal was derzeit die Tabelle zeigt.
In den ersten sechs Jahren unter Klopp konnte sich Dortmund wirtschaftlich mehr als sanieren. Auf dem Feld verbreiteten die Spieler Fußball-Romantik. Sie traten den Beweis an, dass nicht nur Geld Tore schießt, sodass die bayrische Hollywood-Truppe das Nachsehen hatte. "Ich möchte, dass von einem Spiel mehr bleibt, als nur das Ergebnis", sagte Klopp einmal.
Nach schlechten Ergebnissen steht Dortmund aber vor dem sportlichen Bankrott. "Das wäre der schlimmste Absturz, den du im Fußball in Europa erleben kannst", sagt Hans-Joachim Watzke, der Geschäftsführer, der mit Klopp und Manager Zorc Dortmund aus der Agonie geholt hatte.
Lehrstunden
In einem Porträt im Spiegel wird Klopps Auftreten in der schlechten Vorrunde so beschrieben: Klopp sah zumeist aus, "wie ein müder Studienrat nach einer Doppelstunde Kunst an der Problemschule, zehnte Klasse".
Klopp ist Diplom-Sportlehrer. Und seine Problemkinder starten am Samstag das Projekt Wiedergutmachung – in Leverkusen beim Tabellendritten. Ein besonderes Spiel für Neuzugang Kevin Kampl. Der ist im Nachwuchs von Leverkusen groß geworden und im Winter von Salzburg nach Dortmund gewechselt. Leverkusen-Trainer Roger Schmidt, vormals ebenfalls Salzburg, wollte seinen ehemaligen Schützling holen. Kampl sagt: " Ich hatte den Eindruck, in Leverkusen standen nicht alle zu 100 Prozent hinter der Entscheidung. Die Dortmunder haben sich einfach noch mehr um mich bemüht."
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