Jaissle-Aus in Salzburg: Ein Schreiduell und Struber als Top-Kandidat

Matthias Jaissle wurde kurzerhand freigestellt.
Die Antwort von Matthias Jaissle auf die Nachfrage zum kolportierten Angebot aus Saudi-Arabien war im Grunde vielsagend: "Kein Kommentar" sagte der 35-Jährige zum KURIER noch vor wenigen Tagen.
Der Meistertrainer bediente sich nicht einmal dem gängigen Dementi. Am Freitag war es dann so weit. Um 12.16 Uhr gab der FC Red Bull Salzburg via Aussendung bekannt, seinen Trainer wegen Vertragsgesprächen mit Al Ahli vom Dienst freizustellen. Die beiden Co-Trainer Florens Koch und Alexander Hauser coachen am Samstag beim Liga-Auftakt in Altach.
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Wie gut gelaunt man beim Meister, ob des Abgangs so kurz vor Saisonbeginn ist, verdeutlicht die Aussage von Stephan Reiter: "Wir sind der Ansicht, dass ein Trainer, der sich nur zwei Tage vor dem Start einer wichtigen Saison derart intensiv mit einem möglichen Klubwechsel beschäftigt, bei diesem Auftakt auch nicht dabei sein sollte", sagt der Geschäftsführer der Salzburger.
Das sitzt und deutet darauf hin, dass die Informationen der Salzburger Nachrichten den Tatsachen entsprechen. Demzufolge soll am Freitagvormittag beim "Rapport von Jaissle" im Büro von Reiter mehr "geschrien, als gesprochen" worden seien.
Zum Schreien ist vermutlich aber auch der Geldregen, der nun auf Salzburg ebenso niedergehen wird, wie auf den Deutschen. Jaissle wurde in Salzburg 2021 zum Cheftrainer befördert, ein Jahr später verlängerte man seinen Vertrag bis 2025, nachdem es dem Coach als erstem Salzburger Trainer gelungen war, den Klub ins Achtelfinale der Champions League zu führen. Salzburg steht demzufolge eine weitere Ablöse im zweistelligen Millionenbereich bevor.
Was Jaissle in der Wüste verdienen wird, ist noch nicht durchgesickert. Allerdings wurde bekannt, was Marco Silva cashen sollte. Der Portugiese, seines Zeichens Trainer bei Fulham in der Premier League, hätte 46 Millionen Dollar in zwei Jahren verdient, sagte jedoch ab, wodurch der Trainer der Salzburger zum Ziel des Vereins aus Dschidda wurde.

Firmino wird künftig also von Jaissle trainiert.
Anstelle von Andreas Ulmer oder Alexander Schlager wird Jaissle nun etwa Roberto Firmino oder Riyad Mahrez coachen. Wer ihm als Co-Trainer in die Wüste folgt, ist noch nicht bekannt. Fest steht jedenfalls, dass damit auch weiterhin kein einziger Salzburg-Trainer eine dritte Saison bleibt. Ob es Jaissles Nachfolger schaffen wird?
Trainersuche
Als Favorit auf den Posten gilt Gerhard Struber. Der 46-Jährige ist nach seinem Aus als Trainer der New York Red Bulls verfügbar, wohnt wenige Kilometer von Salzburg und gilt obendrein als Vertrauter des im September scheidenden Salzburger Sportdirektors Christoph Freund. Wie sehr sich der künftige Bayern-Manager allerdings noch in die Bestellung des neuen Trainers einbringen wird, oder ob bei dieser wichtigen Entscheidung schon Nachfolger Bernhard Seonbuchner federführend sein darf, ist ungewiss.
Was jedenfalls für Struber sprechen würde, ist das Wissen über die in Salzburg praktizierte Spielphilosophie. Ein Vorteil, wenn es schnell gehen muss. Struber war bereits von 2007 bis 2019 in diversen (Trainer-) Funktionen beim Verein und kennt die Prinzipien, von denen der Klub nicht abweichen will.
Cristiano Ronaldo war der erste Weltstar, der sich selbst in die Wüste schickte. Das Niveau des Kicks in Saudi-Arabien kann nicht mit den absurd hohen Gehältern mithalten, aber der 38-jährige Weltfußballer ist überzeugt, "dass viele Stars folgen werden und die Liga bereits besser ist als die MLS". Das war ein Seitenhieb gegen den ewigen Rivalen Lionel Messi, der das Angebot aus Arabien abgelehnt hat und die Karriere lieber in der US-Liga für Miami ausklingen lässt. Auch Luka Modric und Oliver Glasner sagten Nein zu den Traumgagen in der diktatorischen Monarchie.
Matthias Jaissle ist sogar drei Jahre jünger als der 38-jährige Ronaldo, kann es aber nicht erwarten, seine Arbeit vergolden zu lassen. Wer soll noch mithelfen, Saudi-Arabien nach dem Vorbild Katars zum Fixstern im internationalen Sport zu machen? Al-Ittihad konnte Real-Kapitän Karim Benzema und Frankreichs Titelsammler N’Golo Kanté überzeugen. Kroatiens Vizeweltmeister Marcelo Brozovic soll bei Al-Nassr künftig die Assists zu Ronaldo-Toren geben.
Neben ManCity-Flügel Riyad Mahrez wechselt auch Firmino von Liverpool zum künftigen Jaissle-Klub Al-Ahli. Dass selbst Jordan Henderson dem Ruf des Geldes folgt, sorgt für Aufregung: Der 33-Jährige war für seine Kapitänsbinde in den Regenbogenfarben bekannt. Frauenrechte sind für die Saudis jedoch ein Fremdwort und Homosexualität wird mit harten Strafen verfolgt. Bei Hendersons Vorstellungsvideo war der Regenbogen verschwunden: Al-Ettifaq setzte auf Schwarz-Weiß-Bilder.
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