Jagd nach Talenten beginnt immer früher

Jagd nach Talenten beginnt immer früher
Viele österreichische Nachwuchskicker wechseln früh nach Deutschland. Klubs und Spieler profitieren.

Es gab Zeiten, in denen war nur für die Elite der österreichischen Profis ein Wechsel nach Deutschland denkbar. Durch das Bosman-Urteil Ende 1995 wurde der Sprung über die Grenze auch für Kicker ohne ÖFB- Teamkarriere leichter. Und seit einigen Jahren streiten sich die Bundesliga-Klubs gar um Teenager. Die Jagd nach Talenten beginnt immer früher, Made in Austria gilt dabei als Qualitätssiegel.

"Die jungen Österreicher sind mittlerweile sehr gut ausgebildet und auf dem deutschen Markt äußerst beliebt", erklärte Werner Kern, der Nachwuchs-Chef des FC Bayern. In München ist die Österreicher-Dichte am höchsten: Hinter David Alaba warten zehn Landsleute.

Einer davon ist Stefan Hager, der den Scouts als Führungsfigur in Innsbrucks Defensive aufgefallen ist. Hager ist ein Teil eines außergewöhnlichen Fünferpacks: Alle sind sie erst 1995 geboren und wurden im Sommer innerhalb kurzer Zeit von deutschen Großklubs verpflichtet. Aus Linz wechselten Thomas Mayer (Flügelspieler) zu Stuttgart und Florian Madlmayr (Defensive) zu Hoffenheim. Schalke holte Austrias Verteidiger Florian Heinrich. Und Stuttgart sicherte sich Defensivspieler Francesco Lovric, obwohl der Austrianer erst im Oktober 16 wurde und deshalb erst 2012 in Punktspielen eingesetzt werden darf.

Spezialist

Nicht alle halten den frühen Sprung ins Ausland für sinnvoll. Ex-Teamchef Herbert Prohaska zählt zu den prominentesten Kritikern, die zum Transfer erst nach dem Durchbruch als Profi raten und Geschäftemacherei wittern. Der frühere Admira-Verteidiger Sperr hält dagegen: "Nicht alle Talente passen ins Ausland. Die Berater müssen sich mit den Spielern und ihren Potenzialen genau beschäftigen." Empfohlen werden am ehesten deutsche Großklubs mit gut aufgestellten Amateurteams und holländische Kaderschmieden. In Italien bestehe wegen der Sprachbarriere die Gefahr, dass sich Talente verloren fühlen.

"Die Österreicher werden im Nachwuchsbereich technisch top ausgebildet. Aber um zu lernen, was es heißt, mit der nötigen Ernsthaftigkeit Profi zu sein, ist Deutschland optimal", meint Sperr, der in einer möglichen späteren Rückkehr kein Problem sieht: "Wer in Deutschland nach oben kommt, hat es sowieso geschafft. Wer zurückkommt, wurde gut ausgebildet, hat fürs Leben gelernt und bekommt bei den Trainern auch einen höheren Status als die Spieler aus dem eigenen Nachwuchs."

Marktwert

Fest steht, dass der Kampf um die Jungen auch zum Business wurde. Die FIFA hat festgelegt, dass die ausbildenden Vereine auch für Transfers nach Vertragsende eine Entschädigung bekommen. Für herausgekaufte Top-Talente wie Kevin Friesenbichler zahlen die Bayern 600.000 Euro, Nutznießer war die Admira. 200.000 bis 300.000 Euro sind in Deutschland übliche Ablösen für 16-Jährige. Sperr erklärt: "Die meisten Scouts sitzen nicht bei den Profis, sondern bei der U 15."

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