Irans neue Kicker-Generation

epa03750540 The Iranian team celebrates after the 2014 FIFA World Cup qualifying soccer match between South Korea and Iran at the Munsu World Cup Stadium in Ulsan, South Korea, 18 June 2013. Visiting Iran defeated South Korea 1-0, a result that sent both teams to the 2014 FIFA World Cup in Brazil. EPA/JEON HEON-KYUN
Westlich geprägte Kicker lassen die Fans im Gottesstaat feiern.

Reza Ghoochannejhad ist der Held der iranischen Fußballfans. Gucci wurde er gerufen, weil sie in den Niederlanden seinen komplizierten Namen nur schwerlich aussprechen konnten und wollten. Gucci wurde zwar im Nordosten des Iran geboren, in Maschad, der heiligen Stadt der Schiiten. Aufgewachsen ist er aber im niederländischen Friesland.

Mit 18 Jahren hat er in der U-19-Auswahl der Niederlande gespielt, konnte sich aber in seiner zweiten Heimat nicht durchsetzen. Jetzt, mit 25 Jahren, spielt er in Belgien für Standard Lüttich und für das iranische Nationalteam, das sogenannte Team Melli. Sein Spitzname wird jetzt anders geschrieben. Statt Gucci heißt er nun Ghuchi, nach der Herkunft aus dem Bezirk Ghuchan an der Grenze zu Turkmenistan.

Vierte WM-Teilnahme

Ghuchi hat in der letzten Gruppenphase drei der acht Treffer für den Iran erzielt. Darunter den Siegtreffer gegen Katar und das einzige Tor beim 1:0-Auswärtssieg in Ulsan gegen Südkorea, das die Qualifikation für die WM 2014 bedeutete. Die Fans feierten die vierte WM-Teilnahme nach 1978, 1998 und 2006 überschwänglich. Als der Schlusspfiff ertönte, strömten Hunderttausende in Teheran und Millionen in den Provinzen auf die Straßen. In der Hauptstadt ging nichts mehr, weil die Hälfte der Prachtstraße Wali-Asr von Feiernden blockiert war.

Polizei und islamische Sittenwächter waren machtlos und ließen das Volk einfach feiern. „Euretwegen scheint für uns wieder die Sonne“, lautete die Überschrift der Zeitung Esteghlan.

Der iranische Verband lud für Mittwochnachmittag alle Fans ins Asadi-Stadion in Westen von Teheran ein, um mit den Spielern zu feiern. Auch diesmal waren allerdings nur Männer in der Arena zugelassen, Frauen durften nicht ins Stadion.

Dabei setzt der portugiesische Teamchef Carlos Queiroz auf eine neue Generation von Spielern, die in der westliche Fußballwelt sozialisiert wurden, mit all ihren Statussymbolen. Sie tragen teure Marken und Tattoos. Sie heißen nicht mehr Ali Karimi oder Ali Daei. Sie heißen Ghoochannejhad, Dejagah (der Deutsch-Iraner ist derzeit verletzt), Davari. Oder Nazari und Atashkadeh – die beiden sind in Schweden geboren. Seit die Spieler der Diaspora für das Team Melli auflaufen, vereint es die Iraner weltweit noch mehr.

Aber bei der WM kann schnell die Ernüchterung kommen. Südkorea, das schon qualifiziert war, war die überlegene Mannschaft. Reza Ghoochannejhad warnte: „Wenn wir nicht aufpassen, werden wir nicht mehr als eine Teepause für unsere WM-Gegner sein.“

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