"Ich hatte nur Angebote aus dem Ausland"

"Ich hatte nur Angebote aus dem Ausland"
Von St. Pölten zu Inter Mailand: Der erst 19-jährige Lukas Spendlhofer feierte sein Debüt.

Am Sonntag feierte Lukas Spendlhofer sein Debüt in der Serie A. Der Niederösterreicher aus Pottschach in der Nähe von Neunkirchen wurde bei Inter Mailand in der 77. Minute für Italiens Teamverteidiger Andrea Ranocchia eingewechselt. Danach spielte es auf seinem Handy verrückt, etliche Glückwünsche per Anruf oder SMS trudelten ein.

Am Montag ging der 19-jährige Verteidiger mit seinem gleichaltrigen Kumpel, Milan-Nachwuchsstürmer Philipp Prosenik, essen. Am Sonntag steht das letzte Meisterschaftsspiel gegen Udinese auf dem Programm. Und demnächst soll sich seine Zukunft klären.

War die Nervosität groß vor dem Erstauftritt in einer der besten Ligen der Welt?
Eigentlich nicht. Nervös war ich zwei Wochen vorher, als ich zum ersten Mal auf der Bank gesessen bin. Das war in Neapel. Die Fans dort und das Stadion, das war Wahnsinn. Das ist der große Unterschied zur Nachwuchsliga. Und die Stärke der Gegenspieler.

Waren Sie überrascht von der Einwechslung?
Nein. Ich habe im Training gemerkt, dass ich immer mehr Verantwortung bekomme, auch bei Standardsituationen. Da habe ich dann die Position von Ranocchia gespielt. Der schleppt eine leichte Verletzung mit sich herum. Deshalb habe ich ja schon ab der 35. Minute aufgewärmt.

Seit wann trainieren Sie mit den Profis mit?
Seit zwei Wochen.

Dabei durften Sie ein halbes Jahr nicht einmal im Nachwuchsteam, der Primavera, spielen.
Mein Vertrag endet Ende Juni, Inter wollte letzten Sommer verlängern. Wir haben aber keinen gemeinsamen Nenner gefunden, es war eine verzwickte Situation. Erst Anfang März durfte ich wieder spielen.

Hatten Sie in der Zeit daran gezweifelt, dass deine Entscheidung nach Italien zu gehen richtig war?
Natürlich war das eine schwere Zeit, in der man viel nachdenkt. Aber der Trainer der Primavera hat viel mit mir geredet, hat geschaut, dass ich in der Zeit nicht die Motivation nicht verliere. Ich habe am Schritt nach Italien nicht gezweifelt.

Dabei haben Sie ohne Spielpraxis im Unter-21-Team. Mitspieler wie Rath oder Farkas kicken in der Liga, haben schon teilweise mehr als 100 Ligaspiele absolviert.
Für die Einberufungen bin ich Teamchef Gregoritsch dankbar, für diese Chance. Dort waren aber auch Spieler wie Ritzmaier oder Holzhauser, bei denen es im Ausland funktioniert hat und noch immer funktioniert. Dabei hatte ich ja keine Alternative, als ich im letzten Jahr in der Akademie in St. Pölten war. Ich hatte nur Angebote aus dem Ausland, keines aus Österreich.

Jetzt hat es sich aber ausgezahlt?
Allein für diesen Einsatz hat es sich ausgezahlt. Aber das soll ja nicht das Ende sein.

Wie geht es jetzt weiter. Ihr Vertrag endet im Juni?
Wir führen Gespräche mit Inter. Aber nach so einem Jahr geht einem viel durch den Kopf, man wird ruhiger und gelassener.

Sie haben eine Agentur, die auch Barcelona-Stars wie Dani Alves, Fabregas, Song und Adriano oder einen Spieler wie Adebayor vertritt.
Ursprünglich war mein Berater ein Freund der Familie, er macht das jetzt gemeinsam mit „Kick & Run Sports“. Es hat mich gefreut, dass eine so renommierte Agentur an uns herangetreten ist.

Bei Inter ist für nächste Saison einiges unklar. Auch die Trainerfrage. Hat das Einfluss auf Ihre Entscheidung?
Nicht unbedingt. Trainer Andrea Strameccioni kennt mich gut, er war letzte Saison mein Trainer in der Primavera.

Was ist die Amtssprache bei Inter?
Größtenteils Italienisch. Beim Essen sitzen wir alle an einem langen Tisch, da sprechen die Südamerikaner dann Spanisch untereinander. Und ich rede mit Kuzmanovic und Kovacic natürlich auch Deutsch. Kuzmanovic ist in der Schweiz aufgewachsen, und Kovacic in Linz. Der spricht österreichischen Dialekt und fährt im Urlaub nach Linz, weil seine Eltern dort noch wohnen.

Der ist gerade 19 geworden, spielt im kroatischen Team und gilt als Riesentalent. Gibt er sich als Jungstar?
Überhaupt nicht. Ich habe noch niemanden erlebt, der in so einem jungen Alter so viel erreicht hat und so auf dem Boden geblieben ist.

Ist man bei Inter nicht amüsiert, dass man drei Jahre nach dem extrovertierten Youngster-Duo Balotelli-Arnautovic jetzt die Bodenständigen Kovacic-Spendlhofer hat?
(Lacht). Da müssen Sie bei Inter nachfragen.

Der Niederösterreicher Lukas Spendlhofer wurde am 2. Juni 1993 geboren. Der 19-Jährige begann seine Fußballerkarriere bei seinem Heimatklub Pottschach. Über den SC Wr. Neustadt und die Aka St. Pölten kam er im Jänner 2011 zu Inter Mailand. Am 12. Mai feierte der Innenverteidiger in Genua sein Debüt in der Serie A.

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