Asiens Fußball bemüht sich um Fortschritt

Die Chinese Super League spielt in Asien schon an der Spitze.
China und Indien verfolgen zwei vollkommen verschiedene Konzepte.

Die Geschichte des Fußballs wird - im Wesentlichen - von zwei Kontinenten dominiert: Europa und Südamerika. Der Aufstieg des runden Leders in Nordamerika ist nicht zuletzt wegen der dortigen Dominanz anderer Ballspiele ein langsamer, vor allem auf Vereinsebene. Aber Schritt für Schritt entwickeln sich die Klubs der nordamerikanischen Major League Soccer zu attraktiven Zielen für Spieler aus Europa und Südamerika, wie die jüngsten Wechsel der (alternden) Legenden David Villa, Frank Lampard und Andrea Pirlo zum neu gegründeten New York City FC zeigen.

Etwas anders stellt sich die Lage in Asien dar. Obwohl dort seit Jahren intensive Bemühungen unternommen werden, den Fußball als Volkssportart zu etablieren, und diese Bemühungen nicht selten von staatlicher Seite bemerkenswerte finanzielle Unterstützung erfahren, kommt der Fußball in großen Ländern wie China oder Indien nur langsam in die Gänge.

Asiens Fußball bemüht sich um Fortschritt
Diego Fernando Nadaya (R) of Mumbai City FC fights for the ball with Jose Miguel Gonzalez Rey (2nd R) of Atletico de Kolkata during the opening match of the Indian Super League (ISL) soccer tournament at Salt Lake stadium in Kolkata October 12, 2014. In its inaugural season, the ISL will feature eight city-based franchises taking part in the October 12-December 20 tournament. REUTERS/Rupak De Chowdhuri (INDIA - Tags: SPORT SOCCER)

Chinas teurer Weg zur Weltmacht

Die Chinese Super League ist seit 2004 die höchste Spielklasse in der Volksrepublik. Und während sich die Anfänge schleppend gestalteten, ist Chinas Fußball mittlerweile zumindest in einer Kategorie Weltspitze: Bei den Transferausgaben. Fast 400 Millionen Euro haben die sechzehn Teams der Chinese Super League allein in dieser Saison für neue Spieler ausgegeben. Der Trend weist nach oben - seit der Einführung der Chinese Super League gab es fast in jedem Wechselzeitraum einen neuen Transferrekord. Die Hoffnung, die dahintersteht, ist klar: Bekannte Namen aus dem Ausland, Stars in den letzten Jahren ihrer Karriere, aber auch junge, talentierte Spieler sollen der chinesischen Liga zu mehr spielerischer Klasse und größerem Medieninteresse verhelfen.

Die Top 10 der teuersten China-Legionäre:

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Melbourne Victory vs Shanghai SIPG
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Colombia's Fredy Guarin prepares to kick a ball du
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Natürlich soll dabei der sportliche Erfolg nicht zu kurz kommen. Dementsprechend hochkarätig ist die Liste der Zugänge, die die Liga in den letzten Jahren verzeichnet hat. Unter ihnen auch ein alter Bekannter aus Österreich: Der Brasilianer Alan, der von Herbst 2010 bis Anfang 2015 für Red Bull Salzburg in der Bundesliga auf Torejagd ging, kickt seither für Guangzhou Evergrande. In der Liste der teuersten Auslandstransfers der Super League liegt Alan, der zwischenzeitlich auch für das ÖFB-Team ein Thema war, auf dem neunten Platz.

Für die chinesische Liga machen sich die Transferausgaben mittlerweile bezahlt: Guangzhou Evergrande holte fünf Jahre in Folge den Meistertitel in der Super League und gewann 2013 und 2015 auch die Asian Champions League. In der laufenden Saison gilt jedoch Jiangsu Suning als der große Favorit auf den Meistertitel - und das nicht nur wegen Supertransfer Teixeira: Mit knapp über 100 Millionen Euro hat Jiangsu die höchsten Kaderinvestitionen vorgenommen.

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Jiangsu Suning's Ramires (L) and Jiangsu Suning's Alex Teixeira(R) wait during the Chinese Super League football between Jiangsu Suning and Shandong Luneng on March 5, 2016 in Nanjing. / AFP / STR

Indien: Franchise-Modell und Ligakonflikt

Während Chinas Fußball dem europäischen Modell folgt, also eigenständige Vereine Spieler einkaufen lässt, hat sich Indiens Fußball für ein anderes System entschieden. Ähnlich der nordamerikanischen Major League Soccer sind die Vereine keine Unternehmen, sondern Franchises. Das System, über das sich die Kader zusammensetzen, ist dabei überaus kompliziert: Jedes Team muss einen sogenannten Marquee Player, einen Star mit internationaler Vergangenheit, aufweisen können. Darunter fallen etwa Florent Malouda oder Nicolas Anelka.

Neben den internationalen Stars müssen die Teams sieben weitere Legionäre auf der Kaderliste haben, um die Qualität der Mannschaft zu heben. Von diesen sieben werden zwei vom Franchise direkt verpflichtet, die übrigen fünf über ein Draft-System von der Liga an die Teams zugeteilt. Weiters müssen 14 indische Spieler, vier davon aus der Heimatstadt des Teams, verpflichtet werden. Eines der Teams ist ein Ableger eines europäischen Spitzenklubs: Atlético de Kolkata wurde von Atlético Madrid mitbegründet, Marquee Player ist der Portugiese Helder Postiga.

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Delhi Dynamos FC French midfielder Florent Malouda (R) tackles FC Goa player Brazilian midfielder Leonardo da Silva Moura during the second leg of the semi-final football match between Delhi Dynamos FC and FC Goa of Indian Super League (ISL) in Margao on December 15, 2015. AFP PHOTO
Während sich Chinas Fußball in Asien langsam zu einer Vormachtstellung arbeitet, hinkt Indiens komplexes System jedoch hinterher. Das Draft-System verhindert aufsehenerregende Spielertransfers. Die internationalen "Stars" vom Schlage eines Robert Pirès oder Marco Materazzi waren schon weit über den Zenit ihrer Karriere hinaus, als sie die Reise nach Indien angetreten haben. Zudem steht die Indian Super League in einem nationalen Konflikt mit der I-League, dem "klassischen" Ligamodell Indiens, das ebenfalls als höchste Spielklasse gilt - ein ungünstiger Wettbewerb in einem Land, in dem Fußball ohnehin nur eine kleine Fanbasis hat.

Die Suche nach dem Wundermittel

China ist auf dem Weg nach oben, auch im Fußball. Zwei Asian-Champions-League-Siege in den letzten drei Jahren unterstreichen, wie konkurrenzfähig der Volksrepublik-Fußball mittlerweile ist. Chinas immer westlicher orientierte Gesellschaft hat Platz für von großen Unternehmen geförderte Spitzenklubs wie Guangzhou Evergrande, Jiangsu Suning oder Hebei China Fortune, und das Geld, um Topspieler aus aller Welt einzukaufen, ist vorhanden.

In Indien ist die Lage anders. Cricket dominiert das Sportgeschehen, und für die meisten Inder ist Fußball ein Fremdwort. Dementsprechend gering ist die Begeisterung für die beiden Ligen. Kein Wunder also, dass Indiens Fußball in Asien eher zurückfällt als aufholt: Für die AFC Champions League 2016 konnte sich kein indischer Verein qualifizieren - China ist gleich mit vier Startern in der Gruppenphase vertreten.

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