Laut des Twitteraccounts der Fanhilfe Mönchengladbach, einer Organisation, die Fans bei Problemen mit der Polizei, der Justiz, dem DFB oder Vereinen unterstützt, sollen die Pfiffe nicht gegen das Plakat, sondern wegen der Durchsagen des Stadionsprechers gegeben haben, weil dieser seine Mahnung mit dem Verweis auf eine Gedenkminute wegen des Attentats vor dem Spiel einleitete und die Aktion „völlig falsch in einen Kontext mit Hanau“ gesetzt habe.
Nach diesem Tweet ging ein Shitstorm gegen die Fanhilfe los. Von „Oberpeinlich“ über „die Aktion war völlig asozial, wer diese Banner toleriert, aufhängt oder entschuldigt, ist kein Fan“ bis „Die richtigen Fans finden: Scheiß Aktion!! Begreift es endlich!“ lauteten die Reaktionen von vielen Gladbach-Fans.
Die direkt Beteiligten stellten auch nach Schlusspfiff einen Kontext zum Gedenken an die Opfer von Hanau her. „Vor dem Spiel machen wir eine Schweigeminute, und dann sehen wir solche Sachen“, sagte Hoffenheim-Trainer Schreuder. Eberl erklärte: „Wir haben vor dem Spiel ein klares Statement gesetzt. Wir sind gegen Rassismus und Ausgrenzung. Dann müssen 50 Hornochsen so ein Plakat hochhalten. Dafür schäme ich mich.“ Der Gladbach-Manager lobte dafür, „dass 99 Prozent der Zuschauer gezeigt haben, dass sie damit nichts zu tun haben wollen“.
In den sozialen Netzwerken verteidigten aber nicht wenige das Ultras-Plakat. Die Fadenkreuzgrafik sei als Protest zu verstehen, weil der Deutsche Fußballbund (DFB) am Donnerstag alle Dortmunder Fans nach wiederholten Schmähungen gegen Hopp für drei Jahre von Auswärtsspielen in Hoffenheim ausgeschlossen hatte.
Das Bündnis Aktiver Fußball-Fans (BAFF) bekrittelte, dass man in den vergangenen Jahren bei vielen Spielen mit rassistischen Vorfällen gewesen sei, von denen kein einziges unterbrochen wurde - anders als am Samstag wegen eines Plakats gegen Hopp. Diesem Argument schlossen sich viele Fangruppierungen an.
Der Mitbegründer des IT-Unternehmens SAP, der als einer der reichsten Deutschen gilt, ist für viele Ultra-Gruppierungen das Synonym für Kommerzialisierung des Fußballs, die diese radikal ablehnen.
Hopp, der über seine Stiftung zahlreiche soziale und medizinische Projekte unterstützt, hatte als Jugendlicher selbst für die Hoffenheimer Fußball gespielt. Seit 1990 unterstützt er den Verein, der dank seiner Investitionen in 18 Jahren von der achtklassigen Kreisliga A bis in die 1. Bundesliga gekommen ist.
Spätestens seit dem letzten Aufstieg 2008 gibt es immer wieder Fanproteste, die zum Teil weit unter der Gürtellinie waren. Gegen Gesänge wie „Hurensohn“ oder „Sohn einer Hure“ wehrte sich Hopp mit Anzeigen. Einige Fans wurden wegen dieser Schmähgesänge zu Geldstrafen verurteilt.
Auch dieses Mal werden die Geschehnisse in jedem Fall ein Nachspiel haben. Der DFB-Kontrollausschuss leitete am Sonntag erwartungsgemäß ein Ermittlungsverfahren ein.
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