Der Abenteurer
Im vergangenen Jahr wechselte der Wiener von Sepahan zu Foolad nach Ahvaz, demnächst geht er in seine dritte Saison im Iran. Wie kommt man auf die Idee in diesem Land den Bällen hinterher zu hecheln? Knett bezeichnet sich durchaus als Abenteurer. "Ich bin generell für Menschen und andere Kulturen offen. Ich habe immer gesagt, wenn etwas Exotisches kommt, dann möchte ich es probieren." Falls die Rahmenbedingungen passen. "Ich bin hingeflogen, habe es mir angesehen und am nächsten Tag unterschrieben." Auch der finanzielle Rahmen stimmt.
Knett lebt mit seiner Frau Sonja und den zwei Söhnen im Iran, man fühlt sich trotz der Umstellung durchaus wohl. "Natürlich ist es ein anderes Leben als in Mitteleuropa, aber es lässt sich hier gut leben." Vor allem dann, wenn man die allgemeinen Regeln, die dort gelten, einhält. Knett muss als Mann stets lange Hosen im Freien tragen, seine Frau trägt den Hijab, auch die Arme müssen bedeckt sein. Aber: "Wir können uns hier frei bewegen."
Diplomatie
Heikel wird es für einen Europäer, wenn er über die politische Situation im Iran sprechen soll. "Es ist kein Geheimnis, dass die Situation angespannt ist. Aber für einen Ausländer ist es besser, wenn man sich aus der Politik heraushält und sich dazu nicht äußert."
Die Knetts haben sich vor dem Abenteuer in Medien und im Internet über das Leben im Iran ausführlich informiert und danach entschieden, den ungewöhnlichen Schritt zu wagen. "Wir haben gesagt, dass wir es einfach probieren. Und falls wir mit dem Alltag nicht umgehen können, ist es immer noch möglich, zurückzukehren."
Daraus wurde nichts, weil man sich eingelebt hat. "Die Menschen hier sind extrem freundlich und hilfsbereit." Auch die beiden Buben Louis (9 Jahre) und Lion (2 Jahre) kommen gut zurecht. Der Ältere absolviert von daheim aus eine Online-Schule auf Deutsch, da es in Ahvaz keine internationale und englischsprachige Schule gibt. "Das funktioniert ganz gut, allerdings fehlt natürlich das Soziale." Daher nimmt Knett den Sohn zu jedem Training mit. "Dort hat er Halligalli, weil die Leute Kinder lieben."
Verrückt nach Fußball
Und Fußball lieben sie ebenso. "Sie sind verrückt danach. Es ist ein Wahnsinn, was hier teilweise abgeht." Knett ist in Ahvaz ein Star, wird nicht nur ob seiner blonden Haare auf der Straße erkannt. "Man genießt als Fußballer schon einen gewissen Status, man fällt auf. Die Stadien sind voll." Und ab dieser Saison darf Sonja Knett ihrem Mann auch live bei der Arbeit zusehen, da Frauen im Stadion erstmals erlaubt sind.
Der Foolad FC hat in dieser Saison einiges vor. nach Platz sieben in der vergangenen Saison und dem Einzug ins Viertelfinale der asiatischen Champions League, haben die Verantwortlichen Geld in die Hand genommen und als Ziel kurzerhand den Meistertitel ausgerufen. Foolad ist ein Werksklub, gehört dem größten Stahlproduzenten des Landes. Also quasi das VOEST Linz des Iran. Knett lacht: "Ja, das kommt hin. Wir hatten einmal eine Führung im Werk, das war schon sehr beeindruckend."
Kein Kasperltheater
Das Niveau der Liga wird in Österreich sicher falsch eingeschätzt, ist der Torhüter überzeugt. "Also wenn man glaubt, man geht in den Iran, verdient gutes Geld, haut ein wenig den Kasperl runter – dann irrt man gewaltig. Ich habe schnell begriffen, dass alles ganz anders ist. Die meisten Spieler haben eine sehr gute Qualität."
Foolad möchte nun in der Persian Gulf Pro League die großen Klubs Persepolis, Esteghlal und auch seinen Ex-Klub Sepahan herausfordern. In seinem Team kann sich Knett mit dem ehemaligen Profi von Wolfsburg, Ashkan Dejagah, bestens verständigen, er spricht perfekt Deutsch. Ebenso wie Knetts Manager Reza Mostafaei. "Er kann die Sprache und kennt das Land und die Leute. Die zwei Burschen passen schon auf mich auf."
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