Historischer Erfolg: Wie Inzaghi Inter Mailand ins CL-Finale führte

Champions League - Semi Final - Second Leg - Inter Milan v AC Milan
Der Aufsteiger aus dem Stadtderby gilt im Endspiel als Außenseiter, aber die Mannschaft hat seit Ende April eine furiose Siegesserie hingelegt.

Für viele wurde im Champions-League-Halbfinale zwischen Inter Mailand und AC Milan nur der Finalverlierer gesucht. Weil die anderen beiden Semifinalisten, Manchester City und Real Madrid, zu überlegen scheinen.  

Inter gegen Milan war dennoch spektakulär, im Zentrums des Interesses stand weniger das perfekte Spiel, die Emotionen bestimmten dieses Duell.

Es war das vierte Derby gegen AC Milan in dieser Saison: Immer gewann Inter Mailand.  Dem 2:0 im Hinspiel folgte am Dienstag ein trockenes 1:0. Als Vater des Erfolgs gilt ein Mann, der aufgrund seines jugendlichen Erscheinungsbilds nur minimal älter wirkt als viele Fußballprofis: Simone Inzaghi.

Schier unbeeindruckt nahm er hin, dass sich ihm der halbe Betreuerstab an den Hals schmiss. Der 47-Jährige feierte den bislang größten Erfolg seiner Karriere im Fußball. Sein großer Bruder Filippo war der größere Fußballer, aber als Trainer ist Simone die große Nummer in der Familie Inzaghi.

Siegesserie von Inter

Dabei schien bis vor einem Monat seine Zeit bei Inter bereits abgelaufen. Es wurden regelmäßig Namen genannt, die ihm auf der Bank des Champions-League-Siegers von 2010 nachfolgen sollen. Die laufende Meisterschaft war mit elf Niederlagen enttäuschend verlaufen. Doch seit Ende April eilt Inter Sieg zu Sieg, acht nacheinander sind es aktuell.

Der Traditionsverein steht nicht nur im Finale der Champions League, sondern auch im Endspiel der Coppa Italia, der zweite Tabellenplatz in der Serie A hinter Meister Napoli ist greifbar. Inzaghi ist jetzt plötzlich  der Pfeiler, der alles tragen soll. Er ist der erste Trainer seit 13 Jahren, der Inter ins Finale geführt hat. Und er ist jetzt der erste Trainer aus dem stolzen Italien seit Gianni Invernizzi, der Inter ins Finale der Königsklasse führen konnte, das ist 51 Jahre her. 2010 hieß der siegreiche Coach José Mourinho.

Als Simone Inzaghi im Fernsehen dann gefragt wurde, ob er ein paar Worte an seine Skeptiker wenden wolle, sagte er: "Ach, ich bin Profi, ich weiß, wie dieses Geschäft läuft. Ich weiß auch, wer immer an meiner Seite stand und wer nicht so sehr."

Dort steht mittlerweile auch der Chinese Steven Zhang, der junge Präsident des Vereins, Sprössling einer reichen Unternehmerfamilie, von der es seit geraumer Zeit heißt, sie stehe kurz davor, Inter zu verkaufen. Die Zeitung La Repubblica schreibt, die Mannschaft sei zum rostresistenten Stahlblock geworden und meint: "Stellen wir uns Inter im Endspiel nicht wie ein Zicklein auf dem Opferaltar vor."

Historischer Erfolg: Wie Inzaghi Inter Mailand ins CL-Finale führte

Ohne Trikotsponsor

Inter ist zwar nicht der Favorit im Endspiel, fliegt aber zumindest mit breiter Brust nach Istanbul. Aber auch mit leerer Brust – ein himmlischer Anblick für Nostalgiker, ein bitterer für die Klubchefs. Zu Beginn der Saison stand auf den Leibchen der Name der Kryptowährung „Digitalbits“, geschlossen wurde der Vertrag mit dem Finanztechnologieunternehmen „Zytara“. Von den versprochenen 85 Millionen Euro kam laut italienischer Medien nicht mal die erste Rate an.

Auch auf den Trikots von AS Roma stand „Digitalbits“. Weil es keinen reellen Geldeingang des vermeintlichen Sponsors gab, entfernte auch AS Rom den Schriftzug und lief zuletzt mit den Buchstaben „SPQR“, dem Hoheitszeichen des antiken Roms, auf.

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