Herbst-Bilanz der Bundesliga: Aufreger, Aufsteiger, Abstürze
Die Winterpause hat begonnen, das spektakuläre 3:3 zwischen dem LASK und Sturm war das letzte Spiel der Herbstsaison. Zeit für einen KURIER-Rückblick, auf Plus und Minus in einem außergewöhnlichen Bundesliga-Herbst.
Es gibt fünf positive Kapitel, vom Phänomen Haaland bis zur rapiden Verbesserung der Grünen. Und fünf negative Kapitel, von der um sich greifenden Heimschwäche, bis zur Schiedsrichter-Misere.
- Plus: Phänomen Haaland
Noch nie gab es um einen Spieler aus der Bundesliga so viel Trubel, noch nie so viele Rekorde in der ersten Champions-League-Saison. Und wer angekündigt hätte, dass einmal ein Trainer von Manchester United nach Salzburg reisen würde (so wie vergangene Woche Solskjær), nur um das Transferrennen gegen Dortmund und Leipzig vielleicht doch noch zu gewinnen, wäre ausgelacht worden.
Erling Haaland benötigte im Herbst nur 61 Spielminuten pro Ligatreffer und könnte mit nur 19 Jahren zum Rekordtransfer werden.
- Minus: Heimschwäche
Den oft beschworenen Heimvorteil gibt’s nicht mehr, was für den Großteil der bezahlenden Fans bitter ist: Nur ein Drittel der Klubs hat zu Hause mehr gepunktet als in fremden Stadien. Insgesamt gab es acht Auswärtssiege mehr – das gab es in der Bundesliga noch nie.
Ein Grund: Mehr Vereine als früher haben mit spielerischen Lösungen Probleme und setzen aus einer verstärkten Defensive „nur“ auf Umschaltmomente.
- Plus: Rapide Verbesserung
Das größte Plus von allen Vereinen hat Rapid mit zwölf Zählern mehr als 2018 gemacht (vor dem LASK mit acht). Einerseits lag die Latte tief, andererseits sollte mit weniger Verletzten und einer besseren Heimbilanz 2020 noch mehr möglich sein.
- Minus: Austrias Absturz
Zum Schluss blieben die Violetten fünf Spiele in Folge ohne Niederlage, dennoch dürfte diese Serie nach dem schwachen Herbst zu spät gekommen sein für das Erreichen der Top 6. Wie Erzrivale Rapid 2019 werden die Veilchen im kommenden Frühjahr ihr Europacup-Glück in der Qualifikationsgruppe versuchen.
Viele personelle Änderungen wird man ob des Finanzengpasses auch nicht vornehmen können.
- Plus: Hartbergs Erfolg
Wie 2018 galt Hartberg als heißer Abstiegskandidat, auch in der KURIER-Vorschau.
Wieder stellte Markus Schopp ein neues Team zusammen, das spektakulär spielt. Mit sieben Punkten Polster sind die Steirer auf dem besten Weg in die Meistergruppe.
- Minus: Schwacher Aufsteiger
20 Jahre lang ist kein Aufsteiger direkt abgestiegen. Innsbruck brach diese Serie, Wacker hatte aber zumindest den Aufstiegsschwung mitgenommen und lag vor einem Jahr sechs Punkte vor dem Letzten. Bei WSG Tirol funktioniert nicht einmal das: keine Fans, keine Erfolge und die rote Laterne zu Weihnachten.
- Plus: Internationale Bühne
Salzburg und der LASK begeisterten international, der WAC wäre immerhin in direkten Duellen gegen Gladbach und Roma aufgestiegen. Und die ominöse Doppelbelastung wirkte sich erst in den allerletzten Runden aus.
- Minus: St. Pöltner Halbierung
Seit Rapid Trainer Didi Kühbauer vom SKN rausgekauft hat, läuft es in St. Pölten nicht mehr.
15 Punkte sind um 14 weniger als vor einem Jahr, das gleicht einer Halbierung. Im gesamten Kalenderjahr gab es nur einen einzigen Liga-Heimsieg, gegen Schlusslicht WSG Tirol (5:1).
Nach dem Ende der Transfersperre im Jänner 2020 soll das bereits verpflichtete Quartett (Stangl, Schimpelsberger, Gorzel, Alan) den Klassenerhalt retten.
- Plus: Geduld mit Trainern
Vor einem Jahr sorgte der neue Modus für Panik: Zu Weihnachten hatten bereits Mattersburg, Rapid, Admira und Sturm ihren Cheftrainer rausgeworfen. Heuer musste bislang nur Reiner Geyer bei der Admira gehen. Beim WAC wurde Gerhard Struber von Barnsley rausgekauft.
- Minus: Schiedsrichter-Misere
Die Aufgabe als Schiedsrichter ist schwierig, keine Frage. Aber dieser Herbst war ein schwarzer für die Referees: Die Fehlerquote war noch höher als gewohnt und die Anzahl der abstrusen Entscheidungen erschreckend.
Als Reaktion haben Bundesliga und ÖFB die Einführung des Video-Schiedsrichters VAR (ab März 2021) vorgezogen. Ob das reicht?
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