Glücksfee Koller
Marcel Koller will nichts dem Zufall überlassen. Das wurde schon bald klar, als er sich im Oktober vor einem Jahr an die Arbeit gemacht hat, fast ein Jahr vor dem Ernstfall. Der stellt sich am 11. September in Wien ein – es beginnt die WM-Qualifikation mit dem Schlager gegen Deutschland. Den letzten Test dafür gibt es am Mittwoch – ebenfalls in Wien – gegen die Türkei.
Am Sonntag rückten die Spieler ins Teamcamp ein, erstmals ins Wiener Innenstadt-Hotel Herrenhof. Montag und Dienstag wird im Stadion je zwei Mal trainiert, bei allen vier Einheiten dürfen nur die ersten 15 Minuten mit Kameras aufgenommen werden. Erstmals müssen allerdings bei jedem Training auch alle schreibenden Journalisten nach nur 15 Minuten das Stadion verlassen.
Das ist in Österreich neu, im internationalen Geschäft jedoch an der Tagesordnung. Die Angst vor Betriebsspionage ist groß. Vor allem die Tricks bei Freistößen und Eckbällen sollen erst im Ernstfall das Licht der Öffentlichkeit erblicken.
Auch Deutschland macht – schon seit Jahren – die Schotten dicht. Aufgrund des hohen Medieninteresses ist auch im Umfeld alles streng durchorganisiert. Daher war in deutschen Medien letzte Woche eine der Topmeldungen abseits der Olympischen Spiele, dass der Vertrag mit Harald Stenger, dem Pressesprecher des DFB, nach zehn Jahren nicht verlängert wird. In Deutschland ist dieses Amt auch Sprungbrett zu Höherem: Stengers Vorgänger ist jetzt DFB-Boss. In dieser Funktion verteidigte Wolfgang Niersbach Teamchef Joachim Löw – Deutschland hatte ja "nur" das EM-Halbfinale erreicht.
Der Weg nach Brasilien beginnt für Deutschland am 7. September gegen die Färöer-Inseln. Am Mittwoch steigt der letzte Test – gegen Argentinien. "46 Tage nach dem bitteren EM-K.o. gegen Italien eröffnet der Bundestrainer die WM-Mission 2014", schreibt die Nachrichtenagentur dpa. Sie irrt. Der DFB hat schon vor Beginn der EM-Endrunde drei Hotels in Brasilien casten lassen – als mögliche Quartiere für die WM-Endrunde 2014. Im Oktober wird sich Teammanager Oliver Bierhoff die potenziellen Teamcamps anschauen. Danach wird auch noch Teamchef Joachim Löw anreisen. Und die endgültige Entscheidung wird noch weit vor Ende der Qualifikation getroffen.
Das ist sicherlich Ausdruck von gesundem Selbstbewusstsein. Aber auch Löw überlässt wie Koller nichts dem Zufall. Die Glücksfee ist Koller nur bei der Auslosung der zweiten Cup-Runde, die er am Montag im Stadion vornimmt.
guenther.pavlovics@kurier.at
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