Geschäfte mit Rechtsextremem? ÖFB-Star Hinteregger wehrt sich

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Österreichs Team-Verteidiger sorgt mit einem fragwürdigen Geschäftspartner beim "Hinti-Cup" für Aufsehen. Nun äußerte er sich auf Social Media.

Martin Hinteregger hat derzeit nicht unbedingt einen Lauf. Erst verletzte er sich und verpasste das Europa-League-Finale, das seine Frankfurter schließlich gewannen. Auch im ÖFB-Kader spielt er aufgrund seines Sehnenrisses im Oberschenkel keine Rolle.

Nun kommt auf den 29-Jährigen Verteidiger neues Ungemach zu. Denn laut Recherchen des freien Journalisten Michael Bonvalot soll sich der Fan-Liebling in einer geschäftlichen Beziehung mit dem Kärntner Rechtsextremen Heinrich Sickl befinden.

Konkret geht es dabei um den "Hinti-Cup", für den der Team-Spieler seit Monaten Werbung macht. Das Event geht von 16. bis 19. Juni in Sirnitz in Oberkärnten über die Bühne, Hintereggers Heimat-Dorf. "Kommt rum und feiert mit den 277 Einwohnern - mit den meisten bin ich verwandt", schreibt er auf Instagram.

Tausende Fans werden dabei sein, viele davon aus Frankfurt. Das Rahmenprogramm soll vor dem lokalen Schloss Albeck stattfinden.

Bekannter Rechtsextremer

Das alles wäre kein Problem, wären da nicht jene Personen, die gemeinsam mit Hinteregger für die Organisation verantwortlich zeichnen. Denn wie Bonvalot berichtet, ist Heinrich Sickl gleichberechtigter Gesellschafter der "Hinti Event GmbH", über die Hinteregger die Veranstaltung organisiert. Das Schloss Albeck gehört Elisabeth Sickl, Mutter von Heinrich Sickl. 

Elisabeth Sickl war im Jahr 2000 einige Monate lang FPÖ-Ministerin, ihr Sohn war FPÖ-Gemeinderat in Graz. Heinrich Sickl ist zudem seit Jahrzehnten im deutschsprachigen Rechtsextremismus vernetzt, mit 17 war er etwa Mitglied der verbotenen deutschen Neonazi-Organisation "Nationalistische Front". Auch die Identitäre Bewegung unterstützt er. 

Neben seiner Rolle als Gesellschafter in der "Hinti Event GmbH" ist Sickl zudem auch für die Pressearbeit des Events verantwortlich. Alle Anliegen der Medienvertreter landen bei Sickl. Für Hinteregger ergibt das alles freilich kein gutes Bild. 

Hinteregger: "Ist unglaublich"

Er selbst äußerte sich am frühen Donnerstag-Nachmittag auf Instagram. Er bezeichnete die Berichterstattung als "unglaublich", er sei ebenso wie die Familie Sickl in Sirnitz verwurzelt. Er habe aber "keine Kenntnisse über vergangene oder zukünftige Aktivitäten seitens der Familie Sickl, ich möchte lediglich ein Fußballturnier stattfinden lassen, und mehr nicht."

"Weiter gegen Diskriminierung"

Und weiter: "Jegliche Geschäftsbeziehung zur Familie Sickl wird aufgrund des aktuellen Wissensstandes mit sofortiger Wirkung abgebrochen." Zudem werde der "Hinti Cup" überprüft. Hinteregger schließt damit: "Ich habe durch meine Zeit im Profifußball und auch privat Freunde auf der ganzen Welt, und weise Anschuldigungen, dass ich rechts orientiert bin klar ab, und setze mich weiter gegen jegliche Art der Diskriminierung ein!"

Sickl teilte am Donnerstag mit, er ziehe sich aus der Organisation des Hinti-Cups zurück. Die medialen Anschuldigungen seien ein demokratiepolitischer Skandal und machten ihn betroffen. Sickl sprach von Hetze gegen seine Person, die er als Mensch wie auch als politisch aktiver Bürger auf das Schärfste zurückweise.

Stellungnahme Frankfurt

Eintracht Frankfurt teilte mit, bisher habe es nur Kontakt zu Hintereggers Berater gegeben. Der Europa-League-Sieger verwies daher auf die Stellungnahme seines Profis. Von Inhalt und Form der Geschäftsbeziehungen im Zusammenhang mit dem Hinti-Cup habe man keine Kenntnis gehabt. "Die nun zu Tage getretene geschäftliche und gesellschaftsrechtliche Nähe zu einem Vertreter des rechten politischen Spektrums in Österreich verlangt eine klare Distanzierung", schrieb der Bundesligist.

Eintracht Frankfurt stehe für Toleranz, Weltoffenheit und Internationalität und habe "keinen Zweifel daran, dass Hinteregger zwar ein heimatverbundener, aber eben auch ein weltoffener und toleranter Charakter ist, dem Diskriminierung fremd ist und der sich mit den Werten von Eintracht Frankfurt in vielerlei Hinsicht identifiziert".

Nach wie vor offen ist, wie der ÖFB mit der Causa umgeht. Gegenüber dem KURIER sagte der ÖFB, dass man Hinteregger kontaktieren und um eine Stellungnahme bitten wolle. Bernhard Neuhold meinte dann auf der ÖFB-Pressekonferenz: "Wir werden dem Thema nachgehen, wollen in einem ersten Schritt aber erst einmal den Spieler hören. Wenn das passiert ist, wird es eine offizielle Stellungnahme geben."

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