GAK vs. Sturm Graz: Tradition, Emotion – und Eskalation?
Erstmals seit 15 Jahren gibt es am Mittwoch wieder ein Grazer Derby. Vor dem 131. Schauspiel gibt es enorme Kontroversen, weitere Ausschreitungen im Cup-Achtelfinale werden befürchtet. Wie konnte es dazu kommen?
Wenn es am Mittwoch erstmals seit 15 Jahren wieder ein Grazer Derby gibt (18 Uhr/live ORF 1), dann ist es dieses Mal nicht nur ein Schmankerl für den Sport, sondern eine ernste Angelegenheit für die ganze Stadt. Vor dem ÖFB-Cup-Achtelfinale zwischen Zweitligist GAK und Vizemeister Sturm herrscht Alarmstufe Rot: Die Polizei trifft verstärkte Sicherheitsvorkehrungen, die Landesspitze fordert von den Fans ein friedliches Derby. Das gilt es vor dem Prestigeduell zu wissen:
Die Situation
Die Emotionen, mit denen das Derby früher geführt worden war, schlugen zuletzt in Hass um. Mit dem Höhepunkt in der Nacht auf Montag, als ein mit roter Farbe (Vereinsfarbe des GAK) beschmierter Schweinekadaver bei einer Autobahnbrücke aufgehängt wurde. Am Geländer war ein Aufkleber mit den Worten „Scheiss GAK“ sowie einem schwarzen Panther, der einen roten Teufel ersticht, zu sehen. Schon nach dem Heimsieg gegen den WAC am Sonntag gab es Hasstiraden der Sturm-Fans.
Der Konter eines GAK-Fanklubs saß: Auf einem Gnadenhof wurde für zwei steirische Schweine die Patenschaft übernommen. Zusatz: „An diesem Ort wird Tieren ein würdevoller Lebensabend ermöglicht. Ein Ort, wo Werte wie Respekt und Anstand nicht nur leere Floskeln sind.“
Aufreger Nummer 1
Der GAK ersuchte für das Cupspiel als Zweitligist um das Heimrecht, der ÖFB folgte dem Antrag statutengemäß. So kam eine Lawine ins Rollen. 2.900 Karten (um je 18 Euro) hat der GAK dem Rivalen zur Verfügung gestellt. Jeder Dauerkartenbesitzer und jedes Mitglied konnte bis zu 20 Karten für das Match im Vorverkauf erwerben, nur damit so wenige Sturm-Fans wie möglich erscheinen. Nach wenigen Stunden war das Duell praktisch ausverkauft, 15.000 werden kommen, 40.000 wollten. Es boomte der Schwarzmarkt. Tickets wurden um 100 Euro angeboten. Gefahr droht in der Stadt vor allem von vielen Sturm-Fans, die keine Karten bekamen.
Der GAK ist erzürnt über die Benennung des Stadionvorplatzes und Teile der Conrad-von-Hötzendorf-Straße zu Ehren von Sturms Trainer-Legende Ivica Osim. GAK-Manager Matthias Dielacher startete einen Sturm der Entrüstung: „Ein erbärmliches Schauspiel! Es geht darum, Osim zur Durchsetzung von Sturms größenwahnsinnigen Besitz- und Machtansprüchen zu instrumentalisieren!“ Dielacher ortet „ein schwarzes Netzwerk in zweiter und dritter Reihe der Grazer Stadtpolitik“. Zur Erinnerung: Auch der GAK feierte im Stadion Erfolge und wurde 2004 unter Trainer Walter Schachner Meister. Pikanterie am Rande: Der ehemalige GAK-Präsident und Inhaber einer Mineralölfirma Rudi Roth hat dort seine Dependance (Tank Roth GmbH).
Das Überbleibsel
Das bisher letzte Duell gewann Sturm am 17. Mai 2007 mit 1:0, Torschütze war Mario Haas. Ein einziger Spieler ist heute noch aktiv: Der damals 18-jährige Marco Perchtold war dabei, 2017 kehrte der heute 33-Jährige nach vielen Stationen zurück.
Die Statistik
Sogar im Cup-Finale gab es ein Derby. 2002 sicherte sich der GAK mit einem 3:2 den Titel. 1969 gab es in Liebenau Zuschauerrekord mit 20.000 Fans. Von (offiziell) 130 Duellen gewann der GAK 64 Mal, Sturm 60 Mal.
Das Schmankerl
Nach dem 0:4 2005 platzte Sturms Urgestein Günther Neukirchner beim Premiere-Interview der Kragen. Auf die Frage, ob er „nicht Angst vor einer noch höheren Niederlage“ gehabt habe, redete er sich schnell in Rage: „Das ist die nächste deppate Frog! Fällt Ihnen nix Gscheiteres ein?“ Neukirchner, heute Entwicklungstrainer bei Sturm sowie Lehrer, konnte kürzlich in einem Krone-Interview darüber lachen: „Ich werde noch oft auf dieses Interview angesprochen. Und auch im Klassenzimmer muss ich aufpassen, welche Frage ich stelle. Da könnte eine ähnliche Antwort zurückkommen.“
Kommentare