Nach Wechsel von Rapid zur Austria: "Extrem viele negative Kommentare"
Etwas mehr als ein Jahr nach dem Karriereende gibt Carina Wenninger ihr Comeback auf in Österreich höchster Fußball-Ebene. Bei der Austria will sich die 33-Jährige in den nächsten Monaten zurück in Topform bringen. Ob es damit verbunden auch eine Rückkehr ins ÖFB-Team geben könnte, steht in den Sternen. Die Abwehrspielerin wollte diesen Schritt zumindest nicht ausschließen. Die Position als Liga-Managerin gab sie u.a. auf, da es „nicht zu 100 Prozent meine Funktion war“.
Genauso ließ sie ein fast halbjähriges Engagement bei Rapid hinter sich, wo sie auch als Spielerin beim Aufbau eines ab Sommer in der Landesliga agierenden Teams einen wesentlichen Beitrag leistete. Der brisante Wechsel zum Erzrivalen sorgte für zum Teil sehr heftige Reaktionen in Fanforen bzw. sozialen Medien. „Es waren extrem viele Negativ-Kommentare in den letzten Tagen, aber es war keine Überraschung, dass sehr viel Zorn von den Fans kommen kann“, sagte Wenninger im APA-Gespräch.
Dass ihr Vertrag in Hütteldorf nur bis 30. Juni datiert war, spielt für die Anhänger keine Rolle, für die Steirerin selbst aber schon. „Das war für jeden klar und Rapid wollte es trotzdem unbedingt machen. Natürlich haben sie das nicht nach außen kommuniziert“, gab die Innenverteidigerin Einblick. Sie selbst habe fünf Monate für den Verein alles gegeben. „Es war eine sehr schöne Zeit, es wird kein Negativ-Wort in Richtung Rapid geben.“
Die Kombination aus der Ligafunktion und dem Rapid-Engagement sei „mega viel“ und auf Dauer „nicht mehr vereinbar“ gewesen. Die Verlockung, auf den grünen Rasen zurückzukehren, habe sie schon im Herbst verspürt, im Winter ließ sie dann ausländische Transferanfragen noch abblitzen. „Weil ich wieder begonnen habe zu spielen, ist in den letzten Wochen das Gefühl extrem entstanden, dass ich es noch einmal auf höchstem Niveau in Österreich versuchen möchte“, verlautete Wenninger.
Die Austria hat gepasst
Die Austria sei in allen Parametern - finanziell, sportlich und privat - jener Klub gewesen, der persönlich am besten gepasst habe. Andere Bundesligisten schauten aus diversen Gründen durch die Finger. Serienmeister SKN St. Pölten aufgrund der zu erwartenden Doppelbelastung mit Champions League, Sturm Graz wegen Wenningers aktuellen Lebensmittelpunkt in Wien. „Ich bin 33, da zählt mittlerweile nicht mehr nur der Fußball“, betonte Wenninger. Sie wird im Ausmaß von 10 bis 15 Stunden auch im Marketing des Klubs täitg sein, dadurch bleibe „weiter ein Fuß drinnen im Berufsleben“.
Auch das Austria-Engagement ist befristet, vorerst für ein Jahr. Das ist auch in ihrem Sinne, zumal sie erst schauen muss, auf welchem Leistungslevel sie sich nach einem Jahr ohne Pflichtspiel befindet. Davon wird auch vieles weitere abhängen. Etwa, ob sie noch ein 128. Länderspiel oder mehr absolvieren wird. „Ich würde nicht sagen, zu 100 Prozent kann ich mir das gar nicht vorstellen, ich glaube aber, dass ich aktuell ein großes Stück weit weg bin“, sagte Wenninger. Im Vordergrund stehe, wieder mit Spaß in der Bundesliga spielen zu können. ÖFB-Teamchefin Irene Fuhrmann sagte, dass die Türe für Wenninger nicht zu sei.
Die Auftritte der ÖFB-Auswahl verfolgt die Innenverteidigerin regelmäßig, zumal sie mit vielen Akteurinnen gut befreundet ist. „Die Nationalmannschaft ist immer dafür gestanden, dass ein guter Teamgeist vermittelt worden ist. Das sieht man nach wie vor auch, wenn man nur von außen draufschaut“, sagte die ehemalige Kapitänin. Die Entwicklung des Teams sei grundsätzlich „extrem gut“. Das zeigte auch die Reaktion in Form des 3:1 gegen Polen nach dem schwachen Auftreten zuvor im EM-Quali-Doppel gegen Island.
„Wenn man Ernst genommen werden möchte, ist es auch total in Ordnung, wenn nach zwei Island-Spielen, wo die Leistung zu wenig war, in der Öffentlichkeit auch kritisiert wird. Weil sonst ist es irgendwo Schönrederei und der Frauenfußball wird weiter belächelt und das ist nicht das, was wir wollen. Deshalb sehe ich das als positiven Entwicklungsschritt.“ Ein solcher wäre auch die dritte EM-Teilnahme in Folge, die im Herbst im Play-off fixiert werden muss. „In den letzten Jahren ist es zur Gewohnheit geworden, dass wir bei Europameisterschaften dabei sind, daher wäre es ein sehr großer Rückschlag, wenn es nicht klappen würde.“
Kein persönlicher Rückschlag
Kein Rückschlag für sie persönlich ist, dass sie nach einjähriger Tätigkeit ab sofort nicht mehr Liga-Managerin ist. „Es war eine sehr spannende Aufgabe, das Jahr hat mir auch sehr viel gebracht, ich habe aber auch gemerkt, dass es nicht zu 100 Prozent meine Funktion ist“, erläuterte die dreifache deutsche Meisterin (FC Bayern) und italienische Meisterin 2023 (AS Roma). Das hatte mehrere Gründe, einen führte sie genauer aus. „Im Verbandswesen wird einem doch schnell klar, dass es einige Ebenen und Entscheidungsgremien über einem gibt. Ich habe schon Dinge vorangebracht, oft aber nicht in dem Tempo, in dem ich es gerne gehabt hätte.“
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