Galatasaray träumt vom Europacupsieg - und schafft das Geld ab
von Florian Ehrngruber
Frenetisch und voller Stolz empfingen die türkischen Fans Mitte Juni Leroy Sané am Istanbuler Flughafen. Mit einer riesigen Fahne ging der ehemalige Bayern-Akteur über den Platz und sagte: "Ich bin sehr glücklich, hier zu sein.“ Galatasaray inszenierte die Verpflichtung im großen Stil, wie bereits ein Jahr zuvor bei der Ankunft von Angreifer Victor Osimhen. Jener Osimhen, der vor wenigen Tagen um 75 Millionen Euro von Napoli nach seiner einjährigen Leihe fest verpflichtet wurde. Das kolportierte jährliche Salär soll sich für beide im zweistelligen Millionenbereich bewegen, ein Sinnbild für die beachtlichen Kaderinvestitionen des türkischen Rekordmeisters in letzter Zeit. Allerspätestens nach dem spektakulären Osimhen-Transfer stellt sich nun aber die Frage: Wer steckt hinter dem Geldregen?
Zu den größten finanziellen Unterstützern zählt unter anderem der mächtige türkischen Bausektor - etwa die Pasifik Holding, die den Club in dieser Saison mit rund 10 Millionen US‑Dollar sponsert. Auch Rams Global gehört zu den bedeutenden Förderern des Vereins. Der Titelgewinn der Süper Lig in der abgelaufenen Saison spülte zwar umgerechnet rund 17 Millionen an Rundfunkeinnahmen in die Kassen, doch bei den immensen Investitionen in Spieler ist das bei weitem nicht genug. Der Verein erhofft sich aus dem Verkauf eines Trainingsgeländes im Stadtteil Florya hohe Gewinne. Offenbar im mittleren dreistelligen Millionenbereich, wie die Sport Bild zuletzt berichtet hatte. Einnahmen, die zwar noch nicht verbucht sind, mit denen Galatasaray aber schon planen soll.
Ein Blick auf die Transferbilanzen der letzten Jahre zeigt, wie weit sich der türkische Rekordmeister finanziell aus dem Fenster lehnte. Seit dem Jahr 2021 verbuchte man bis auf die Saison 22/23 jedes Jahr ein deutliches Minus bei Transfergeschäften. Mit einem derzeitigen Transferdefizit von 90 Millionen Euro setzt Galatasaray seinen riskanten Kurs in diesem Sommer unbeirrt fort. Neben zuletzt Leroy Sane sollen weitere teure Stars folgen. Mit den gehandelten Ilkay Gündogan, Hakan Calhanoglu oder CL Gewinner Gianluigi Donnarumma soll das Starensemble noch weiter verstärkt werden.
Yusuf Demir kämpft um einen Platz in der Mannschaft
Schwerer Stand für Demir
Mit Yusuf Demir steht auch ein Österreicher im Aufgebot der Istanbuler. 2022 wagte das frühere Rapid-Juwel den Sprung in die Türkei – doch bei Galatasaray blieb ihm der Durchbruch bislang verwehrt. Nach nur fünf Einsätzen in seiner ersten Saison wechselte Demir auf Leihbasis zum FC Basel in die Schweiz. Auch dort lief es für den mittlerweile 22-Jährigen nicht nach Wunsch - elf Einsätze und ein Assist standen am Ende der Saison zu Buche. Die Ablösesumme lag damals bei sechs Millionen Euro (plus spätere Boni für die Hütteldorfer) - eine kleine Summe in Anbetracht der hochkarätigen Transferziele von Galatasaray zuletzt. In der abgelaufenen Saison kam Demir immerhin auf 17 Einsätze. Durch Sanés Verpflichtung muss sich der ehemalige Barcelona-Legionär allerdings nun gegen einen weiteren Topstar um einen Platz in der Startelf behaupten.
Zurück zu Europas Elite
Im Jahr 2000 konnten die "Löwen" mit dem Gewinn des UEFA-Cup zum bisher letzten Mal einen europäischen Titel feiern. Mit Osimhen, Sané und Co. soll es nun in der kommenden Saison bis ins Champions-League-Viertelfinale gehen. Mindestens. „In diesem Jahr erwarten unsere Fans Erfolge in Europa“, sagte Trainer Okan Buruk, selbst Teil der Sieger-Mannschaft von 2000. „Wir träumen von der Champions League. Unsere größte Verantwortung ist es, unsere Anhänger stolz zu machen - nicht nur in der Türkei, sondern in ganz Europa.“
Die neue Riege internationaler Stars stützt die Hoffnung, die Erfolge der frühen 2000er-Jahre wiederzubeleben. Vizepräsident Metin Öztürk bestätigt das: „Galatasarays Hauptziel ist Europa. Wir wollen mindestens das Viertelfinale erreichen, am liebsten sogar das Finale. Dieser Club ist immer hungrig nach Erfolg.“ Doch der enorme Ehrgeiz birgt auch finanzielle Risiken. Die hohen Transferausgaben des Vereins machen Fortschritte in Europa nicht nur zu einem sportlichen Ziel, sondern zu einer finanziellen Notwendigkeit. Teure Stars wie Sané oder Osimhen sind keine Garantie für sportlichen Erfolg. Allerdings generieren sie Aufmerksamkeit und locken Sponsoren, die deutlich mehr zahlen sollen als noch vor einigen Jahren. Der Traum vom internationalen Ruhm lebt für Galatasaray – die Rechnung dafür scheint vorerst jedoch zweitrangig.
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