Fußball runderneuert: Das wird ab dem 1. Juni anders

Die Regelhüter des Weltfußballs einigten sich am Wochenende auf einige Regeländerungen.

Sie sind die Regelhüter des Fußballs. Viele vermuten in ihnen ein Gremium aus älteren Funktionären, die gewichtig auf ihren Regelbüchern sitzen und sich keinen Millimeter bewegen wollen. Dem ist aber nicht so. Die Einführung des Video-Assistant-Referees und dessen gelungene Premiere bei der Weltmeisterschaft 2018 in Russland ist der beste Beweis: Das IFAB (International Football Association Board) denkt durchaus zukunftsorientiert.

Am Samstag hat das Komitee, dem auch einige Damen angehören, in Aberdeen (Schottland) weitere Regeländerungen im Fußball beschlossen, die ab dem 1. Juni 2019 gelten werden. Die Neuheiten und deren Hintergründe im Überblick:

Handspiel
Die am meisten diskutierte Regel im Fußball soll künftig für die Schiedsrichter einfacher anzuwenden sein. Bisher galt stets die Absicht als Kriterium bei der Beurteilung, ob ein Handspiel nun zu ahnden ist oder nicht. Künftig kann auch unabsichtliches Handspiel bestraft werden. Und zwar bei Toren, die mit der Hand erzielt werden. Ausschlaggebend für diese Änderung war ein Tor von Neymar im Trikot des FC Barcelona im Champions-League-Finale 2015 in Berlin gegen Juventus Turin. Der Brasilianer köpfelte sich in der Schlussphase selbst an die Hand, von dort sprang der Ball ins Tor. Obwohl das Handspiel natürlich nicht absichtlich war, wurde der Treffer vom Schiedsrichter aberkannt: nach den alten Regeln eine Fehlentscheidung, die dennoch von vielen Seiten gutgeheißen wurde. Mit der Hand, so der allgemeine Tenor, könne man doch im Fußball kein Tor erzielen.

Dieser Logik wurde jetzt im Regelwerk Geltung verschafft. Gleiches gilt für Tore, denen in der Entstehung ein Handspiel der angreifenden Mannschaft vorausging. Strafbar soll künftig auch jedes Handspiel sein, das oberhalb der Schulterhöhe stattfindet.

Karten für Trainer
Künftig wird es auch für Trainer und Offizielle an der Seitenlinie Gelbe und Rote Karten geben. Getestet wurde dies von der UEFA bereits vor zwei Jahren bei der Unter-21-Europameisterschaft in Polen, nun wird es offiziell ins Regelwerk integriert. Bislang wurden Betreuer lediglich mündlich verwarnt oder auf die Tribüne verwiesen. Die Änderung soll die Sanktion gegen einen Trainer für die Zuschauer besser nachvollziehbar machen.

Spielerwechsel
Das Zeitschinden ist im Fußball längst keine Modeerscheinung mehr. Dem wollen die Regelhüter jetzt zumindest beim Wechseln entgegenwirken. Um Zeit zu sparen, müssen auszuwechselnde Spieler das Spielfeld ab dem 1. Juni an der nächstgelegenen Outlinie verlassen. Erlaubt war dies bisher schon, doch wurde es aufgrund der zu gewinnenden Zeit auf dem Weg zur Trainerbank über das Spielfeld meist ganz anders umgesetzt. Laut einer Studie des Fußball-Weltverbandes FIFA gehen im Schnitt 2:57 Minuten pro Partie für die Spielerwechsel verloren. Dieser Wert soll künftig reduziert werden.

Im Vergleich zu den knapp drei verlorenen Wechselminuten hat die FIFA nach der Weltmeisterschaft in Russland auch errechnet, dass für den Einsatz des Video-Referees im Durchschnitt nur eine Minute pro Partie draufgeht.

Abstöße
Diese Neuerung könnte die Arbeit der Trainer am ehesten beeinflussen: Ab dem 1. Juni muss bei Abstößen oder Freistößen im eigenen Strafraum der Ball den Sechzehner nicht mehr verlassen, bevor ihn ein anderer Spieler berühren darf. Damit ergeben sich vermutlich noch mehr brenzlige Situationen in Tornähe. Zum einen hat die Mannschaft im Ballbesitz neue Möglichkeiten im Spielaufbau, zum anderen können angreifende Mannschaften schon innerhalb des gegnerischen Strafraums Druck auf den Gegner erzeugen.

Freistöße
Spieler der angreifenden Mannschaft dürfen nicht mehr in der Mauer stehen und müssen einen Abstand von mindestens einem Meter halten.

Schiedsrichterball
Der alte Spruch „der Schiedsrichter ist Luft“ gilt künftig nur noch bedingt. Wenn der Referee angeschossen wurde, kann es in bestimmten Situationen einen Schiedsrichter-Ball geben.

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