Bei Thierno Ballo und Chukwubuike Adamu Junior, die in der Qualifikation die wichtigen Tore erzielten, ist das dem ÖFB gelungen.
Unser Motto in der U 19 lautet: Wir sind Vielfalt, wir sind anders, wir sind Österreich. Adamu ist ein Grazer und Ballo ein echter Linzer. Obwohl Ballo mittlerweile Legionär bei Chelsea ist. Und dort schon öfters mit der Kampfmannschaft trainiert.
Ihr Leistungsdiagnostiker Dritan Baholli meint, dass die österreichischen Nachwuchserfolge weniger auf Qualität, sondern auf Taktik, Disziplin und hohe Einsatzbereitschaft zurückzuführen sind. Hat er recht?
Technisch niederspielen konnten wir bei den Siegen die Deutschen, Belgier, Schweizer, Iren nicht. Auch für das Remis gegen Italien war extrem viel Einsatz und Schläue notwendig.
Fehlt es an Talent?
Ich glaub: nicht, dass es am Können liegt. Man muss die Basics üben. Die Ballbeherrschung. An der Schnittstelle zum Erwachsenfußball fehlt es den Jungen vor allem an Spielpraxis. Der ÖFB kann keine Spieler kaufen, sondern nur trachten, die vorhandenen gut auszubilden.
Spielen Sie auf Statistiken an, die besagen, dass in vielen ausländischen Ligen mehr der eigene Nachwuchs zum Zug kommt als bei uns.
Ja. Aber die Klubtrainer haben doch enormen Druck. Bald jedes Spiel entscheidet. Vor allem, wenn es nach der Punktehalbierung im Frühjahr für alle noch enger wird. Da setzt man eher auf bewährte Kräfte. Das Radl dreht sich immer schneller .
Straßenfußball ist in Wohlstandsländern nicht mehr möglich. Eltern fragen daher, in welchem Alter ihr Kind bei einem Verein mit Fußball beginnen soll.
Möglichst früh. Am besten im Kindergartenalter. Mein Vorschlag wäre, dass sich in kleinen Gemeinden Personen finden, die bloß aufpassen, nicht dreinreden. Und die bis zum zehnten Lebensjahr die Buam und Mädchen ungezwungen spielen lassen. So wie Kinder auch reden und gehen lernen ohne dass man ihnen Anweisungen geben muss.
Waren die Fußball-Buam seinerzeit frecher?
Die Jungen heute sind sehr brav, sehr angepasst. Man muss sie manchmal provozieren, damit sie aus sich herausgehen. Wir Trainer vergessen immer, wie deppert wir in diesem Alter waren. Grenzen ausloten ist aber ein Anrecht der Jugend.
Sie holen immer wieder Spieler, die keinem Bundesligaklub angehören, in Ihre Auswahlen. Kann es sein, dass in Österreich Super-Talente unentdeckt bleiben?
Das schließe ich ziemlich aus. Über eine Akademie es ganz nach oben zu schaffen ist zweifellos eher möglich.
In Ihrer Generation schlossen viele Bundesligaspieler so wie Sie ein Studium ab. Heute sind kickende Akademiker eine Rarität. Ist der Profibetrieb so zeitaufwendig, dass eine berufliche Ausbildung unmöglich ist?
Einen Lehrberuf neben dem Profi-Fußball auszuüben, ist schwer. Anders verhält es sich bei Gymnasiasten. Um die Matura zu machen, wurde für Akademie-Spieler die Oberstufenschulzeit auf fünf Jahre gestreckt, damit neben der Meisterschaft Trainingsspiele und internationale Turniere bestritten werden können. Es hat aber Gründe, weshalb kaum noch ein Profi ein Studium anstrebt.
Und zwar?
Wenn es ein Spieler in eine der großen Ligen schafft, dann hat er für sein Leben lang ausgesorgt. Ich habe den Jus-Magister erst nach der Karriere gemacht. Inzwischen beschäftigt mich noch ein weiteres Studium.
Stimmt es, dass Sie in den Anfängen ihrer mittlerweile achtjährigen Trainertätigkeit beim ÖFB mit einer argen gesundheitlichen Diagnose konfrontiert wurden?
Dass es Krebs war – daraus mache ich kein Geheimnis. Vielmehr will ich die Gelegenheit nützen, um dem damaligen ÖFB-Generaldirektor Ludwig und Ex- Sportdirektor Ruttensteiner zu danken. Sie hatten mir jegliche Unterstützung und Geduld zugesichert. Und es mir nach zweimonatiger Auszeit ermöglicht, trotz Chemotherapie weiterzuarbeiten.
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