Nach Kuss-Skandal bei Frauen-WM: Rubiales vor Gericht

Nach Kuss-Skandal bei Frauen-WM: Rubiales vor Gericht
Luis Rubiales, ehemaliger Chef des spanischen Fußballverbandes, küsste die Spielerin Jennifer Hermoso bei der WM 2023 auf den Mund. Nun muss er sich vor Gericht verantworten.

Zusammenfassung

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  • Luis Rubiales, ehemaliger Chef des spanischen Fußballverbandes, steht wegen eines nicht einvernehmlichen Kusses bei der Frauen-WM 2023 vor Gericht.
  • Neben Rubiales sind auch Ex-Teamchef Jorge Vilda und zwei Funktionäre angeklagt, Hermoso zur Vertuschung des Vorfalls gedrängt zu haben.
  • Der Fall hat Hermoso zur Symbolfigur im Kampf gegen Sexismus im Sport gemacht, unterstützt durch die Bewegung #SeAcabó.

Die Bilder gingen um die Welt und lösten Empörung aus: Bei der Siegerehrung der Fußball-WM der Frauen im August 2023 packte der damalige Chef des spanischen Fußballverbandes vor laufenden Kameras den Kopf der Spielerin Jennifer Hermoso und küsste sie grob auf den Mund

Eineinhalb Jahre nach dem Vorfall muss sich Luis Rubiales ab heute, Montag, wegen sexuellen Übergriffs und Nötigung vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft fordert zweieinhalb Jahre Haft.

Die weltweit im Fernsehen übertragene Szene löste einen öffentlichen Aufschrei aus, Kritiker werteten sie als Machtmissbrauch. Seit einer Reform des spanischen Strafrechts gilt ein nicht einvernehmlicher Kuss als sexueller Übergriff. Es habe sich lediglich um einen harmlosen "Kuss unter feiernden Freunden" gehandelt, verteidigte sich Rubiales. Hermoso sei damit einverstanden gewesen. Statt wie erwartet zurückzutreten, hielt der Verbandschef wochenlang an seinem Amt fest und stellte sich als Opfer "eines falschen Feminismus" dar.

Empört über diese Äußerungen brach Hermoso ihr Schweigen. Sie fühle sich "als Opfer einer impulsiven, sexistischen und unangebrachten Handlung", mit der sie nicht einverstanden gewesen sei, sagte die routinierte Offensivspielerin. Rund drei Wochen später trat Rubiales schließlich doch zurück - zwei Tage nach Beginn der Ermittlungen gegen ihn.

Wieder dabei: Hermoso

Wieder dabei: Hermoso

Auch WM-Teamchef Vilda angeklagt

Rubiales wird nicht nur der Übergriff an sich zur Last gelegt. Er soll die Spielerin zudem genötigt haben, den Skandal zu vertuschen. 

Neben Rubiales sitzen drei weitere Männer vor Gericht in San Fernando de Henares am Rande von Madrid auf der Anklagebank: Ex-Teamchef Jorge Vilda, der Spaniens Frauen 2023 zum WM-Titel geführt hatte, sowie zwei ehemalige Funktionäre des Fußballverbands. Die Staatsanwaltschaft fordert jeweils eineinhalb Jahre Gefängnis für die drei, weil sie ebenfalls Druck auf Hermoso ausgeübt haben sollen, den Vorfall herunterzuspielen. Der Prozess soll bis zum 19. Februar dauern.

Sie habe nach dem erzwungenen Kuss geweint, sagte Hermoso in der Netflix-Dokumentation Se acabó ("Es ist vorbei"). Darin erzählte die mittlerweile 34-Jährige auch von dem Druck, dem sie ausgesetzt war. Der Fußballverband habe sie dazu zwingen wollen, in einem Video zu behaupten, der Kuss sei "nichts als Freude, Euphorie" gewesen. 

Es sei darum gegangen, "den Präsidenten zu schützen - selbst wenn das bedeutete, dass Jenni dafür geopfert werden musste", sagte die frühere Weltfußballerin Alexia Putellas in der Dokumentation.

Der Fall machte Hermoso, die inzwischen in Mexiko spielt, zu einer Symbolfigur im Kampf gegen Sexismus im Sport. Unter dem Hashtag #SeAcabó forderten die spanischen Fußballspielerinnen in den Online-Netzwerken Frauen auf, Macho-Gewalt und Ungerechtigkeit anzuprangern. 

Der Skandal habe gezeigt, dass "selbst in der Öffentlichkeit, vor den Augen der Welt, Gewalt verübt werden kann, weil einige Männer unfähig sind zu erkennen, dass sie gewalttätig sind", urteilt die auf Genderthemen spezialisierte Journalistin Isabel Valdés von der spanischen Zeitung El País. Doch die spanische Gesellschaft sei "nicht länger bereit, das hinzunehmen".

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