Ist die Auswärtstorregel unsinnig?

Salzburgs Europa-League-Gruppengegner Celtic Glasgow kam in der dritten Qualifikationsrunde zur Champions League unter anderem aufgrund der Auswärtstorregel eine Runde weiter.
Gottgegeben oder veraltet: Soll die Auswärtstorregel abgeschafft werden? Diskutieren Sie mit.

Es ist eine dieser Regeln, die der Fußball-Kenner dem Nicht-Fußball-Kenner ähnlich oft erklären muss, wie die Sache mit dem Abseits. Es ist aber auch - im Gegensatz zum Abseits - eine dieser Regeln, bei der sogar der Kenner vor dem Bildschirm oder im Stadion immer wieder in unsicheres Rechnen und Grübeln verfällt und in nervöse Diskussionen verstrickt wird: die Auswärtstorregel. Team A führt gegen Team B im Rückspiel eines Europacupduells mit 2:1, hat das Heimspiel aber mit 0:1 verloren. Der Gesamtscore lautet also 2:2 und dennoch hätte Team A, aufgrund der Mehrzahl an geschossenen Auswärtstoren, die Nase vorne und würde in die nächste Runde aufsteigen. Unfair? Womöglich. Diskutabel? Mit Sicherheit.

Das sieht auch mancher Trainer eines europäischen Top-Klubs so. Bei einer zweitägigen Tagung in der UEFA-Verbandszentrale in Nyon wurde über eine Abschaffung der Auswärtstorregel in Europacupbewerben beraten. Auch, weil sie die Spielweise der Klubs beeinflusse. Teams wären zu viel darauf bedacht, in Heimspielen den Fokus auf die Defensive zu legen, um nur ja nicht eines dieser bösen Heim-Gegentore zu kassieren, die in der Endabrechnung "doppelt" zählen könnten.

Eingeführt wurde die Regelung übrigens vor fast 50 Jahren im Europapokal der Pokalsieger. Anno 1965. Zuvor hatte bei einem Gleichstand ein kostenintensives und kräftezehrendes Wiederholungsspiel ausgetragen werden müssen - oder die Entscheidung gar per Losenentscheid oder Münzwurf fallen. Den Teams sollten die Auswärtsreisen schmackhafter gemacht werden, die zu jener Zeit noch mit großen Strapazen verbunden waren. Zudem war die Professionalisierung im Fußball noch nicht sehr weit fortgeschritten, Spielstätten nicht normiert, wodurch eine Auswärtsreise häufig zu einem Abenteuer werden konnte. Ein Zuckerl für das Auswärtsteam also, das ohnehin schon als benachteiligt angesehen wurde. So weit, so lang her.

Heute reisen die Fußballer großteils luxuriös, von Strapazen kann kaum noch eine Rede sein. Ist die Regel also veraltet? Muss eine Neuerung her?

Übrigens: Noch komplizierter gestaltet sich die Auswärtstorregel im englischen Liga-Pokal, wo sie zwar nach der Verlängerung, nicht aber nach der regulären Spielzeit greift. Damit ist es möglich, dass ein Spiel in die Verlängerung geht und nach 30 Minuten ohne Tor denoch ein Sieger feststeht. Jenes Team, mit den meisten Auswärtstoren.

Kommentare