Der KURIER-Fanreporter: Warum die 2.Halbzeit gegen Serbien ein Segen war

Der KURIER-Fanreporter: Warum die 2.Halbzeit gegen Serbien ein Segen war
Michael Schapler schildert aus Fan-Sicht seine Eindrücke vom ÖFB-Nationalteam. Die schwachen zweiten 45 Minuten gegen Serbien stimmen ihn zuversichtlich.
Michael Schapler begleitet seit Jahren die österreichische Fußball-Nationalmannschaft und wird auch bei der EM in Deutschland mit von der Partie sein. Der Innsbrucker wird dem KURIER in den nächsten Wochen Eindrücke aus Sicht eines Anhängers schildern. 
 
Es gab Zeiten, da hätte ich mich über eine zweite Hälfte wie jene am Dienstag gegen Serbien aufgeregt. Ich hätte mich geärgert über den Leistungsabfall des österreichischen Nationalteams nach dem Bilderbuchstart und vielleicht sogar ein klein wenig schwarz gesehen für Rot-weiß-Rot bei der EM.
Tatsächlich bin ich heute nicht unglücklich darüber, dass die Österreicher in den zweiten 45 Minuten auf ein Normalmaß gestutzt wurden. Nach dem Höhenflug der letzten Wochen, die viele von uns Fußballfans schon auf Wolke sieben schweben haben lassen.
Man konnte ja phasenweise den Eindruck bekommen, dass diesem ÖFB-Nationalteam unter Ralf Rangnick alles gelingt: Ein souveräner Sieg gegen die Deutschen, ein Tor nach sieben Sekunden gegen die Slowakei, ein 6:1 gegen die Türkei, und zu guter letzt diese frühe 2:0-Führung gegen Serbien – logisch, dass Österreich inzwischen für viele in den Rang eines Geheimfavoriten aufgestiegen ist.
Die Vergangenheit lehrt einen österreichischen Fußballfan jedenfalls, dass es klüger ist, die Bäume nicht in den Himmel wachsen zu lassen. 
 
Es sei hier nur an das Frühjahr 1990 erinnert, als Österreich in der Vorbereitung auf die WM in Italien erst Spanien besiegte (3:2), dann gegen Weltmeister Argentinien ein 1:1 holte und bei der Generalprobe gegen Europameister Holland mit 3:2 gewann – und ganz Österreich plötzlich von Heldentaten bei der WM träumte. Der Rest der Geschichte ist bekannt….
Vor der EM 2016 war die Stimmungslage ähnlich. Eine Gruppe mit Ungarn und den Isländern – was soll, bitteschön, da schon schiefgehen, war überall zu hören. Wie wir wissen, ist dann alles schiefgegangen.
Insofern kann ich unserer Gruppe bei dieser EM in Deutschland durchaus etwas Positives abgewinnen. Bei Gegnern wie Frankreich oder die Niederlande ist für ausufernde Euphorie und Überheblichkeit kein Platz. Zugleich haben die Österreicher nicht zuletzt unter Ralf Rangnick gezeigt: Je stärker der Gegner, desto stärker auch die Performance der Nationalmannschaft.
 
Deshalb bin ich für diese EM-Endrunde ein realistischer Optimist.

Kommentare