Traumlos:
Warum in die Ferne schweifen, wenn die vermeintlich leichteren Aufgaben vor der Haustüre, sprich in unmittelbarer Nachbarschaft liegen? Frankreich, England, Portugal oder Spanien sind wunderbare Gegner – aber bitte erst im späteren Verlaufe des Turniers.
Das 2:0 im Test gegen Deutschland hat freilich Lust gemacht, sich den ewigen Rivalen auch wieder in einem Bewerbspiel zu wünschen, wenngleich die Aufgabe im kommenden Jahr eine ganz andere, viel schwierigere wäre. Man muss und kann davon ausgehen, dass die Deutschen bis zum Heim-Turnier wieder in die Spur finden und mit dem Publikum im Rücken ein ganz anderes Auftreten an den Tag legen werden als zuletzt im Wiener Prater.
Topf 3 bietet gleich weitere Nachbarn an, die Tschechen, die Slowaken, aber auch Slowenien. Alle drei durchaus Hürden, die zu überwinden sind. In Topf vier sind nur drei mögliche Gegner bereits bekannt, drei weitere werden über die Play-offs im kommenden Frühjahr ermittelt. Kandidaten wären beispielsweise schlagbare Nationen wie Georgien oder Luxemburg. Will man von den schon feststehenden Ländern Italien und Serbien vermeiden, dann bleibt nur noch die Schweiz übrig, deren Nationalteam schon bessere und vor allem ruhigere Zeiten erlebt hat.
Deutschland, Slowenien und die Schweiz, eine Traum-Gruppe? Vielleicht. 2016 dachte man das auch mit Portugal, Island und Ungarn. Der Rest ist bekannt.
alexander.strecha@kurier.at
Albtraumlos:
Weil in Topf drei die namhafteren Fußballnationen als mögliche EM-Gegner warten, war sich der Teamchef zuletzt nicht ganz so sicher, ob es nicht besser gewesen wäre, selbst in ebendiesen Topf abzurutschen. Klar, Albanien klingt auf den ersten Blick schon eher besiegbar, als die Niederlande.
Aber ist das gar so sicher, wenn man sich an die Qualifikation erinnert? Gegen die Belgier und Schweden hat das ÖFB-Team besser ausgesehen als etwa daheim gegen Estland oder auswärts in Aserbaidschan. Auch Italien vor einem Jahr oder zuletzt Deutschland sind den Österreichern als Gegner eher gelegen. David Alaba und Co. haben bewiesen, dass sie die Großen nicht nur ärgern, sondern auch besiegen können. Wieso also nicht auch bei der EURO drei echte Kracher ziehen? Wieso nicht wieder mit intensivem, lästigen Pressing den Schöngeistern des Fußballs den Nerv ziehen, wenn sie sich in aller Seelenruhe mittels gepflegtem Spielaufbau die Kugel zuschieben?
Vermutlich, weil Österreichs EM-Gegner dann besser darauf vorbereitet sein werden. Weil vor einer Endrunde mehr Zeit ist, sich Antworten darauf zu erarbeiten. Und weil die richtig guten Kicker dann noch etwas mehr bei der Sache sein werden. Deshalb hat Rangnick recht: Topf drei wäre besser gewesen.
Denn was Österreich in der Vorrunde gar nicht gebrauchen kann, wäre ein technisch versiertes Trio der Marke Spanien (Topf 1), Kroatien (3) und Italien (4), die allesamt eine ganze Reihe an Pressing-resistenten Ballzauberern haben.
andreas.heidenreich@kurier.at
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