Dinamo Zagreb feuert Trainer Jurcic

Krunoslav Jurcic, coach of Dinamo Zagreb, looks on during their Champions League Group A soccer match against Dynamo Kyiv at Maksimir stadium in Zagreb December 4, 2012. REUTERS/Antonio Bronic (CROATIA - Tags: SPORT SOCCER)
Der umstrittene Klubboss Zdravko Mamic zog nach dem 0:2 gegen die Austria die Reißleine.

Dinamo Zagreb hat nach der 0:2-Heimniederlage gegen die Austria am späten Mittwochabend Trainer Krunoslav Jurcic gefeuert. Mit dem drohenden Verpassen der Gruppenphase der Champions League vor Augen will Zdravko Mamic, der gleichermaßen erfolgreiche wie umstrittene Klubboss des kroatischen Fußball-Serienmeisters, das Ruder noch einmal herumreißen. Als Interimsnachfolger wurden der bisherige Assistenztrainer Damir Krznar und Mamics Bruder Zoran, der im Klub als Sportdirektor fungiert, installiert.

"Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass Dinamo eine bessere Mannschaft als die Austria ist. Wir werden nach Wien fahren und dort gewinnen. Aber um das zu erreichen, braucht die Mannschaft ein Schockerlebnis", verkündete Zdravko Mamic auf einer spontan einberufenen Pressekonferenz, bei der auch Generaldirektor Tomislav Svetina vor die Journalisten trat. "Die Mannschaft wird in Wien um ihr Leben laufen", versprach der Vereinspräsident.

Dinamo Zagreb feuert Trainer Jurcic

"Mamic-Schauspiele"

Die Zagreber Medienvertreter sind in der mittlerweile zehnjährigen "Ära Mamic" Schauspiele wie diese längst gewöhnt, alleine Jurcic wurde nach 2010 und 2011 bereits zum dritten Mal als Dinamo-Trainer entlassen. Die Bilanz des 43-Jährigen in dieser Saison ließ sich eigentlich sehen: acht Siege (vier in der Liga, vier in der CL-Quali) und zwei Liga-Remis.

Laut kroatischen und bosnischen Medien ist der Bosnier Amar Osim, der Sohn des legendären Sturm-Trainers Ivica und derzeit Coach des bosnisch-herzegowinischen Meisters Zeljeznicar Sarajevo, ein heißer Kandidat auf seine Nachfolge. Von geheimen Verhandlungen zwischen dem 46-Jährigen und Zdravko Mamic vor einigen Wochen wird berichtet. Auch der Ex-Rapidler Zlatko Kranjcar gehört zum Kandidatenkreis.

Laut Mamic dürfte die Verpflichtung des Neo-Trainers aber erst nach dem Rückspiel am Dienstag in Wien über die Bühne gehen.

Die Bilder vom Play-off-Hinspiel in Zagreb:

Die kroatischen Medien haben nach der 0:2-Heimniederlage von Dinamo Zagreb im Play-off-Hinspiel der Champions-League-Qualifikation gegen die Austria Nenad Bjelica als großen Sieger des Mittwochabends ausgemacht. "Bjelica vs. Jurcic 2:0", titelte die Tageszeitung Vecernji list. Bjelica habe seinen mittlerweile gefeuerten Dinamo-Trainerkollegen Krunoslav Jurcic ausgetrickst und übertölpelt, lautete die einhellige Meinung der kroatischen Gazetten.

"Alle Geschichten über den angeblichen Mega-Dinamo waren ein großer Betrug. Bjelica hat die Arbeit von Jurcic lächerlich gemacht und Dinamo in jeder Hinsicht übertroffen", urteilte die Zagreber Zeitung Jutarnji list am Donnerstag. Besonders das Zweikampfverhalten und die Kopfballstärke der Violetten haben die Kroaten beeindruckt. Die Chancen auf die große Wende im Rückspiel am Dienstag (20.45 Uhr) in Wien hält Jutarnji list für sehr gering. "Der Aufstieg in die Gruppenphase ist derzeit so unrealistisch wie der Einzug ins Finale der Champions League im Mai in Lissabon."

Vecernji list bezeichnete Bjelica als "Gentleman, der den Sieg im Stillen genießt". Für das Blatt steht fest, dass der 42-Jährige seine Hausaufgaben besser erledigt hat als sein Gegenüber Jurcic. "Bjelica hat 'Die Blauen' perfekt analysiert, Jurcic hat hingegen viele Fehler gemacht." Dadurch habe die Austria in Zagreb gewonnen, obwohl Dinamo über die deutlich besseren Einzelspieler verfüge. "Dinamo hat bessere und begabtere Fußballer. Aber Dinamo sieht in Gegensatz zur Austria nicht wie eine Mannschaft aus."

Sportske novosti, die einzige kroatische Sport-Tageszeitung, schrieb in ihrer Internetausgabe: "Leider spiegelt das Ergebnis die Geschehnisse auf dem Rasen realistisch wider. Dinamo hat nur in den fünf Minuten vor der Pause richtig Fußball gespielt. Den Rest sollte man so schnell wie möglich vergessen."

Ausgangslage. Man verschafft sich diese im Hinspiel eines Europacup-Duells. Die Austria spielte sich am Mittwoch mit dem 2:0 im Maksimir-Stadion zu Zagreb gegen Dinamo in eine hervorragende Position, um kommenden Dienstag in Wien den Aufstieg in die Gruppenphase der Champions League zu schaffen. Der Traum von der Gruppenphase ist nicht geplatzt, er ist lebendiger denn je. Die Gruppenphase ist zum Greifen nahe für die Violetten.

Trainer Nenad Bjelica riskierte, brachte Marin Leovac auf der linken Abwehrseite für den gesperrten Suttner. Leovac bestritt sein erstes Pflichtspiel seit dem Derby gegen Rapid im Februar. Das Risiko sollte sich bezahlt machen. Doch dazu später.

In den ersten Minuten gelang es der Austria zwar nicht, den Ball in den eigenen Reihen zu halten, umgekehrt ließ man keine Chance des Gegners zu. Erst nach 20 Minuten wurde es erstmals für die Wiener gefährlich, als Goalie Heinz Lindner einen Schuss von Soudani entschärfen musste.

Die anfängliche Nervosität legte sich, die Austria suchte und fand Kompaktheit in ihrer defensiven Formation. Was fehlte, waren die offensiven Nadelstiche, um Dinamos Abwehr in Verlegenheit zu bringen. Einzig bei einem Mader-Freistoß rauschten Holland und Rogulj synchron am Ball vorbei.

Mit viel Aufwand versuchte man durchaus mit Erfolg die Räume für den Gegner zu stopfen. Daher kombinierte sich Dinamo nur selten durch die Reihen der Wiener. Kurz vor der Pause zeichnete sich Lindner gleich drei Mal aus, bei Kopfbällen von Fernandes und Simunic und einem Schuss von Pinto. Wichtig, dass die Austria das 0:0 in die Pause rettete.

Kaum durchgeschnauft, hatte Lindner bei einem Schuss von Soudani die nächste Streck-Sekunde. Der Torhüter hielt alles, was auf ihn zukam.

Führung

Danach fand die Austria wieder besser ins Spiel, weil man den Gegner früh mit Aggressivität und viel Laufarbeit zu stören versuchte. In der 59. Minute hatte die Austria sogar die Chance auf die Führung: Hosiner legte für den allein stehenden Jun auf, doch der verjuxte allein vorm Tor. Gleich danach verlängerte Koch einen Eckball per Kopf, doch niemand fand sich um zu finalisieren. Im Gegenzug trug Fortuna Violett, als Fernandes an einer Flanke vorbei segelte.

Die Austria hielt dagegen, kämpfte aufopfernd. Und wurde dafür fürstlich belohnt. Einen schnellen Angriff schloss – richtig – Leovac zum 1:0 ab (68.). Das Finish bestritten die Wiener gar in Überzahl, da Rukavina – erst wenige Sekunden im Spiel – nach Foul an Rogulj die Rote Karte sah. Stankovic legte mit einem satten Schuss nach – 2:0. Dinamo hatte dem nichts mehr zu entgegnen, die Veilchen könnten kommenden Dienstag ihre absolute Blüte erreichen.

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