Die Schlacht von Highbury

Das "Highbury-Stadion" war von 1913-2006 die Heimstätte des FC Arsenal.
Vor 80 Jahren kam es im Londoner Highbury-Stadion zu einem der brutalsten Fußballspiele der Geschichte.

Am 14. November 1934 kam es in London zu einem Fußballspiel, das zu einer der brutalsten Begegnungen der Geschichte werden sollte. In einer wahren Schlacht besiegte die englische Nationalmannschaft im Londoner Highbury-Stadion den frischgebackenen Weltmeister Italien mit 3:2. Eine Schlacht, die von der Presse und von Anhängern als inoffizielles WM-Finale bezeichnet wurde und an Brisanz kaum zu übertreffen war.

Propaganda

Das Mutterland des Fußballs wurde zu dieser Zeit als eine der leistungsstärksten Nationen angesehen. Die Engländer spielten den besten, den fortschrittlichsten und den ansehnlichsten Fußball, dennoch kürten sich fünf Monate zuvor die Italiener zum Weltmeister im eigenen Land. Bei der ersten in Europa ausgetragenen WM nahmen die Engländer aber aufgrund des Austritts von der FIFA 1928 nicht teil.

Ob die spielstarken Engländer den Titel bei einer Teilnahme dennoch geholt hätten, muss stark angezweifelt werden. Das Turnier wurde vom italienischen Diktator Benito Mussolini zu propagandistischen Zwecken für den Faschismus verwendet und von Bestechungsvorwürfen überschattet. So sollen schwedische und italienische Sportfunktionäre und Schiedsrichter für den Erfolg der „Squadra Azzurra“ gesorgt haben.

Im Auftrag von Mussolini machte sich dann auch der italienische Teamchef Vittorio Pozzo auf den Weg nach England, um ein Länderspiel zwischen den beiden Nationen zu vereinbaren. Die Verantwortlichen der englischen Football Association (FA) stimmten dem Vorschlag der Italiener zu, waren die Engländer doch so von sich überzeugt, dass sie sich einen souveränen Sieg und somit den inoffiziellen Weltmeistertitel erwarteten.

Schwere Verletzung

Am 14. November 1934 war es endlich soweit, das „echte“ WM-Finale wurde vor 56.000 Zuschauern im Stadion des FC Arsenal angepfiffen. „Das größte Fußballsportliche Ereignis des Jahres wickelt sich also ab, und zwar vor einem Zuschauerkreis, dem auch viele tausende Sportfreunde des Kontinents beiwohnen werden“, berichtete das Wiener Sporttagblatt.

Um 14:30 Uhr wurde die Schlacht von Highbury eröffnet. Bereits nach zwölf Minuten stand es 3:0 für die englische Nationalmannschaft, alles deutete darauf hin, dass der Weltmeister mit einer hörigen Blamage die Heimreise antreten muss. Zumal sich ein paar Minuten zuvor der italienische Mittelfeldspieler Luis Monti in einem Zweikampf mit Ted Drake den Fuß brach und die Italiener nur mit zehn Mann weiterspielen konnten, da Spielerwechsel zu dieser Zeit noch nicht erlaubt waren. Von der schweren Verletzung beeinflusst und durch das Antreiben der italienischen Fans, verschärfte sich die Gangart des Weltmeisters zunehmend. „Die Spieler wurden zu Derbheiten und Regelwidrigkeiten verleitet “, so das Sporttagblatt.

Rohe Gewalt

Die Italiener revanchierten sich durch zahlreiche Fouls an ihren Gegenspielern, wodurch die Partie des Jahres mehr einer Massenschlägerei glich, als einem Fußballspiel. Eddie Hapgood wurde die Nase gebrochen, Ray Bowden der Knöchel zertreten, Ted Drake ins Gesicht geschlagen und Eric Brook brach sich bei einem Sturz den Arm. In der zweiten Hälfte konnte zwar die italienische Nationalmannschaft auf 2:3 verkürzen und für ein paar spielerische Highlights sorgen, zumeist war das Match dennoch von unglaublicher Härte und teilweise roher Gewalt geprägt.

„Sämtliche englische Spieler wurden mehr oder minder verletzt“, titelte die englische Sporting Life. Die Presse war erzürnt über das Auftreten der Italiener und auch die englischen Teamspieler bezeichneten das Fußballspiel als Schlacht. Die Schlacht von Highbury.

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