Rapid vor dem Duell mit Györ: Warum Stöger in Ungarn gehen musste

Im Herbst 2021 coachte Peter Stöger Ferencvaros
Peter Stöger sammelte bei Ferencvaros Erfahrung mit dem ungarischen Fußball. Am Donnerstag ist der FC Györ Gegner von Rapid.

Vor der Reise nach Ungarn wird Peter Stöger – neben dem Studium der Videos – noch seine persönlichen Quellen anzapfen. Der frühere Trainer von Ferencvaros kennt mehrere Insider, „auch mit Maxi Hofmann werde ich mich noch austauschen“. Im Unterschied zum langjährigen Rapid-Verteidiger, der mit Debrecen gegen den FC Györ gespielt hat, fehlt dem Trainer der Hütteldorfer aber noch das direkte Duell mit dem Gegner der Grünen aus dem Play-off zur Conference League: „Györ war damals noch in der zweiten Liga“.

Im KURIER-Gespräch erinnert sich Stöger an seine Zeit bei Ferencvaros, die mit Jahresende 2021 nach nur einem halben Jahr zu Ende ging: „Es war trotzdem eine gute Zeit. Und eigentlich waren wir auch erfolgreich.“

Die Grünen aus Budapest spielten in der Europa League („mit einem Sieg gegen Leverkusen“) und waren in der Liga mitten in der Spitzengruppe. Die Trennung kam vielmehr aus grundsätzlichen Überlegungen: „Ich habe in dem Halbjahr viele ungarische Talente gesehen und wollte den Kader umbauen. Zu meiner Überraschung gab es kein Interesse an mehr ungarischen Spielern mit Qualität.“

Menschlich oder lasch?

Aus Budapest ist zu hören, dass die menschliche Art von Stöger den Klubbossen zu lasch gewirkt habe. Der Wiener will nicht direkt widersprechen: „Dass ich nicht auf eine harte Hand setze, haben sie aber gewusst. Und meine Bedenken zur Kaderzusammenstellung dürften nicht ganz falsch gewesen sein.“

Tatsächlich kam mit Stani Tschertschessow nach Stöger zwar ein knorriger „harter Hund“ als Trainer, aber auch der Großteil des Kaders musste im Folgejahr gehen.

Vor dem Abschied aus der Hauptstadt, wo Stöger in einer Wohnung wohnte, war der jetzt 59-Jährige einmal in Györ. Laszlo Klauß, der frühere Admira-Stürmer, war beim damaligen Zweitligisten mit großen Ambitionen der Sportchef.

„Sehr ordentliche Liga“

Mittlerweile zählt der Rapid-Gegner zu den besseren Adressen in „einer sehr ordentlichen Liga: Die Begeisterung war immer für Ferencvaros am größten, aber generell ist die Qualität gut. Zuletzt wurden die Legionäre mehr. Die Infrastruktur war schon zu meiner Zeit fast überall sehr gut.“

Umso erstaunlicher ist, dass Györ in einem in diesem Jahrtausend eröffneten Stadion eine Tribüne nicht mehr öffnen darf (oder will). Deswegen gibt es am Donnerstag ab 19 Uhr (ORF 1) nur rund 7.000 (statt 16.000) Zuschauer und Platz für ca. 500 Rapidler.

„Und dann haben sie auch noch diesen Rasenpilz“, seufzt Stöger (siehe Zusatzbericht). Wie sehr überhaupt auf gepflegten Fußball gesetzt werden kann in Györ, ist angesichts des Untergrunds abzuwarten.

Kommentare