Nach Sieg bei Meister Sturm: Warum ist WSG Tirol so ein lästiger Gegner?
WAC (a), Rapid (h), Salzburg (a), Austria (a), Sturm (a) - es kam in den letzten Wochen knüppeldick für die WSG Tirol.
Und nicht wenige hatten die Befürchtung, die Tiroler würden nach den fünf Partien gegen die Topteams der Bundesliga mit leeren Händen dastehen.
Weit gefehlt: WSG Tirol blieb in den letzten fünf Runden nicht nur ungeschlagen, das Team von Philipp Semlic feierte gegen Tabellenführer Salzburg (3:2) und am Mittwoch gegen Meister Sturm (3:1) auch noch bemerkenswerte Auswärtssiege.
Was zeichnet diese Mannschaft aus? Warum ist die WSG Tirol so ein nerviger Gegner? Und weshalb dürfen die Tiroler mittlerweile zurecht in Richtung Meistergruppe schielen?
Nikolai Baden-Frederiksen traf zwei Mal gegen Sturm
- Die Stabilität und Reife
Die WSG Tirol präsentiert sich trotz des jungen Durchschnittsalters als äußerst abgeklärtes Team, das seinen Fähigkeiten vertraut. Rückschläge bringen die Mannschaft schon längst nicht mehr aus dem Tritt.
In Salzburg drehte die WSG das Spiel nach einem 0:2-Rückstand, auch gegen Meister Sturm lagen die Tiroler 0:1 zurück, verfolgten aber beharrlich ihren taktischen Plan.
- Die drei Abwehrriesen
Jamie Lawrence (2,01 Meter), Marco Boras (1,99), David Kubatta (1,95) - die Tiroler haben in der Defensive ein richtiges Bollwerk, das nur schwer zu überwinden ist. Mit 21 Gegentreffern steht die WSG um nichts schlechter da als Leader Salzburg (20) und Meister Sturm (19).
- Die mutige Spielweise
Die WSG Tirol fühlte sich jahrelang wohl in der Rolle als Außenseiter. Oft hat sich das Team selber klein geredet - und ist dann auch entsprechend duckmäuserisch auf dem Platz aufgetreten.
Unter Trainer Philipp Semlic hat die Mannschaft einen Sinnes- und Mentalitätswandel vollzogen. Er fordert ein forsches und mutiges Auftreten - und die Erfolge geben ihm und der WSG recht: "Wenn wir unsere Tugenden abrufen, dann können wir jeden in der Liga schlagen".
Nikolai Baden Frederiksen ist eine perfekte Verstärkung für die WSG
- Die Einkaufspolitik
Langzeit-Sportchef Stefan Köck hatte gerade in diesem Transfersommer wieder ein perfektes Händchen und eine enorme Trefferquote: Praktisch jeder Neuzugang hat eingeschlagen.
Das beginnt bei den Innenverteidigern Boras und Kubatta und setzt sich fort bei den Leihspielern Moritz Wels (Austria) und Benjamin Böckle (Rapid). Und die Rückkehr von Nikolai Baden Frederiksen erweist sich ohnehin als Glücksgriff: Der Däne blüht im Trikot der WSG auf und traf in den letzten vier Partien vier Mal.
Trainer Philipp Semlic hat bei der WSG schon viele Spuren hinterlassen
- Trainer Philipp Semlic
Es war kein leichtes Amt, das Philipp Semlic im Sommer 2024 antrat. Nachfolger von Langzeit-Trainer Thomas Silberberger, der die WSG Tirol von der Regionalliga West in die Bundesliga geführt hat.
Semlic hat das Team unter schwierigsten finanziellen und infrastrukturellen Rahmenbedingungen weiterentwickelt und der WSG Tirol eine neue Handschrift verpasst.
Es ist unübersehbar, dass etliche Spieler unter Coach Semlic einen Schritt vorwärts gemacht haben - und damit auch die gesamte Mannschaft. Diese Fähigkeiten dürften auch anderen Klubs mittlerweile nicht verborgen geblieben sein.
- Die Ruhe in Wattens
Es ist Fluch und Segen zugleich: Die WSG geht den Tiroler Fußballfans immer noch nicht richtig unter die Haut. Obwohl sich der Klub nun schon in der siebenten Saison in der Bundesliga behauptet.
Das ruhige Umfeld hilft freilich bei der Entwicklung der Mannschaft. Denn selbst bei Niederlagenserien - die es immer seltener gibt - bricht keine Panik aus. Die Ruhe ist die große Kraft der WSG.
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