Wenige Österreicher
Ein Blick auf den aktuellen Kader der Salzburger zeigt, dass nicht weniger als 15 Spieler Liefering-Vergangenheit haben. Allerdings sind davon nur drei Österreicher. Salzburg geht bei der Spielerauswahl immer schon rein nach Leistungskriterien. Der Österreicher-Topf war nie ein Thema, auf die finanziellen Zuckerl der Liga für Einsatzminuten von Österreichern hat man stets verzichtet.
„Ich bin niemand, der an Quoten oder Sonderzahlungen glaubt“, betonte Rangnick. Klubs, das wisse er aus seiner eigenen Erfahrung als Sportdirektor, würden ihre Kader immer nach Leistungskriterien zusammenstellen. „Wir müssen damit umgehen, was die Realität ist.“
Realität ist, dass Salzburg-Trainer Pep Lijnders zuletzt in der Champions League und in der Liga komplett auf Österreicher verzichtet hat. Damit konfrontiert betonte er, dass er erst vor wenigen Monaten zum Klub gekommen wäre: „Ich kann mir die Mannschaft nicht aussuchen.“ Stimmt, dafür ist Sportdirektor Bernhard Seonbuchner zuständig. Der wollte am Dienstag kein Statement zur Kritik von Rangnick abgeben.
Hat der Bayer, der die Agenden vor gut einem Jahr von Christoph Freund übernommen hat, das Salzburger System auf den Kopf gestellt? Weg von jungen Österreichern? Folgende Fakten sprechen dagegen:
Beim 5:1-Sieg Salzburgs in der UEFA Youth League am Dienstag standen 15 Österreicher im 20-Mann-Kader. Vier der fünf Treffer wurden von Österreichern erzielt.
Von den 23 Spielern, die U19-Teamchef Oliver Lederer zuletzt einberufen hat, kamen acht von Salzburg. Bei der U17 (Teamchef Hermann Stadler) lautet die Quote 7 aus 21. Also jeweils ein Drittel kommt von Red Bull.
Seonbuchner hat vor seiner Beförderung im Nachwuchs gearbeitet, hat als Akademieleiter und Trainer auch etliche Österreicher nach oben gebracht.
Kein Lokalmatador
Hier deutet sich also keine Trendwende an in Salzburg. Ja, aktuell fehlt der Lokalmatador im Bullenstall. So wie es Nicolas Seiwald, Xaver Schlager oder Konrad Laimer waren, die – wenn fit – jetzt Fixgrößen im ÖFB-Team sind. Das liegt allerdings auch daran, dass Spieler wie Amar Dedic (Bosnien) oder Oliver Lukic (Kroatien) zwar in Österreich geboren und aufgewachsen sind, sich aber für andere Nationalteams entschieden haben. Hier muss sich sicher auch der ÖFB hinterfragen, ob man etwas verschlafen hat.
Fakt ist jedoch, dass von den jungen Österreichern in Liefering derzeit keiner gut genug für eine Beförderung ist. Was sicher auch daran liegt, dass Salzburg mittlerweile mehr Geld für (bessere) Talente aus dem Ausland in die Hand nehmen kann – und das auch tut. Was es für die jungen Österreicher in Liefering nicht unbedingt leichter macht. Obwohl Salzburg nach wie vor die besten Talente des Landes in seine Akademien lotst. Diese seien laut Rangnick aber offensichtlich noch nicht gut genug, um bei den Profis Berücksichtigung zu finden.
Da muss Trainer Lijnders indirekt zustimmen, gibt gleichzeitig ein Versprechen ab, das auch den Teamchef etwas beruhigen sollte: „Wenn es bei Liefering einen Österreicher gibt, der für uns interessant ist, bekommt er seine Chance. Das verspreche ich.“
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