Standfest vor dem Grazer Derby: "Am Wochenende wird der Hass entladen"

Joachim Standfest beim GAK und bei Sturm
Joachim Standfest wurde mit Sturm und dem GAK Meister. Der 44-Jährige sprach im Vorfeld des Duells über alte, freundschaftliche Rivalitäten und warum heute bei den Fans mehr Hass dahinter steckt.

Schwarz und Rot gesellt sich zusammen, wenn Joachim Standfest am Sonntag (17 Uhr) mit Sturm- und GAK-Fans das Grazer Derby besucht. Der 44-Jährige, bis September Altach-Trainer, war einer von drei Spielern (neben Samir Muratovic und Dominic Hassler), der die Ehre hatte, mit beiden Klubs österreichischer Meister zu werden. Mit seinem Ausbildungsverein GAK schaffte der Steirer dies 2004, mit Sturm 2011. Der 34-fache ÖFB-Teamspieler selbst erlebte zahlreiche Derbys, aber alle im roten Dress, da der GAK in seiner Sturm- und Drangzeit (2010 bis 2012) in den Unterklassen spielte. Standfest erinnert sich an eine feine Zeit.

KURIER: Sie haben die Grazer Derbys immer im GAK-Dress erlebt? Welche waren Ihre schönsten Erinnerungen?

Joachim Standfest: Wir haben zwar in meinem ersten Derby eine auf den Deckel bekommen, aber dann gab es schöne Momente. 2002 haben wir sogar im Cupfinale gewonnen. Und vor ziemlich genau 20 Jahren einmal 4:0.

Worauf die berühmte Wutrede von Günther Neukirchner kam (die nächste depperte Frog’) ...

Ja, über das spricht der Güntschi heute nicht mehr, aber wir alle reden auch kaum noch davon ...

Sie haben ja auch mit der Austria Wiener Derbys erlebt, gibt es Unterschiede zum Grazer Derby?

In Graz war bei aller Rivalität alles freundschaftlicher, intimer. Die Atmosphäre war zwar genauso gut, aber es wurde nicht alles so ernst betrachtet. In Graz häkelten sich Rote und Schwarze, während es in Wien Ausschreitungen gab. In einem Wiener Derby wurden Stahltribünen demoliert zum Beispiel.

Die jüngsten Grazer Derbys glichen aber auch keinen Friedensveranstaltungen ...

Das liegt nicht am Grazer Derby, schuld ist einfach die Gesellschaft. Da spielen sich schon während der Woche die Emotionen hoch. Und am Wochenende wird der Hass entladen. Sicher sind vor allem die Sozialen Medien schuld. Das hat gar nicht nur mit Fußball zu tun.

Finden Sie es bedenklich, dass sich die beiden Klubs ein Stadion teilen müssen? Haben Sie die Stadionproblematik damals auch erlebt?

Als ich beim GAK gespielt habe, war das Stadion ja neu. Aber natürlich finde ich es schade, was in anderen Städten, möglich ist, soll hier nicht gehen? Man sollte bedenken, dass beide Teams viel für das Image tun und auch ein wirtschaftlicher Faktor, beide sind wichtige Arbeitgeber in der Region.

Wenn Sie am Sonntag im Stadion sind, wem werden die Daumen gehalten?

Beide Teams waren extrem wichtig für mich. Beim GAK wurde ich ausgebildet, Sturm hat mich aufgenommen. Sturm war enorm erfolgreich in den vergangenen Jahren. Und wie der GAK wieder nach oben kam, ohne die Stabilität im finanziellen Bereich zu verlieren, das schafften in Europa glaube ich nur die Glasgow Rangers.

Haben Sie noch Kontakt zu Mitspielern von damals?

Mit den GAK-Spielern auf jeden Fall, von Sturm-Zeiten besonders mit Flo Kainz, Ferdinand Feldhofer oder Christian Gratzei.

Im September endete Ihre Tätigkeit als Trainer bei Altach. Genießen Sie auch ein wenig die Ruhezeit?

Das gelang zwei Monate, weil ich zuvor eh ständig im Einsatz war. Aber langsam kommt aber die Decke wieder runter. Ich brenne auf neue Aufgaben.

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