Brasiliens Probleme im Vorfeld der WM

Schlendrian beim Bau der WM-Stadien, Härte beim Kampf gegen die Kriminalität.

38 Tage bis zur Generalprobe Confed Cup, 400 Tage bis zum Ernstfall WM. Die Zwischenbilanz in Brasilien ist zwiespältig.

Brasiliens Probleme im Vorfeld der WM
An aerial view shows the construction of the Arena da Amazonia, or Vivaldo Lima Stadium, as it is rebuilt to host the 2014 World Cup, in Manaus April 12, 2013. The construction company says that 75 percent of the concrete has been poured, and that they expect to begin installing seats in May, with total completion in December of this year. REUTERS/Bruno Kelly (BRAZIL - Tags: SPORT SOCCER BUSINESS CONSTRUCTION)
Die Investitionen in die Fußball-WM 2014 und in die Olympischen Spiele 2016 sind gewaltig. Mehr als 14 Milliarden Euro fließen in Bau und Ausbau von Flughäfen, Transportwesen und Telekommunikation. Der Teil, der in die Fußball-Großveranstaltung fließt, ist erklecklich. 1,1 Milliarden Euro werden für die Stadien ausgegeben, dazu weitere 1,8 Milliarden für den Ausbau der Infrastruktur in deren unmittelbarer Nähe.

„Investimento de R$ 705 Milhoes“ wurde stolz auf den Bauzaun rund ums Maracana-Stadion geschrieben. „Pra quem“ hat jemand draufgeschmiert. Soll heißen: Wofür werden umgerechnet 275 Millionen Euro ausgegeben? Dabei sind die Kosten ohnehin schon gestiegen. Mit den kürzlich verlautbarten 75 Millionen Euro, die die Regierung des Bundeslandes Rio de Janeiro zuschießt, schätzt man, dass die Gesamtkosten für das Maracana schon rund 425 Millionen Euro betragen.

Finalstadion

Brasiliens Probleme im Vorfeld der WM
epa03679444 A general view of the newly opened Maracana stadium in Rio de Janeiro, Brazil, 27 April 2013. The stadium opens its doors on 27 April 2013 after some reforms with a friendly match and the participation of Brazil President, Dilma Rousseff, among 27,500 guests. EPA/MARCELO SAYAO
Das einst größte Stadion der Welt wird die Bühne für das WM-Finale 2014 sowie für Eröffnungs- und Schlussfeier bei den Olympischen Spielen 2016 sein. Die riesige Betonschüssel wurde für die WM 1950 erbaut. Beim WM-Finalrundenspiel zwischen Brasilien und Uruguay am 16. Juli 1950 sollen 200.000 Menschen im Stadion gewesen sein – bis heute Rekord bei einem Fußballspiel. Doch Glück brachte den Brasilianern die Rekordkulisse nicht. Nach dem 1:2 und dem verpassten WM-Titel verbannte der Verband die weißen Dressen, in der die Seleção bis dahin aufspielte. Seitdem trägt sie Gelb und Blau.

Weiße gegen Gelbblaue bestritten am 27. April auch das erste Fußballspiel, das seit 2010 im Maracana stattgefunden hat. Die brasilianischen Fußball-Idole Ronaldo und Bebeto führten zwei All-Star-Teams auf das Feld. Eine Randnotiz: Die „Amigos do Ronaldo“ gewannen die Partie mit 8:5.

Trotz der Fertigstellung des Maracana-Stadions ist der Weltverband FIFA nicht wirklich glücklich mit den Baufortschritten, besonders beim Nationalstadion in der Hauptstadt Brasilia, in dem schon am 15. Juni das Eröffnungsspiel des Confed Cups ausgetragen werden soll. Die Offiziellen hatten natürlich Erklärungen für die Bauverzögerungen parat, weil der Fertigstellungstermin am 21. April nicht eingehalten wurde, sie machten vor allem starke Regenfälle in der Region dafür verantwortlich. Die harsche Antwort: „FIFA und Organisationskomitee sind sich einig, dass die Stadien wegen eben solcher unvorhersehbarer Natureinflüsse sehr viel früher fertig gestellt sein müssten.“

Verspätungen

Die Eröffnung in Brasilia wurde auf den 18. Mai verschoben. Die FIFA wird am 21. Mai alle sechs Stadien für den Confed Cup übernehmen, wobei nur drei Stadien bis zur von der FIFA ursprünglich gesetzten Deadline am 15. April für den Confed Cup fertiggestellt waren.

Doch die Stadien sind nicht das einzige Problem für die kommenden Großveranstaltungen. Brasiliens Regierung investiert umgerechnet 705,5 Millionen Euro in den Ausbau der Sicherheitsstruktur. Und es gab nicht nur etliche Übungen von Militär und Polizei.

Es wurde auch schon ernst gemacht im Kampf gegen das Verbrechen. Die Avenida Brasil führt vom Flughafen ins Zentrum Rios und durchquert dabei zwei Favelas. In den Armenvierteln herrscht die Gewalt. Anfang März rückte die Polizei mit 1800 Mann in kugelsicheren Westen, Panzerfahrzeugen und Hubschraubern im Complexo do Caju an. Zu Sonnenaufgang hissten die Eroberer die Flaggen Brasiliens und Rios, wie nach einer gewonnenen Schlacht.

Confed Cup 2013

Von 15. bis 30. Juni spielen die Kontinentalmeister in sechs der zwölf WM-Städte (Brasilia, Belo Horizonte, Fortaleza, Recife, Rio de Janeiro, Salvador da Bahia). In Gruppe A trifft Brasilien auf Mexiko, Italien und Japan. In Gruppe B treffen Spanien, Uruguay, Tahiti und Nigeria aufeinander. Das Finale findet am 30. Juni in Rio de Janeiro statt.

WM 2014

32 Nationen nehmen an der 20. FIFA-WM statt. 64 Spiele umfasst das Turnier im Sommer 2014. Das Eröffnungsspiel findet am 12. Juni (São Paulo), das Finale am 13. Juli (Rio) um 21 Uhr (MESZ) statt.

Brasiliens Probleme im Vorfeld der WM

Bei der WM 2010 in Südafrika schied Brasilien unter Trainer Carlos Dunga im Viertelfinale aus. Weiter kam man auch bei der Copa America 2011 nicht, schließlich verlor man 2012 das Olympische Finale gegen Mexiko. Dunga-Nachfolger Mano Menezes wurde daher im November 2012 gegen Luiz Felipe Scolari ausgetauscht, der die Seleção 2002 zum WM-Titel geführt hat.

Unter dem 64-jährigen Scolari haben die Brasilianer aber auch erst ein Mal gewonnen. Seit dessen Amtsantritt gab es eine Niederlage (England/1:2), drei Remis (Italien/2:2, Russland/1:1, Chile/2:2) und nur einen Sieg (Bolivien/4:0). Die kritischen Stimmen der unzähligen ehemaligen Weltklassekicker mehren sich. „Mit einer guten Vorbereitung reicht es vielleicht gegen Argentinien. Bei Spanien oder Deutschland bin ich mir da nicht so sicher“, sagte etwa Ex-Stürmerstar Romario.

Scolari hat einige Veteranen vorspielen lassen, darunter auch Ronaldinho und Kaka. Wer den Test bestanden hat, wird sich spätestens am 14. Mai zeigen, wenn Scolari den Kader für den Confed Cup nominiert haben muss. Verbandschef Jose Maria Marin, der ihn geholt hat, gab ihm schon einen Freibrief: „Natürlich wollen wir den Confed Cup gewinnen. Aber auch wenn wir das nicht schaffen, wird sich bezüglich Scolari und seines Betreuerteams nichts ändern.“

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