Fußball am Boxing Day: Eine umstrittene Tradition

Premier League - Burnley v Liverpool
In der Premier League hat noch nie Weihnachtsfrieden geherrscht – natürlich auch in diesem Jahr nicht.

Boxing Day – ein magisches Wort im englischen Fußball. Traditionell wird zu Weihnachten im Mutterland des Weltsports Nummer eins gespielt – einst sogar noch am 25. und 26. Dezember.

Die Fabriksarbeiter sollten an den freien Weihnachtsfeiertagen die Möglichkeit bekommen, bei Spielen ihrer Teams dabei sein zu können. Oft fanden Stadtderbys statt, manche Jahre sogar mit Hin- und Rückspielen. Millionen Fans stürmten die Stadien.

 

 

Da aber am Christtag auf der Insel der öffentliche Verkehr ruht, wurde vom Verband 1966 entschieden, nur mehr am 26. Dezember, dem Boxing Day, zu spielen. Mit Fußball hat diese Bezeichnung nichts zu tun, auch nichts mit dem Boxsport.

Am zweiten Weihnachtsfeiertag bekam das Hauspersonal traditionell frei, um mit ihren Familien am Tag nach der Bescherung in England Weihnachten feiern zu können. Und es gab Päckchen von den adeligen Herren. Davon soll sich der Boxing Day (übersetzt: „Geschenkschachtel-Tag“) ableiten.

Verwirrt im Nebel

Ein Fußballer wurde am 26. Dezember zu einer Legende: Sam Bartram. Es war der Boxing Day 1937, der Keeper spielte mit seinem Klub Charlton Athletic das Londoner Derby gegen Chelsea. Der Nebel im Stadion Stamford Bridge war selbst für englische Verhältnisse extrem stark. Nach 60 Minuten brach der Schiri die Partie ab.

Bartram bekam davon allerdings nichts mit. Er blieb in seinem Tor. Und wartete und wartete. Bis ein Polizist vor ihm stand und zurief: „Um Himmels Willen, was machen Sie hier? Das Spiel ist vor einer Viertelstunde abgebrochen worden.“

Nebelig sollte es am Mittwoch in England nicht sein. Laut Wetterbericht soll es bewölkt sein bei Temperaturen von doch angenehmen acht bis zehn Grad Celsius. Angepfiffen werden die neun Premier-League-Spiele auch nicht – wie früher – um 12 Uhr Ortszeit, sondern wie in einer ganz normalen Runde. Und Derby wurde auch keines angesetzt. Also auch in England wird mit Traditionen gebrochen.

 

 

Das dichte Programm rund um die Feiertage (vier Runden vom 21. Dezember bis zum 3. Jänner) ist durchaus umstritten – auch unter den Spielern und Trainern.

„Es sind ganz spezielle Spiele – besonders am Boxing Day, da herrscht eine tolle Stimmung im Stadion, weil viele Kinder da sind. Es ist ein Markenzeichen der Premier League“, sagte Man-United-Spieler Juan Mata.

Jürgen Klopp ist anderer Meinung: „Jeder fragt sich, warum England bei großen Turnieren nicht so erfolgreich ist. Fragt lieber, was andere große Nationen in dieser Zeit machen. Sie legen sich auf die Couch und schauen Premier League“, schimpfte einst der Liverpool-Trainer.

Dieser hat am Mittwoch mit den Reds die Chance, einen weiteren Schritt Richtung ersten Meistertitel seit 1990 zu machen: Tabellenführer Liverpool empfängt Nachzügler Newcastle.

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