Ajax bis Schalke: Diese Traditionsvereine stecken in der Krise

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Wenn große Fußballgeschichte ganz unten zu finden ist – stolze und erfolgreiche Vereine befinden sich in akuter Abstiegsgefahr.

Große Tradition und historische Erfolge zählen nicht viel. Im schnelllebigen Fußball darf man keine Entwicklung verschlafen, sonst wacht man auf Abstiegsplätzen auf. Aktuelle Beispiele gefällig?

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  • Brennpunkt Amsterdam

Der niederländische Rekordmeister rutschte am Sonntag nach einem 2:5 in Eindhoven auf den letzten Platz. Seit Einführung der erstklassigen Eredivisie 1956 war Ajax nie schlechter. Ein kleines Lebenszeichen gab es am Donnerstag: Mit dem 2:0 gegen Volendam, dem ersten Sieg seit Juli, gab man die Rote Laterne ab.

Von 2019 bis 2022 wurde Ajax dreimal in Folge Meister (bei einem Corona-Aussetzer), 2019 schied man in der Champions League erst im Semifinale aus.

Aber ab 2022 ging vieles bis alles schief beim vierfachen Sieger in Meistercup und Champions League. Im Februar musste Marc Overmars als sportlicher Leiter wegen sexueller Belästigung gehen. Im Sommer 2022 ging Erfolgstrainer Erik ten Hag zu Manchester United. Antony, Martinez, Gravenberch, Tagliafico und Haller wurden verkauft, aber nicht ersetzt. 2023 hörte Tormann-Legende Edwin van der Sar als Geschäftsführer auf, Klaas-Jan Huntelaar legte als technischer Direktor eine Burn-out-Pause ein.

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Im Mai kam Sven Mislintat als neuer sportlichen Leiter. Der Deutsche investierte im Sommer viel Geld in neue Spieler, die bisher alle auf großer Linie enttäuschen. Mislintat wurde im September wieder gefeuert.

„Es kommt schon nah an die Titanic ran“, sagte Sky-Experte Erik Meijer. Seit den Abgängen von Van der Sar und Overmars sei Ajax in der Identitätskrise. „Es ist nicht mehr nur die Ajax-Schule“, kritisierte der ehemalige Stürmer. „Wenn du so viele Leute von außen reinziehst, dann gerät all das, wofür du stehst, in die zweite Reihe.“

Immerhin gewann man am Donnerstagabend das Heimspiel gegen Volendam 2:0.

  • Brennpunkt Basel

Der FCB aus dem Dreiländereck galt nicht zu unrecht als Schweizer Pendant zum großen FC Bayern. Ähnlich dominant in der Liga, ähnlich populär, ähnlich finanzstark. Zu den besten Zeiten hatte der FC Basel 100 Millionen Franken auf der hohen Kante – das Resultat einer strategischen Klubphilosophie und geschickten Transferpolitik. Basel verpflichtete junge Talente – wie etwa Mo Salah – gab ihnen eine internationale Bühne und verkaufte sie gewinnbringend weiter – Jahre später sollte Red Bull Salzburg Anleihe an diesem Geschäftsmodell nehmen.

Sportlich lief es lange Zeit nach Wunsch. Aktuell aber liegt der 20-fache Meister abgeschlagen am Tabellenende. Nun soll Fabio Celestini das Ruder herumreißen. Der 48-Jährige ist bereits der dritte Trainer in dieser Saison.

  • Brennpunkt Lyon

In der Zeitrechnung vor den Öl-Millionen für Paris SG (ab 2011) holte sich Lyon zwischen 2002 und 2008 sieben Titel in Folge. Im Dezember verkaufte der langjährige Präsident Jean-Michel Aulas den Verein an die Eagle Football Holdings von US-Geschäftsmann John Textor. Trainer Laurent Blanc legte im Sommer einen ganz schlechten Start hin und wurde im September entlassen. Auch unter Fabio Grosso ist es nicht besser geworden. Lyon ist noch immer sieglos und Tabellenletzter.

  • Brennpunkt Genua

Gianluca Vialli, Roberto Mancini, Sinisa Mihaljovic, Ruud Gullit, Clarence Seedorf – es sind klingende Namen, die einst das Trikot von Sampdoria Genua getragen haben. 1990 Sieger im Europapokal der Pokalsieger, 1991 italienischer Meister, 1992 im Finale der Champions League. In der vergangenen Saison stieg Sampdoria als Letzter aus der Serie A ab. Und in der Serie B geht es in dieser Tonart weiter. Auch der neue Trainer Andrea Pirlo konnte den tiefen Fall nicht stoppen, Sampdoria liegt schon wieder auf einem Abstiegsplatz.

Presentsation of new UC Sampdoria coach Andrea Pirlo
  • Brennpunkt Schalke

2017 stand der Verein im Viertelfinale der Europa League, jetzt droht nach Abstiegen aus der Bundesliga 2021 und 2023 sogar der Absturz in die 3. Liga. Die Leidensfähigkeit der Fans wird im Moment auf eine harte Probe gestellt. Die Mannschaft steht nach elf Runden auf einem Relegationsplatz – aber nach unten hin. Karel Geraerts kam als Hoffnungsträger aus Belgien – und erlebte mit einem 0:3 gegen Karlsruhe gleich, welch enorme Aufgabe auf ihn wartet.

  • Brennpunkt Santos

Der Traditionsklub aus der Hafenstadt bei São Paulo brachte Größen wie Pelé und Neymar hervor. Mit dem 1:7 bei SC Internacional in Porto Alegre verdarb der FC Santos die Gedenkfeiern zum 83. Geburtstag (23. Oktober) der im vergangenen Dezember verstorbenen Klub-Legende. Bei noch acht ausstehenden Spielen befindet sich Santos nur einen Platz vor der Abstiegszone.

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