Fuchs: "Wir spielen jetzt cleverer"

Fuchs: "Wir spielen jetzt cleverer"
Christian Fuchs erlebte bei Schalke emotionale Partys und sportliche Höhepunkte, zum Nationalteam kommt er gerne.

Christian Fuchs ist nicht nur in Deutschland angekommen, diese Saison hat er erstmals die Königsklasse erreicht. Mit Traditionsverein Schalke. Er war unter Rangnick und Stevens Stammspieler. 3990 Minuten hat er diese Saison in Meisterschaft, Europa League, Cup und Supercup gespielt. So lange wie kein anderer österreichischer Legionär in Deutschland. Nächste Woche ist er mit Schalke auf US-Tour, danach beim Team.

KURIER: Wird das Spiel am Samstag in Bremen ein Genussprojekt?
Christian Fuchs: Es fahren sicherlich ein paar Tausend Fans mit nach Bremen. Wir wollen uns gebührend verabschieden und unsere Leistung bringen. Auch wenn wir es lockerer angehen lassen können.

Sie haben als Stammspieler auch Ihren Anteil an Platz drei und damit an der Qualifikation für die Champions League, Sie haben in dieser Saison nur wenige Spiele auslassen müssen.
Mir persönlich ist alles aufgegangen. Ich habe meinen Beitrag dazu geleistet, was mich sehr stolz macht. Denn es hat doch einige gegeben, die mir das nicht zugetraut haben. Aber es war vor allem ein Supergefühl, weil wir als Mannschaft dieses Ziel erreicht haben.

Aber es war auch Ihre Leistung, die honoriert wird. Englische Medien brachten Ihren Namen mit Manchester United in Verbindung, spanische gar mit Barcelona.
Es gab keinen Kontakt mit den Klubs, ich habe noch drei Jahre Vertrag bei Schalke und fühle mich hier sehr wohl. Aber es soll Schlimmeres passieren, als dass man in Zusammenhang mit solchen Klubs genannt wird.

Fast 50 Spiele in einer Saison – gibt es da das eine oder andere Wehwehchen?
Na klar. Schon seit einem halben Jahr habe ich Schmerzen im Leistenbereich, die auf die Bauchmuskulatur ausstrahlen. Diese Schmerzen sind meine ständigen Begleiter.

Out gegen Bilbao schmerzt

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Das hört sich nicht sehr gut an.
Durch die ständige Belastung wird der Körper in diesem Bereich immer wieder gereizt. Leistenprobleme haben viele Fußballer, das ist halt ein Fußballerleiden. Wäre es eine Entzündung oder wären die Schmerzen zu stark, könnte ich ohnehin nicht spielen.

Nach dem Schlusspfiff gab es am Samstag beim letzten Heimspiel emotionale Momente. Wohl auch wegen des Abschieds von Raúl?
Es wurde aber nicht nur Raúl verabschiedet, sondern es gehen auch andere. Darunter Mathias Schober, der schon Tormann hier war, als Schalke den Europacup gewonnen hat.

Erinnerten Sie die Szenen an Ihren Abschied aus Mattersburg?
Bei Mattersburg kann ich mich erinnern, dass Didi Kühbauer vor dem LASK-Spiel einen Blumenstrauß bekommen hat. Hier auf Schalke wurde eine richtig emotionale Party inszeniert, das ganze Stadion ist kopfgestanden.

Und Sie bekamen 2008 nicht einmal einen Blumenstrauß?
Nein. Mein Wechsel von Mattersburg zu Bochum wurde erst nach der Meisterschaft fixiert.

Was war die größte Enttäuschung in dieser Saison?
Da gab es die eine oder andere Niederlage in der Meisterschaft, das Aus im Cup gegen Gladbach. Aber am ärgerlichsten war doch die Partie gegen Bilbao. Wir waren auf Augenhöhe und haben uns mit dummen Fehlern die Chance verbaut, zumindest ins Semifinale der Europa League zu kommen.

"Koller wird akzeptiert"

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Und das Nationalteam. Da haben Sie in Ihrem Heimstadion eine Schlappe gegen Deutschland kassiert. Was hat sich seither verändert?
Wir spielen jetzt cleverer, arbeiten mehr miteinander. Da drückt bei der Defensivaufgabe nicht mehr der eine dem anderen die Daumen. Da wird auch viel geholfen. Wir haben mit Marcel Koller eine Richtung eingeschlagen, die auf Sicht zu Erfolgen führen kann.

Marcel Koller war Ihr Trainer in Bochum. Haben Sie regelmäßig Kontakt mit ihm?
Ja. Wir haben das eine oder andere Mal miteinander telefoniert. Aber ich weiß auch von anderen Teamspielern, dass er mit ihnen Kontakt hält. Ich freue mich für ihn, dass die Stimmung in Österreich umgeschlagen ist. Man hat den Eindruck, dass die anfängliche Kritik verflogen ist, dass er akzeptiert ist.

Sie haben beim zweiten Spiel unter Koller wegen einer Verletzung gefehlt. Hat Sie sonst etwas gestört an dieser Partie?
Man hat einen Fortschritt gesehen, wir haben nicht viel zugelassen und einen Fußball gezeigt, den man sich anschauen kann. Wir hätten uns mehr Zuschauer verdient, als in Klagenfurt waren.

Kommen Sie gerne nach der langen Saison zum Team?
Natürlich. Mit Schalke fliege ich nächste Woche in die USA, wo auch ein Freundschaftsspiel auf dem Programm steht, dann habe ich den einen oder anderen Tag frei, dann geht es zum Team. Danach habe ich vielleicht noch etwas Urlaub, weil wegen der EM die Vorbereitung bei uns später anfängt.

Königsklasse statt Landesliga

Christian Fuchs wurde am 7. April 1986 in Neunkirchen geboren. Er wuchs in Pitten auf, wo sein Vater Obmann des Vereins war und Christian auch mit dem Fußball begann. 2001 wechselte er nach Wr. Neustadt, wo ihn Coach Heinz Griesmayr mit 15 Jahren in der Kampfmannschaft in der 1. NÖ-Landesliga einsetzte. Von dort schaffte er den Sprung ins U-17-Team, das 2003 EM-Dritter in Portugal wurde. 2003 ging er nach Mattersburg, 2008 nach Bochum, 2010 nach Mainz und 2011 zu Schalke. Der Linksfuß hat in 47 Länderspielen ein Tor erzielt. Fuchs ist 1,86 m groß und 82 kg schwer. Er ist mit Michaela verheiratet. Trauzeuge war Torhüter Robert Almer, dessen Trauzeuge Fuchs ist.

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