Florian Kainz: "Es war eine neue Erfahrung für mich"

Endlich: Florian Kainz (r.) bejubelte gegen Leipzig den ersten Treffer für Bremen
Einen wie Kainz könnte Rapid gut gebrauchen. In Bremen drängt sich der Flügel allmählich auf

Gegen Leipzig war es endlich so weit: Florian Kainz traf beim 3:0 gegen den Red-Bull-Klub erstmals für Bremen. Im Interview spricht der 24-Jährige über seine schwierige Anfangsphase bei Werder, die Krise bei seinem Ex-Klub Rapid und den fehlenden Stanglpass in Bremen.

KURIER: Sie haben gelernt, im Fußball nicht zu weit nach vorne zu blicken, sondern immer nur ein halbes Jahr. Was nehmen Sie sich für das kommende halbe Jahr vor?

Florian Kainz: Dass ich weiter meine regelmäßigen Einsätze bekomme und mich dabei für einen Platz in der Startelf empfehle. Das Wichtigste ist, dass wir als Mannschaft weiter punkten. Damit wir möglichst schnell aus dem Abstiegskampf rauskommen.

Was haben Sie dazugelernt im letzten halben Jahr?

Es war eine neue Erfahrung für mich. Davor hatte ich sowohl bei Rapid als auch Sturm immer gespielt. Ich habe sehr viel trainiert, auch körperlich zugelegt. Gerade in solchen Phasen kann man als Fußballer viel lernen.

Sie haben schon bei Rapid körperlich zugelegt. War es für die Deutsche Bundesliga am Anfang trotzdem zu wenig?

Das kann ich kaum beantworten. Ich habe ein individuelles Programm bekommen und fühle mich körperlich jetzt sehr gut. Ich habe auch viel auf meine Mitspieler geschaut: Was kann ich von ihnen annehmen, um besser zu werden?

Haben Sie sich nach der Verpflichtung des Klassespielers Serge Gnabry als direkten Konkurrenten gedacht: "Wo bin ich da gelandet?"

Diese Frage wird mir immer gestellt (lacht). Es war mir von Anfang an klar, dass die Konkurrenz viel größer sein wird als in Österreich. Und Serge Gnabry ist auch wirklich wichtig für uns.

Gab es im Winter den Gedanken an eine Leihe, um Spielpraxis zu sammeln?

Nein! Das hätte nach nur einem halben Jahr so ausgesehen, als würde ich flüchten. Ich stelle mich der Situation und hatte auch keine Zweifel.

Gibt es Tipps von den Landsmännern Zlatko Junuzovic und Florian Grillitsch?

Ich habe mich ein paar mal mit Zlatko unterhalten, wie es ihm nach dem Transfer aus Wien gegangen ist. Das Wichtigste ist aber, dass jeder erkennt, für sich selbst verantwortlich zu sein. Ich bin da auch sehr optimistisch, dass wir so den Klassenerhalt schaffen.

Bremen spielt jetzt ein 3-4-2-1-System. Haben Sie mitbekommen, dass Rapid auch auf dieses System umgestellt hat?

Ja, weil ich versuche, jedes Spiel von Rapid zu sehen. Ich habe auch mit vielen Spielern Kontakt. Deswegen kenne ich diese Dreierkette – oder Fünferkette, je nachdem, wie man das bezeichnen will.

Hätten Sie den Absturz von Rapid für möglich gehalten?

Die Ausgangslage war wirklich gut. Zu diesem guten Kader ist auch das neue Stadion gekommen und wieder der Einzug in die Europa League. Nur Monate später schaut es ganz anders aus. Das tut mir wirklich leid. Für die Spieler, auch für die Fans und die Betreuer. Trotzdem glaube ich, dass Rapid bald wieder voll angreifen kann.

Wo liegt das Geheimnis für die Österreicher-Stadt Bremen?

Es ist leicht hier, sich wohlzufühlen. Dass Bremen immer wieder Österreicher holt, liegt aber sicher daran, dass Leistungen der Österreicher immer wieder gut sind.

Wie lautet die wichtigste Erkenntnis aus Ihren ersten neun Monaten als Legionär?

Dass ich nie aufstecke, nie aufgebe und immer weiter mache.

Das ist bei Ihnen aber nichts Neues. Dass Sie nie aufgeben, wurde Ihnen schon bei Rapid von allen bescheinigt.

Schon, aber es ist eine andere Situation, wenn du nicht spielst. Da war es wichtig, immer meinen Glauben an mich zu behalten.

Sie haben bei Rapid viele Extratrainings absolviert. Halten Sie das auch in Bremen so?

Ja. Ich übe oft Abschlüsse oder Freistöße. Und in die Kraftkammer gehe ich extra.

Sie haben die EURO-Teilnahme knapp verpasst, ist das Nationalteam danach für Sie in den Hintergrund gerückt?

Ich bin zu jung, um das Nationalteam abzuschreiben. Ich schaue schon immer, wer einberufen wird und hoffe, wieder einmal den Sprung zu schaffen.

Es fällt auf, dass Sie auch nach ein paar Monaten noch so klingen wie in Österreich. Nehmen Sie vom Norddeutschen Dialekt gar nichts an?

Ich spreche noch wie in Österreich, ich verstelle mich nicht. Ich versuche aber, Wörter zu vermeiden, mit denen sich Bremer schwer tun.

Welche sind das?

Das Gurkerl zum Beispiel, oder der Stanglpass.

Eigentlich sollten die Bremer den Stanglpass kennen – das ist eine Spezialität von Ihnen!

Ja, schon. Aber das ist hier einfach nur ein Querpass.

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