Eine neue Spur führt zu Blatter

Echte Freunde kann niemand trennen: Bin Hammam (li.), Blatter.
Eine Notiz in den deutschen Akten weist auf einen Vertrauten des FIFA-Chefs hin.

Wer sucht, der findet: Dieses Sprichwort bestätigte die Süddeutsche Zeitung am Freitagmittag, als sie auf ihrer Internetseite die ersten Ergebnisse der Ermittlungen rund um die Vergabe der WM 2006 an den Deutschen Fußball-Bund veröffentlichte.

Zur Erinnerung: Der DFB hat die Wirtschaftskanzlei Freshfields damit beauftragt, die Hintergründe um die Zahlung von 6,7 Millionen Euro aufzuklären, die 2002 vom deutschen Verband an den Weltverband FIFA geleistet wurde. Das Geld soll dazu benutzt worden sein, die Delegierten beim FIFA-Kongress gefügig zu machen, damit die Deutschen ihr späteres "Sommermärchen" feiern können.

Ob dem so ist oder nicht – der Tatbestand der Bestechung ist nach deutschem Recht verjährt. Ganz im Gegensatz zum Vorwurf der Steuerhinterziehung, und dieser sorgte zu Wochenbeginn dafür, dass sich die Frankfurter Staatsanwaltschaft für eine Razzia am Sitz des DFB einstellte. Die ersten Ergebnisse bringen einen ganz neuen Aspekt in die Geschichte: Auf einem Schriftstück aus dem Jahr 2003, das Horst R. Schmidt verfasst haben soll (er war damals Vizechef des deutschen Bewerbungskomitees, Chef war Franz Beckenbauer) ist eine Zusatzvereinbarung mit der FIFA aus dem Jahr 2002 notiert.

Spur in Blatters Umfeld

Der Inhalt: ein Geldtransfer in Höhe von zehn Millionen Franken (bei der Rücküberweisung 2005 entsprach das dann inklusive Zinsen den ominösen 6,7 Millionen Euro). Zuständiger FIFA-Funktionär laut Schmidts Notizen: Mohamed bin Hammam, langjähriges Mitglied des FIFA-Exekutivkomitees, Vertrauter des suspendierten Präsidenten Joseph Blatter und seit 2012 von der Ethikkommission wegen Korruption lebenslang gesperrt.

Damit würde sich der Kreis schließen. Denn in Kreisen des DFB wird nun gemutmaßt, dass mit den Millionen eine schwarze Kasse gefüllt wurde, um Blatters Wiederwahl als FIFA-Chef im Jahr 2002 abzusichern.

Die Zeit vor dem "Sommermärchen" im Fokus

Einem Spiegel-Bericht zufolge sucht die Frankfurter Staatsanwaltschaft nach Steuervergehen schon lange vor dem Sommermärchen. Die Behörde nimmt bei ihren Ermittlungen rund um die ominöse Rückzahlung von 6,7 Millionen Euro Vorgänge ab 2000 und damit auch aus der Zeit vor der Vergabe der WM 2006 ins Visier.

Wie der Spiegel weiter berichtet, soll der DFB dem Beschluss zufolge insgesamt Steuern in Höhe von rund 2,567 Millionen Euro hinterzogen haben. Hintergrund ist die Zahlung von 6,7 Millionen Euro aus dem Jahr 2005, die der Verband in der Steuererklärung 2006 als Betriebsausgabe geltend gemacht hat. In der offenbar von DFB-Präsident Niersbach 2007 unterschriebenen Steuererklärung war die Zahlung, die über die FIFA an den früheren Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus gegangen sein soll, als Beitrag zum Kulturprogramm getarnt worden. Die Staatsanwaltschaft wollte den Bericht am Freitag nicht kommentieren.

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