Der Fehltritt von Murat Yakin

Basel-Cheftrainer Murat Yakin sorgte in der Pressekonferenz nach dem Europa-League-Spiel in Salzburg für einen verbalen Eklat.
Der Trainer des FC Basel fand kein einziges kritisches Wort über das Verhalten der FCB-Fans in Salzburg.

Es war das unrühmliche Nachspiel einer so und so schon unrühmlichen Angelegenheit, die das Europa-League-Achtelfinal-Rückspiel zwischen Salzburg und Basel und das Ausscheiden des österreichischen Leaders gegen den Schweizer Tabellenführer zumindest mitbeeinflusste.

„Es war jetzt nicht so, dass es gewünscht war. Aber die Fans sind eine große Unterstützung für uns“, sagte Basel-Coach Murat Yakin, als er auf die durch die FCB-Ultras provozierte zwölfminütige Unterbrechung angesprochen wurde. Der 39-Jährige legte mit einem Lächeln im Gesicht sogar noch nach: „Uns hat das zusätzlich motiviert. Sie waren wahrscheinlich mit unserer Spielweise nicht zufrieden. Danach war es ja auch besser.“

Schönredner

Kein Wort der Entschuldigung dafür, dass die Salzburger bei den Eckbällen in der ersten halben Stunde einem Hagel aus Wurfgeschossen ausgesetzt waren. Kein Wort der Kritik am skandalösen Verhalten der Fans. Im Gegenteil: Yakin meinte, angesprochen auf einen möglichen Spielabbruch, der das Ausscheiden der Basler zur Folge gehabt hätte: „Das wäre schade gewesen für die Leistung, die wir in Hälfte zwei gezeigt haben. Es war knapp. Mehr kann man dazu nicht sagen.“

Den Schweizern kam die ungewöhnliche Unterbrechung in der 30. Minute sportlich entgegen. Denn bis dahin war man das klar unterlegene Team, hatte – weder bei Elf gegen Elf noch in Unterzahl nach dem Ausschluss des Tschechen Suchy – ein Rezept oder ein Konzept gegen das Offensivpressing der Salzburger, die aber auch mit Kritik leben müssen: Aus der Fülle an Chancen hätte einfach mehr herausschauen müssen als nur ein Tor.

Yakin nützte die ungewohnte Pause und vollzog eine taktische Umstellung, die fruchtete. „Es es war sicher so, dass wir unser System anpassen konnten und besser organisiert waren. Diese Pause hat gutgetan“, gab Kapitän Marco Streller zu.

Spannungsverlust

Salzburg hatte zwar auch danach einige Torchancen, aber das Auftreten war nicht mehr so dominant wie zuvor. „Wir haben das Momentum verloren. Es war schwierig, die Spannung wieder hochzufahren“, analysierte Sportchef Ralf Rangnick.

Das Verhalten der Basler Fans hatte positive Folgen auf das Spiel der Schweizer, aber es wird negative Konsequenzen für den FC Basel haben. Ausschreitungen der Ultras kommen regelmäßig vor – zuletzt vor dem Champions-League-Spiel gegen Schalke im Oktober 2013.

Dazu ist der Klub in dieser Europacup-Saison bereits vorbestraft. 30.000 Euro musste der FCB an die UEFA zahlen, weil gegen Schalke eine Aktion von Greenpeace gegen den Ölkonzern und Schalke-Sponsor Gazprom nicht verhindert wurde.

Mit einer Geldstrafe wird es jetzt wohl nicht getan sein. Die Basler Klubbosse befürchteten schon am Spieltag, dass das Viertelfinal-Heimspiel – Gegner ist der FC Valencia – unter Ausschluss der Fans wird stattfinden müssen.

UEFA-Verfahren

Die UEFA hat jedenfalls noch am Freitag ein Verfahren gegen den Schweizer Meister eingeleitet. Es laufen Ermittlungen wegen des Abbrennens und Werfens von Feuerwerkskörpern durch einige Fans und ungebührlichen Verhaltens der Mannschaft in Salzburg. Der Fall soll bereits am kommenden Mittwoch von der Disziplinarkommission der UEFA verhandelt werden.

Für die Salzburger, die als Veranstalter wohl um eine Geldstrafe herumkommen werden, weil laut UEFA-Delegierten bei diesem Hochsicherheitsspiel alle Sicherheitsauflagen penibel genau erfüllt worden sind, ist eine Strafe für Basel ein schwacher Trost.

„Mich ärgert, dass das gewalttätige Verhalten der Fans auch noch belohnt worden ist. Das ist grotesk“, sagte Rangnick und fügte auch noch hinzu: „Wir sind froh, dass wir solche Fans nicht haben. Die braucht niemand.“

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